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Unternehmensgewinne sind 2020 um knapp 17 Prozent zurückgegangen

Welche Folgen der zweite Lockdown bislang für Unternehmen und Wirtschaft in Deutschland hatte, zeigt die Corona-Befragung des German Business Panel (GBP) an der Universität Mannheim. An der repräsentativen Studie Empirische Erkenntnisse zum zweiten Lockdown: Rückgang und Umverteilung von Unternehmensgewinnen trotz Staatshilfen nehmen bundesweit über 10.000 Unternehmen wiederkehrend teil. Anhand aktueller Daten, die bis zum 30. Dezember 2020 erhoben wurden, wird untersucht, wie sich die bisherigen Maßnahmen im vergangenen Jahr wirtschaftlich auf Unternehmen ausgewirkt haben: Wer ist am stärksten von den Einschränkungen belastet und wer profitiert? Wo kommt es zur Umverteilung von Gewinnen? Und wie wirkt sich dies auf die Einschätzungen der gesamtwirtschaftlichen Lage aus?

Dezember-Lockdown belastet Gewinne kaum, führt aber zur Umverteilung

Für die erwarteten Unternehmensgewinne ergibt sich ein durchwachsenes Bild. Für das Gesamtjahr rechnen die Befragten derzeit mit einem Rückgang der Unternehmensgewinne um 16,6 Prozent. Dieser Wert hat sich gegenüber der ersten Jahreshälfte allerdings leicht erholt. Im Sommer lag der Wert noch bei 22 Prozent. Gleichzeitig werden auch die Staatshilfen leicht positiver bewertet als noch im Sommer. Damals beurteilten 54,2 Prozent der Unternehmen die Hilfsmaßnahmen als ausreichend. Im November/Dezember sind nun 58,5 Prozent der Unternehmen dieser Ansicht.

Die gesamtwirtschaftlichen Erwartungen wiederum haben sich im gleichen Zeitraum erheblich verschlechtert. Während die Unternehmen im Sommer nur einen leichten Rückgang des BIP (um 0,3 Prozent) in 2021 erwarteten, rechnen sie nun mit einem wesentlich stärkeren Rückgang des BIP um 5,3 Prozent. Dieser stärker ausgeprägte Pessimismus schlägt sich ebenso in den Insolvenzerwartungen nieder: Die bereits hohe Rate, die im Sommer bei 20,6 Prozent lag, ist weiter gestiegen. Die Unternehmen erwarteten nun zum Jahresende, dass insgesamt 23,4 Prozent ihrer Wettbewerber die Krise wirtschaftlich nicht überstehen werden. Für die am stärksten betroffenen Branchen (Gastronomie, Beherbergung, Sport, Kultur) liegt die Insolvenzerwartung sogar bei 40 Prozent.

Verschärfung der staatlichen Maßnahmen im Dezember hat Rückgang nicht weiter verstärkt

Die im Dezember beschlossenen Verschärfungen der Maßnahmen hatten dabei insgesamt noch milde Auswirkungen auf Gewinne und Umsätze. Mit einem erwarteten Rückgang von 15,4 Prozent haben sich die Gewinne in der zweiten Dezemberhälfte bei gleichzeitig stabilen Umsätzen gegenüber der ersten Monatshälfte sogar ganz schwach verbessert.

"Dieser Effekt zeigt, dass die Politik mit ihrer Annahme richtig lag, die Geschäftsschließungen in einem Zeitraum vorzunehmen, der vergleichsweise geringe Belastungen mit sich bringt. Auch das Weihnachtsgeschäft ist offenbar erfolgreich weitergegangen", meint Professor Dr. Jannis Bischof von der Universität Mannheim. Bischof ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensrechnung sowie Projektleiter des German Business Panel. "Es ist nicht zu erwarten, dass eine Verlängerung der Schließungen in einem Zeitraum, in dem das Geschäft nach der Weihnachtspause üblicherweise wieder hochfährt, ähnlich milde Wirkungen haben wird."

Daten weisen auf eine Umverteilung von Gewinnen innerhalb einer Branche hin

Die Ergebnisse der Studie weisen allerdings ebenfalls auf Umverteilungen hin, die nach der Schließung der Geschäfte schon im Dezember stattfanden. Dies lässt sich beispielhaft am Einzelhandel beobachten. Einzelhändler, die ab dem 16. Dezember schließen mussten, berichten Gewinneinbußen im Umfang von weiteren 3,4 Prozentpunkten. Händler, die ihr Geschäft weiterhin öffnen durften, berichten hingegen leicht ansteigende Gewinne. Dies spricht für Ausweicheffekte, insbesondere wenn bestimmte Produkte von anderen Händlern weiterhin angeboten werden können (zum Beispiel Schreibwaren oder Spielzeug im Lebensmittelhandel).

"Hier führen die staatlichen Maßnahmen, die Unternehmen ganz unterschiedlich trafen, direkt zur Umverteilung von Gewinnen innerhalb einer Branche. Staatshilfen können dies nicht vollständig ausgleichen", so Bischof.


Den Ergebnisbericht zur Studie finden Sie hier.



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vg 06.01.2021