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Mittelstand übt sich in Zurückhaltung

Die Mittelständler in Deutschland sind trotz der Corona-Pandemie mehrheitlich nach wie vor positiv gestimmt. Aktuell bewerten 87 Prozent ihre derzeitige Geschäftslage eher oder durchweg positiv. Allerdings ist der Anteil derer, die uneingeschränkt zufrieden sind, von 57 Prozent im Vorjahr auf 49 Prozent gesunken – den niedrigsten Wert seit 2015. Auch mit Blick auf die kommenden sechs Monate erwarten immerhin 45 Prozent der Mittelständler, dass sich ihre Geschäftslage verbessert. Eine große Mehrheit von 93 Prozent sieht das eigene Unternehmen in einem eher stabilen oder sogar sehr stabilen Zustand, so Ergebnisse des Mittelstandsbarometers der Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden deutschlandweit 1.150 nicht kapitalmarktorientierte mittelständische Unternehmen mit mindestens zehn Millionen Euro Umsatz befragt.

Allerdings ergeben sich derzeit zwischen den einzelnen Branchen erhebliche Unterschiede: In der chemisch-pharmazeutischen Industrie etwa bewerten 74 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage als gut; auch die Mittelständler in der Elektrotechnik und in der Ernährungsindustrie sind mit einem Anteil von 67 beziehungsweise 63 Prozent positiv gestimmt. Beim Ausblick auf die nächsten sechs Monate bleiben die Befragten aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie optimistisch: 51 Prozent von ihnen erwarten eine Verbesserung.

Viele Unternehmen im Kraftfahrzeugbau stehen hingegen vor großen Herausforderungen: Nur 30 Prozent bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut und 32 Prozent erwarten eine Verbesserung in den kommenden Monaten, während 26 Prozent sogar eine Verschlechterung erwarten – die schlechtesten Werte aller Branchen. 23 Prozent der Unternehmen im Kraftfahrzeugbau sehen sich in einer kritischen Lage. Elf Prozent der Befragten kämpfen nach eigenen Angaben ums Überleben.

43 % der Mittelständler nahmen Unterstützung in Anspruch

Die Krise hat viele Mittelständler so stark belastet, dass sie Unterstützung brauchten: 38 Prozent haben 2020 Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen. Acht Prozent bezogen Corona-Überbrückungshilfen und sieben Prozent erhielten steuerliche Hilfsmaßnahmen, etwa die Stundung von Steuerzahlungen. Immerhin: Eine Mehrheit von 57 Prozent der Unternehmen kam ohne Unterstützung durch das Jahr.

Im ersten Halbjahr 2021 halten sich die Mittelständler angesichts der Unsicherheit bei Investitionen und Neueinstellungen dann auch zurück. Die Investitionsdynamik – also das Saldo aus den Unternehmen, die ihre Investitionen steigern wollen und denen, die sie senken wollen – ist mit zehn Prozentpunkten so niedrig wie seit 2013 nicht mehr. So planen nur noch 16 Prozent der Mittelständler, ihre Investitionen auszuweiten – der niedrigste Wert seit 2007. Wenn investiert wird, dann vor allem in den stärkeren Einsatz von Home-Office (32 Prozent der Befragten) oder Investitionen in digitale Kommunikationsmittel (15 Prozent).

Nicht nur bei den Investitionen halten sich die Mittelständler insgesamt zurück – auch bei den Neueinstellungen ist in der ersten Jahreshälfte 2021 wenig Dynamik zu erwarten: Nur 16 Prozent der Mittelständler wollen die Zahl der Mitarbeiter steigern – der niedrigste Wert seit 2010.



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tor 02.02.2021