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Pharmabranche keine Krisengewinnlerin

Die Corona-Krise hat das Wachstum der größten Pharmaunternehmen der Welt 2020 gebremst. Im Vergleich mit anderen Wirtschaftszweigen schnitt die Branche allerdinsg noch gut ab. Während die Weltwirtschaft um 3,5 Prozent schrumpfte, legten die Umsätze der 21 größten Pharmafirmen um 4,4 Prozent zu, nach 12,8 Prozent im Vorjahr. Die Corona-Krise war somit kein Wachstumstreiber, sondern führte im Gegenteil zu höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung, ergab eine Auswertung durch die Beratungsgesellschaft EY. Dafür wurden die Bilanzen der 21 größten Pharmaunternehmen der Welt herangezogen. Als 21. Unternehmen wurde das deutsche Unternehmen Merck KGaA in die Analyse eingeschlossen. Aktivitäten außerhalb des Human-Pharmabereichs wurden in den Analysen nicht berücksichtigt.

Das hohe Umsatzwachstum von 12,8 Prozent im Jahr 2019 ist wegen einer großen Unternehmensübernahme allerdings nicht komplett vergleichbar mit dem Wachstum von 4,4 Prozent im Jahr 2020. Damals übernahm Takeda das Unternehmen Shire und ließ dadurch den Umsatz der Top-21-Unternehmen steigen.

„Das Umsatzwachstum während der Corona-Pandemie lässt zwei interessante Feststellungen zu“, sagte Klaus Ort, Leiter des Bereiches Life Sciences und Healthcare bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Zum einen ist die Widerstandskraft des Pharmasektors in Anbetracht der großen Wirtschaftskrise beeindruckend. Zum anderen ist die Branche kein Krisengewinnler, denn Corona führte bei verschiebbaren Behandlungen zu Verzögerungen und beeinträchtige laufende Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Dass die Branche dennoch wuchs, verdankt sie Erfolgen in der Entwicklung von neuen Medikamenten gepaart mit langfristigen Trends wie der wachsenden und alternden Weltbevölkerung.“


Dominanz der US-Firmen

Aus den Bilanzen der 21 untersuchten Unternehmen lässt sich zudem ablesen, dass die Dominanz der Firmen mit Sitz in den USA weiter wächst. Sie erzielten mehr als die Hälfte (51 Prozent, 2019 noch 49 Prozent) der Umsätze. In der Rangfolge der nach Umsatz größten Unternehmen gab es zudem einige Verschiebungen. Während Pfizer 2019 noch das zweitgrößte Pharmaunternehmen der Welt war, fiel es durch die Ausgründung von Upjohn auf Rang 6 zurück. Neu auf Platz 2 findet sich Abbvie, die durch den Erwerb von Allergan und organisches Wachstum einen Sprung nach vorn machten. Bei Bristol-Meyer-Squibb sorgte ein einziges neues Krebsmedikament für einen Umsatzanstieg von rund zehn Milliarden Euro.

Deutlich stärker als die Umsätze stiegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung der 21 großen Pharmaunternehmen. Sie legten 2020 um 9,2 Prozent, nachdem sie bereits im Vorjahr um 9,7 Prozent gewachsen waren.

Der operative Gewinn (EBIT) stieg bei den Unternehmen im Schnitt nur noch moderat um 2,7 Prozent, wobei es zwischen den einzelnen Unternehmen sehr große Unterschiede gab. Im Jahr 2019 hatten die Unternehmen noch einen Gewinnsprung von durchschnittlich 18,7 Prozent verzeichnet.


Biotechs profitabler als klassische Pharmaunternehmen

Die Auswertung der Bilanzen zeigt, dass die führenden Pharmaunternehmen auch in konjunkturell schwierigen Zeiten vergleichswiese hohe Margen erwirtschaften konnten. Die durchschnittliche EBIT-Marge der Top-21 sank nur leicht um 0,5 Prozentpunkte auf 25,7 Prozent. Mit Gilead an der Spitze führen die fünf Top-Biotechnologie-Unternehmen das Margen-Ranking an. Gilead und Novo Nordisk erzielten sogar eine Marge von über 40 Prozent.

Die hohen Margen erklären sich zum Teil mit dem hohen Umsatzanteil biotechnologisch hergestellter Medikamente. Diese sind häufig sogenannte Blockbuster-Produkte mit einem Jahresumsatz von über eine Milliarde Dollar. Der Anteil der Blockbuster am Gesamtumsatz der Unternehmen steigt seit Jahren, zuletzt um 3 Prozentpunkte auf 65,6 Prozent.



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tor 22.06.2021