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Europäische Fußball-Ligen: Bundesliga zeigt sich am krisenstabilsten

Der europäische Spitzenfußball erwirtschaftete in der Saison 2019/20 Umsätze in Höhe von 25,2 Milliarden Euro (exklusive Transfererlöse) und damit 3,7 Milliarden Euro weniger (minus 13 Prozent) als im Vorjahr. Dabei handelt es sich um den ersten Umsatzrückgang seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008, so Zahlen aus der 30. Ausgabe des "Deloitte Annual Review of Football Finance", in dem die wirtschaftliche Performance von Europas Topligen betrachtetwird.

Hintergrund des Rückgangs ist natürlich die Corona-Pandemie: Nachdem die Saison 2019/20 zunächst wie jede andere gestartet war, veränderte die COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 in Europa auch den Betrieb der europäischen Fußballligen. Statt die Spielzeit in vollen Stadien zu beenden, wurden die verbleibenden Saisonspiele zunächst verschoben und schließlich, je nach Land, vor leeren Rängen zu Ende gespielt oder gänzlich abgesagt.

Mit 60 Prozent der Gesamtumsätze tragen die „Big Five“-Ligen auch in diesem Jahr den Großteil zum europäischen Marktvolumen bei. Diese fünf Ligen haben 2019/20 Umsätze in Höhe von insgesamt 15,1 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit 11 Prozent weniger als in der Vorsaison. Die Unterschiede in der wirtschaftlichen Performance in den einzelnen Ligen hingen dabei vor allem von zwei Faktoren ab. „Zum einen war natürlich relevant, ob die Saison zu Ende gespielt werden konnte und wenn ja, wie viele der verbleibenden Spiele vor Ablauf der üblichen Geschäftsperiode zum 30. Juni absolviert wurden“, erklärt Kim Lachmann, Senior Manager der Sport Business Gruppe bei Deloitte. „Ersteres haben mit Ausnahme der Ligue 1, die ihre Saison Ende April für beendet erklärt hat, alle „Big Five“-Ligen erreicht, während letzteres nur die Bundesliga geschafft hat. Zum anderen spielte eine wichtige Rolle, ob und in welcher Höhe Medienpartner Entschädigungen aufgrund verschobener oder ausgefallener Spiele einforderten. Auch hier waren die Auswirkungen in der Bundesliga relativ gering, da zu leistende Rückzahlungen durch die zeitnahe Durchführung der verbleibenden Spiele im Vergleich zu den anderen „Big Five“-Ligen auf ein Minimum beschränkt werden konnten.“

Bundesliga rückt vor auf Platz 2

Von allen „Big Five“-Ligen ist die Bundesliga wirtschaftlich am stabilsten durch die Saison 2019/20 gekommen und rückt damit auf den zweiten Platz der umsatzstärksten Ligen. Insgesamt hat die deutsche Spitzenliga 3,2 Milliarden Euro erwirtschaftet, was einem im Ligavergleich moderaten Umsatzrückgang von minus 4 Prozent entspricht (minus 137 Millionen Euro). Dieser ist vor allem auf einen Rückgang bei den Spieltagerlösen zurückzuführen, die in Konsequenz der ab Mai 2020 stattfindenden sogenannten „Geisterspiele“ und dem damit verbundenen Ausschluss von Zuschauern um 156 Millionen Euro (minus 30 Prozent) gesunken sind.

Den größten Anteil am Bundesliga-Umsatz 2019/20 hatten mit 46 Prozent und 1,5 Milliarden Euro wie in den Vorjahren die Medienerlöse. In diesem Bereich kam der Liga zugute, dass der Spielbetrieb bereits im Mai wiederaufgenommen wurde, während der Ball in den anderen Ligen noch ruhte, sodass infolgedessen seitens der Medienpartner keine signifikanten Rabatte gefordert wurden.

Darüber hinaus gelang es der DFL, durch den Abschluss des Bieterprozesses für den Medienrechtezyklus der kommenden vier Jahre (2021/22 bis 2024/25) im Sommer 2020 – und damit mitten in der Pandemie – in diesem Bereich für Planungssicherheit zu sorgen. Die Rechte wurden für durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro pro Saison veräußert. Dies entspricht einem leichten Minus von 5 Prozent im Vergleich zur vorherigen Rechteperiode, was – vor dem Hintergrund der wirtschaftlich unsicheren Lage sowie der hohen erzielten Steigerungen in vergangenen Vergaberunden – dennoch als Erfolg gewertet werden kann, so Deloitte.

Im Bereich Sponsoring konnte die Bundesliga ihre Umsätze sogar um 5 Prozent steigern, was das Ergebnis von Steigerungen bei verschiedenen Clubs ist, darunter auch bei solchen, die nicht zu den regelmäßigen Teilnehmern am europäischen Wettbewerb gehören. Ebenfalls positiv zu bewerten ist die Entwicklung des Personalaufwands in der Liga, der mit 0,5 Prozent nur geringfügig angestiegen ist. Hierbei setzen die deutschen Clubs weiter auf Stabilität. Dennoch ist die Personalaufwandsquote in der Saison 2019/20 mit 56 Prozent auf ein neues Rekordhoch der vergangenen 20 Jahre gestiegen. Im internationalen Vergleich weist die Bundesliga weiterhin die mit Abstand geringste Personalaufwandsquote unter den „Big Five“-Ligen aus.

Premier League: Hohe Fixkosten erschweren schnelle Reaktionen

Der wirtschaftliche Koloss unter den „Big Five“-Ligen, die britische Premier League, verzeichnete in der Saison 2019/20 erstmals einen Rückgang bei den Umsätzen. Mit 5,1 Milliarden Euro erwirtschaftete sie 13 Prozent geringere Umsätze als in der Rekordsaison 2018/19. Damit ist auch die Lücke zur wirtschaftlich zweitstärksten Liga deutlich geschrumpft (+1,9 Milliarden Euro zur Bundesliga gegenüber +2,5 Milliarden Euro zur damals zweitstärksten La Liga in 2018/19), wobei das Umsatzvolumen der Premier League noch immer 60 Prozent größer ist als das der Bundesliga. Hauptsächlich getrieben wurde der Rückgang von Spieltag- und Medienerlösen.

Insgesamt musste die spanische La Liga einen Umsatzrückgang von 8 Prozent (261 Millionen Euro) hinnehmen und hat damit in der Saison 2019/20 Umsätze in Höhe von 3,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Im Hinblick auf die Zuschauerzahlen ließ sich in Spanien vor den pandemiebedingten Einschränkungen ein Trend beobachten: Vor der Unterbrechung der Saison am 12. März 2020 waren im Durchschnitt 5 Prozent mehr Zuschauer in den Stadien als in der Vorsaison. Infolge der Saisonfortsetzung vor leeren Rängen sanken die Spieltagerlöse jedoch letztlich auch hier deutlich um 97 Millionen Euro (minus 19 Prozent).

Italien ist eines der ersten Länder, das COVID-19-bedingte Einschränkungen verhängen musste und war darüber hinaus besonders stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Entsprechend war die Serie A die erste europäische Liga, die ihre Saison unterbrach, als am 9. März der Spielbetrieb eingestellt wurde. Infolgedessen sanken die Spieltagerlöse in Italien um 18 Prozent im Vergleich zur Vorsaison, wobei der Rückgang in absoluten Zahlen mit einem Minus von 50 Millionen Euro weniger stark ausfällt als in England, Deutschland und Spanien. Dies liegt vor allem an den verhältnismäßig älteren italienischen Stadien und den, unter anderem hiermit zusammenhängenden, geringeren Zuschauerzahlen.

Für die Ligue 1 war der wirtschaftliche Betrieb unter dem Eindruck der COVID-19-Pandemie besonders herausfordernd. In Frankreich wurde als einziger Liga innerhalb der „Big Five“ der Spielbetrieb der Saison 2019/20 nicht zu Ende geführt, was erhebliche Rückzahlungen an die Medienrechtehalter und einen Rückgang der Gesamtumsätze um 16 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zur Folge hatte. Um die Ausfälle für ihre Clubs abzumildern, erhielt die französische Liga eine staatliche Bürgschaft über zusätzliche Finanzmittel.


 



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tor 29.07.2021