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Wie wichtig sind dynamische Fähigkeiten für Unternehmen?

Lockdowns, Lieferengpässe & Co.: Die aktuelle Situation erfordert von Unternehmen einiges an Flexibilität. Wie können sie dabei sicherstellen, dass sie unter solchen Bedingungen leistungsfähig bleiben? Dynamische Fähigkeiten können hier helfen, Betriebsabläufe – wie bspw. Beschaffungsprozesse – wettbewerbsfähig zu halten. Unternehmen verfügen über dynamische Fähigkeiten, wenn sie regelmäßig Aktivitäten ausführen, um wichtige Veränderungen im Umfeld zu erkennen, die Auswirkung auf das eigene Unternehmen analysieren und dann gegebenenfalls zielgerichtete Veränderungen der bestehenden Betriebsabläufe auslösen.

"Manche Unternehmen führen diese Aktivitäten wie ein Programm aus, mit hoher Frequenz – beinahe wöchentlich – und strengen Verfahrensvorgaben, andere Unternehmen machen das sehr viel seltener und haben kaum Vorgaben. Alle diese Ansätze können funktionieren. Die Frage ist aber, unter welchen Umständen", so Prof. Dr. Hendrik Wilhelm von der Universität Witten/Herdecke (UW/H).

Im Rahmen der Studie (When) are dynamic capabilities routine? A mixed-methods configurational analysis haben er und seine Kollegen Prof. Dr. Indre Maurer (Georg-August-Universität Göttingen) und Prof. Dr. Mark Ebers (Universität zu Köln) vier Idealtypen solcher Fähigkeiten identifiziert, die jeweils nur unter ganz bestimmten Bedingungen funktionieren. Die Studie beruht auf einer vergleichenden Analyse von 103 Unternehmen aus drei Industrien in Deutschland; in einem zweiten Schritt wurden 16 dieser Firmen genauer untersucht. Dabei wurden die folgenden drei Faktoren ausgemacht, die entscheidend dafür sind, wie die Prozesse organisiert werden sollten:

  1. Ist die Konkurrenz im Markt dynamisch oder ruhig?
  2. Ist die Firmenkultur eher abwartend-reaktiv oder proaktiv-handlungsorientiert?
  3. Wie viele Ressourcen (Geld und Arbeitskraft) stehen zur Verfügung?

Die Verantwortlichen in den Unternehmen könnten oft gut einschätzen, wie ihr Unternehmen bei diesen drei Fragen positioniert sei. Die Studie gebeEntscheider:innen damit eine Grundlage, um den zu ihrem Unternehmen passenden Typ dynamischer Fähigkeiten zu finden, so Wilhelm. Denn wer sich richtig einschätze, könne den relativ einfachen Regeln aus der Studie folgen: Entscheider:innen, deren Unternehmen in dynamischen Märkten arbeiten, sollten prüfen, welche Firmenkultur und wie viele Ressourcen vorliegen. Eine unternehmerische Kultur und viele Ressourcen sprechen für den programmierten Typ.

"Da gibt es meist ausgefeilte Regelbücher, welche Messen man besucht, welche Wettbewerber und welche Social Media-Kanäle beobachtet werden müssen. Auch hier finden wir eine durchgetaktete Umsetzung der Veränderungen", sagt Wilhelm. "Fehlt es an Ressourcen, ist ein experimenteller Typ besser geeignet. In solchen Betrieben wird viel ausprobiert, Veränderungen erfolgen auf Zuruf und es werden wenige schriftliche Vorgaben gemacht. Diese Unternehmen testen, welche Veränderungen notwendig sind, um die Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten."

Prägt nicht eine unternehmerische Kultur das Unternehmen, sondern eine eher problemgetriebene, sollten Entscheider:innen den adaptiven Typ wählen, so Wilhelm. Die Wettbewerbsposition werde seltener überprüft, notwendige Änderungen dafür aber umso strukturierter umgesetzt. Sollten Unternehmen schließlich in einem ruhigen Marktumfeld operieren, könne man sich Zeit lassen und etwa einmal im Jahr in einen Reflektionsprozess eintreten. Allerdings müsse das Unternehmen auch über gute finanzielle Ressourcen verfügen, um die dann fehlende Routine bei der Ausführung der Prozesse auffangen zu können.

"Unsere Studie zeigt, dass es nicht den einen Typ dynamischer Fähigkeiten gibt, der für alle Unternehmen passt. Vielmehr ist es Aufgabe und Qualifikation der Manager, den jeweils zur Unternehmenskultur, Ressourcenausstattung und Wettbewerbsdynamik passenden Typ zu wählen", betont Wilhelm.



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vg 19.01.2022