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Kredite sollen teurer werden - Quelle: EY

Kredite sollen teurer werden - Quelle: EY

Finanzwesen

Unternehmenskredite sollen restriktiver und teurer werden

Kredite für Firmenkunden dürften in den kommenden Monaten teurer werden: 52 Prozent der Banken in Deutschland gehen davon aus, in diesem Jahr die Konditionen bei Firmenkrediten nach oben anpassen zu können. Kaum ein Bankmanager rechnet hingegen mit sinkenden Zinskosten für die Kunden. Zudem soll die Vergabe von Krediten an Unternehmen insgesamt restriktiver gehandhabt werden: 30 Prozent der Bankmanager erwarten eine restriktivere Kreditvergabe, nur sechs Prozent sehen eine gegenteilige Entwicklung. Dennoch bleiben die Aussichten im Geschäft mit Firmenkunden gut: 86 Prozent der Bankmanager bezeichnen die Geschäftsperspektiven in diesem Segment als gut oder eher gut.

Das sind Ergebnisse des Bankenbarometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), Frankfurt. Für die Studie wurden Befragung von 120 Finanzinstituten in Deutschland befragt, davon 109 Banken und elf FinTechs.

Banken wollen Kosten senken

Während höhere Gebühren und steigende Zinsen zusätzliche Einnahmen generieren sollen, versuchen die Banken weiter, bei Verwaltungskosten den Rotstift anzusetzen. Dabei wird vor allem das Filialnetz ins Visier genommen. 80 Prozent der befragten Bankmanager rechnen damit, dass die Zahl der Bankfilialen in Deutschland bis 2025 um mindestens 20 Prozent sinken wird.

Kostensenkungen stehen bei den deutschen Banken nach wie vor weit oben auf der Agenda: Für 58 Prozent der Institute haben entsprechende Maßnahmen derzeit eine große Bedeutung. Und auch der Personalabbau soll vorerst tendenziell weitergehen: Bei 29 Prozent der befragten Banken wird mir einem Rückgang der Beschäftigtenzahl in den kommenden sechs Monaten gerechnet – dem stehen 25 Prozent mit einer steigenden Anzahl an Beschäftigten gegenüber.

Banken entdecken Nachhaltigkeit als strategischen Wettbewerbsvorteil

Einer der Bereiche, in denen die Banken mehr Expertise benötigen und voraussichtlich verstärkt investieren, ist ESG – also die Berücksichtigung von Kriterien aus den Bereich Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance).

"Die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien spielt in der Finanzbranche eine stetig wachsende Rolle", so Robert Melnyk, Leiter des Bereiches Banken und Kapitalmärkte bei EYk. "Die Einführung einer Taxonomie durch die Europäische Union und die damit verbundene Klarstellung, welche Aktivitäten als nachhaltig gelten, aber auch der wachsende Druck von Regulierungsbehörden stellen die Banken vor die Aufgabe, nachvollziehbare und nachprüfbare Angaben zu ESG-Themen auch in Bezug auf das eigene Kreditportfolio zu machen."

Es setze sich die Erkenntnis durch, dass Banken einen wesentlichen Beitrag zum Strukturwandel in der Realwirtschaft und zur Erreichung der Pariser Klimaziele leisten können, allerdings fehlt es derzeit vielfach noch an einer praxisnahen Ausgestaltung der Regulatorik, an einheitlichen ESG-Standards und transparenten Kennzahlen. Gleichzeitig gibt es immer wieder Greenwashing-Vorwürfe gegenüber der Finanzbranche. 84 Prozent der befragten Bankmanager bezeichnen strenge regulatorische Auflagen durch Aufsichtsbehörden als große Herausforderung für das eigene Unternehmen. Und 82 Prozent berichten von Problemen mit fehlenden Daten und Erfahrungswerten hinsichtlich möglicher Risiken und Kosten im Zusammenhang mit der Verankerung von ESG in der eigenen Bank.

Immerhin: An Aufmerksamkeit in den Chefetagen mangelt es inzwischen nicht mehr. Bei 74 Prozent der Institute liegt die Zuständigkeit für ESG auf Vorstandsebene. Und die Branche ist sich einig, dass ESG dauerhaft ein bedeutendes Thema für die Branche sein wird: Immerhin 48 Prozent der befragten Bankmanager sind der Meinung, dass ESG den Finanzmarkt grundlegend und dauerhaft verändern wird.

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vg 11.04.2022