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Marktprognose

Unternehmen korrigieren Umsatzprognosen nach unten

Quelle: Imageteam/Fotolia

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Viele Unternehmen in Deutschland haben ihre Umsatzerwartung aufgrund der Folgen des Ukrainekriegs für 2022 deutlich nach unten korrigiert. Vor Kriegsbeginn rechnete lediglich jedes vierte Unternehmen für 2022 mit einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Aktuell geht branchenübergreifend mit 47 Prozent fast jedes zweite Unternehmen von schrumpfenden Umsätzen aus. Dies sind Ergebnisse der Horváth-Sonderbefragung zu wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs für die deutsche Wirtschaft im Rahmen der jährlichen Studie CxO Priorities 2022. Für die vorliegende Studie wurden 100 Manager:innen aus Unternehmen ab 200 Millionen Jahresumsatz im Zeitraum 28.3. bis 8.4.2022 befragt.

"Trotz der wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs, insbesondere der steigenden Energie- und Rohstoffkosten, gehen deutsche Unternehmen branchenübergreifend davon aus, das laufende Jahr noch mit einem leichten nominalen Umsatzplus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr abzuschließen", so Ralf Sauter, Studienleiter und Partner der Managementberatung Horváth. "Aufgrund der hohen und noch steigenden Inflationsrate kann in diesem Jahr nicht von einem realen Wachstum ausgegangen werden."

Industrie korrigiert Umsatzerwartung um 7,5 Prozentpunkte nach unten

Im Durchschnitt haben die Unternehmen ihre Umsatzerwartung um 3,7 Prozentpunkte nach unten korrigiert – die Industrie sogar um 7,5 Prozentpunkte.

"Die Industrie ist von den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukrainekriegs am stärksten betroffen", so Sauter. "Drei Viertel der deutschen Industrieunternehmen kämpfen mit steigenden Rohstoffpreisen, 70 Prozent sind von Lieferkettenunterbrechungen betroffen, etwa 60 Prozent machen die hohen Energiekosten stark zu schaffen."

Der Verlust von Russland als Absatzmarkt spiele für die Unternehmen branchenübergreifend eine erstaunlich geringe Rolle. Für eine deutliche Mehrheit der befragten Unternehmen habe dieser Aspekt kaum oder überhaupt keine Auswirkungen.

"Es sind also vor allem die indirekten wirtschaftlichen Folgen des Kriegs, die die Wirtschaft eintrüben", sagt Sauter und rät: "Riskante Investitionen sollten erst einmal vertagt werden. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit durch eine Optimierung der Kosten- und Ergebnisstruktur sollte im Fokus stehen. Strategisch gilt es, Produktion und Wertschöpfung nachhaltig so aufzustellen, dass das Unternehmen möglichst resilient gegenüber geopolitischen Krisen und Verwerfungen in den Lieferketten wird."

95 Prozent der Unternehmen mit relevantem Russlandgeschäft haben umstrukturiert

Fast neun von zehn Befragten geben in der Horváth-Studie an, vor dem Krieg relevantes Russlandgeschäft betrieben zu haben. Davon haben 95 Prozent bereits entschieden, ihre Geschäfte einzuschränken oder auszusetzen. Die meisten setzen auf einen temporären Rückzug aus dem Markt. 21 Prozent haben diesen bereits vollzogen und weitere 16 Prozent planen ihn. Jedes dritte Unternehmen will sich langfristig komplett zurückziehen oder hat dies bereits getan (7 Prozent bzw. 25 Prozent). Ein Viertel schränkt die Geschäfte zumindest ein oder hat dies bereits getan. Nur eine Minderheit von fünf Prozent lässt das Russlandgeschäft weiterlaufen wie bisher.

Hauptsächlich schwache Sanktionen bei aktivem chinesischem Eingriff erwartet

Im Fall des Szenarios, dass sich die Volksrepublik China aktiv auf russischer Seite im Ukrainekrieg beteiligt, hält weniger als die Hälfte der Befragten Sanktionen ähnlicher Dimension wie jene, die gegen Russland verhängt wurden, für umsetzbar (45 Prozent). Weitere 36 Prozent rechnen mit eher schwachen Sanktionen, ein Fünftel geht von gar keinen Sanktionen aus.

Keine einheitliche Forderung nach staatlicher Unterstützung

Auf die Frage, welche staatlichen Maßnahmen die Unternehmensverantwortlichen zur Abfederung der wirtschaftlichen Kriegsfolgen von der Bundesregierung fordern, fallen die Antworten heterogen aus. An erster Stelle stehen Entschädigungs- beziehungsweise Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen, die besonders hohe kriegsbedingte Preissteigerungen bewältigen müssen (von 42 Prozent gefordert). Dahinter folgen Entschädigungen beziehungsweise Unterstützungsangebote für Unternehmen, für die die Ukraine ein besonders relevanter Markt war (32 Prozent). Jeweils 30 Prozent fordern vereinfachte Regelungen zur Beschäftigung ukrainischer Fachkräfte beziehungsweise unbürokratische Sofort-Kredite wie in der Pandemie. Eine pauschale Unterstützung von Branchen, die stark vom Russlandgeschäft abhängig sind, befürworten nur 29 Prozent.

 

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vg 28.04.2022