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Konjunkturerwartungen  der Unternehmen an ihr Auslandsgeschäft - Quelle: DIHK/AHK

Konjunkturerwartungen der Unternehmen an ihr Auslandsgeschäft - Quelle: DIHK/AHK

World Business Outlook

Unternehmen stellen sich auf schlechtere Auslandsgeschäfte ein und passen Strategien an

Erst Corona-Krise, dann Lieferkettenprobleme und in diesem Jahr russischer Angriffskrieg sowie neuerlicher Lockdown in China – die global engagierten deutschen Unternehmen sehen in diesem Frühjahr keine Verschnaufpause. Im Gegenteil: In den meisten Teilen der Welt stellen sie sich dem jüngsten AHK World Business Outlook der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) zufolge auf anhaltend schlechtere Geschäfte ein. Für den Report wurden  im Frühjahr 2022 insgesamt 4.200 Unternehmen befragt.

Auslandsgeschäfte deutscher Unternehmen auf Schlingerkurs

Vor dem aktuellen Hintergrund beurteilen im Befragungszeitraum März und April etwas weniger als die Hälfte der deutschen Unternehmen im Ausland (48 Prozent) ihre aktuelle Geschäftslage noch als gut, das bedeutet eine leichte Verschlechterung gegenüber der Herbstbefragung 2021. Die Zuversicht der Unternehmen für das eigene Geschäft im laufenden Jahr erleidet jedoch einen gehörigen Dämpfer: Der Saldo aus Optimisten und Pessimisten hat sich im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2021 nahezu halbiert. Dabei nehmen die auslandsaktiven Unternehmen die konjunkturelle Krise je nach Weltregion sehr unterschiedlich wahr: In Ost- und Südosteuropa (ohne die EU-Länder) sowie in Russland und der Türkei beurteilt mehr als jedes zweite deutsche Unternehmen (54 Prozent) die künftige Wirtschaftsentwicklung als schlecht. In der Eurozone bewerten immerhin 41 Prozent der Unternehmen die Konjunkturentwicklung an ihrem Standort negativ. Bei der Ländergruppe aus den sonstigen EU-Staaten sowie Großbritannien, der Schweiz und Norwegen sind es sogar knapp die Hälfte (47 Prozent).

Vor allem steigende Rohstoff- und Energiepreise drücken die Erwartungen bei jeweils rund zwei Drittel der in Europa angesiedelten deutschen Betriebe. Weltweit sind das immerhin noch 55 Prozent respektive 46 Prozent. Darüber hinaus klagt gut jedes zweite Unternehmen (53 Prozent) über anhaltende Störungen in den Lieferketten, in China und Nordamerika ist der Anteil sogar noch höher.

Unverändert zur Herbstbefragung bleibt der Druck der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Ihn benennen gut 40 Prozent der deutschen Unternehmen als Risikofaktor für ihre Geschäfte. Aber auch die Entwicklung der Arbeitskosten wird von 29 Prozent der Unternehmen als ein Hauptrisikofaktor für die eigenen Geschäfte genannt – ein Höchstwert in der Befragung.

Globale Standortentscheidungen und Lieferstrategien werden angepasst

Im AHK World Business Outlook gibt ein Drittel an, ihre internationalen Standorte derzeit kritisch auf den Prüfstand zu stellen. Mehr als ein Drittel der Unternehmen sieht die Notwendigkeit, aufgrund der aktuellen globalen Verwerfungen die Risiken von neuen Standorten gänzlich neu zu bewerten. Auch sehen 34 Prozent der weltweit aktiven deutschen Unternehmen eine Zunahme von politischem Einfluss auf die Lieferketten auf sich zukommen.

Die Umfrage zeigt auch, dass mehr als ein Viertel der weltweit vernetzten Unternehmen sein Lieferantenportfolio auch über Regionen hinweg vergrößern will und mehr als ein Fünftel eine Verlagerung von Produktion an neue Standorte als notwendig ansieht. So hat zum Beispiel der seit Wochen andauernde strikte Lockdown in China dazu geführt, dass derzeit knapp die Hälfte der dort ansässigen deutschen Unternehmen (47 Prozent) sich gezwungen sieht, ihre Standorte kritisch zu überdenken. Jedes achte Unternehmen erwägt sogar, das Land zugunsten eines Standortes näher am europäischen beziehungsweise deutschen Heimatmarkt zu verlassen. Hinzu kommt der zunehmende Protektionismus des Landes, den etwa jedes zweite in China ansässige deutsche Unternehmen (56 Prozent) langfristig erwartet.

Ein weiterer Faktor sind die anhaltenden Störungen der Lieferketten: Ein Drittel der deutschen Unternehmen im Ausland fühlt sich durch veränderte politische Einflussnahme auf die Lieferketten zum Überdenken des Auslandsgeschäfts gezwungen.

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vg 13.05.2022