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Wirtschaftliche Belastungen und Sorgen durch Ukraine-Krieg und Inflation weiter verbreitet als auf Höhepunkt der Corona-Krise - Quelle: WSI

Wirtschaftliche Belastungen und Sorgen durch Ukraine-Krieg und Inflation weiter verbreitet als auf Höhepunkt der Corona-Krise - Quelle: WSI

Ukraine-Krieg

Sorgen um die wirtschaftliche Situation steigen

Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der stark gestiegenen Inflation machen sich mehr Erwerbspersonen in Deutschland große Sorgen um ihre eigene wirtschaftliche Situation als zu irgendeinem Zeitpunkt während der Corona-Krise. Aktuell empfindet rund ein Viertel aller Erwerbstätigen und Arbeitsuchenden die eigene finanzielle Lage als äußerst stark oder stark belastend (24 Prozent) und hat große Sorgen um die eigene wirtschaftliche Zukunft (26 Prozent). Das zeigen neue Ergebnisse aus der repräsentativen Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Für die Analyse wurden Ende April 6.234 Erwerbstätige und Arbeitsuchende von Kantar Deutschland online zu ihrer Lebenssituation während der Pandemie befragt. Dieselben Personen waren bereits im April, Juni und November 2020 sowie im Januar, Juli und Oktober 2021 und im Januar 2022 interviewt worden, allerdings teilweise nicht mit dem vollständigen Fragebogen.

Unter Erwerbspersonen mit niedrigem Haushaltseinkommen unter 1.300 Euro netto im Monat äußert sogar mehr als die Hälfte große Sorgen um die eigene wirtschaftliche Lage, in der nächsthöheren Einkommensgruppe zwischen 1.301 und 2.000 Euro netto tun das noch fast 40 Prozent. Auch die Belastung durch steigende Preise ist bei Erwerbspersonen mit niedrigem Einkommen sehr weit verbreitet. Sie reicht aber auch weit in mittlere Einkommensgruppen, wo 54 bis 59 Prozent sich große Sorgen um die Inflation machen.

Die Sorge um die soziale Ungleichheit in Deutschland ist derzeit ebenfalls ausgeprägter als jemals während der Pandemie: Zwei Drittel aller Befragten fürchten, dass die Gesellschaft so weit auseinanderdriftet, "dass sie Gefahr läuft, daran zu zerbrechen". Drei Viertel glauben, dass die Einkommensverteilung durch den Ukraine-Krieg ungleicher wird. Dagegen sind die sozio-emotionalen Belastungen, von denen die Befragten berichten, etwa mit Blick auf die familiäre oder die Arbeitssituation zwar zuletzt auf das niedrigste Niveau seit Pandemiebeginn gesunken, offenbar, weil Schul-, Kita- und Betriebsschließungen im Moment kein großes Thema sind. Unter dem Strich überwiegen aber Verunsicherung und Unzufriedenheit: Lediglich rund ein Viertel der befragten Erwerbspersonen ist aktuell zufrieden mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung in der Russland-Ukraine-Krise, rund ein Drittel äußert sich zufrieden mit Blick auf die Bewältigung der Pandemie.

Weniger Ängste vor Corona-Infektion, steigende Sorgen um die finanzielle Lage

Die weit verbreiteten Belastungen aufgrund der finanziellen Situation schlagen sich auch in einer gewachsenen Verunsicherung mit Blick auf die Zukunft nieder. Während die Befürchtungen wegen einer möglichen Ansteckung mit dem Corona-Virus mittlerweile auf einem Tiefststand sind (mit noch 13 Prozent, die sich große Sorgen machen), sind insbesondere finanzielle Sorgen bei den Befragten weiter als zuletzt verbreitet. Besonders stark sind die Sorgen um die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und die eigene wirtschaftliche Situation angestiegen (auf jetzt 44 Prozent bzw. 26 Prozent, die große Sorgen äußern. Weiterhin sorgen sich die Befragten zudem in erheblichem Ausmaß um den sozialen Zusammenhalt und die Entwicklung der sozialen Ungleichheit – letztere Sorgen sind mittlerweile auf dem höchsten Stand seit Beginn der Panel-Befragung und liegen beispielsweise knapp zehn Prozentpunkte höher als auf dem Höhepunkt der ersten Pandemiewelle.

Hauptgrund für die breite Verunsicherung ist aktuell die Angst vor einer Ausweitung des Ukraine-Krieges – dicht gefolgt von steigenden Preisen. Nur ein Bruchteil der Erwerbspersonen von vier bis sechs 6 Prozent äußert hier keine Sorgen. Befürchtungen um den Zustand der Gesellschaft, um den Zusammenhalt, die Entwicklung der Ungleichheit und vor einer Destabilisierung der Demokratie sind ebenfalls weit verbreitet. Zudem sorgen sich viele Befragte darum, dass Preissteigerungen und eine sich allgemein verschlechternde wirtschaftliche Situation sehr langfristige Folgen für sie haben: 37 Prozent äußern große Sorgen um ihre Altersabsicherung, 29 Prozent haben große Sorgen, ihren Lebensstandard nicht mehr halten zu können. Auch ist auffällig, dass viele Befragte sich Gedanken um die hohen Staatsausgaben machen. Im Vergleich dazu deutlich weniger verbreitet sind Sorgen, die Arbeit zu verlieren, oder um die eigene berufliche Zukunft.

Große Mehrheit plant, Energieverbrauch zu senken

Die gestiegenen Preise führen zu erheblichen Belastungen bei vielen. Insgesamt 52 bis 60 Prozent der Befragten berichten von äußersten oder starken Belastungen durch den Anstieg der Lebensmittel-, Energie- und Kraftstoffpreise. Dies führt jedoch bislang nur teilweise zu Verhaltensänderungen. Beim Pendeln zur Arbeit sehen Kohlrausch und Hövermann keine großen Veränderungen gegenüber den Ergebnissen vom Herbst 2021: 75 Prozent der befragten Erwerbspersonen nutzen dazu das Auto. Allerdings denken jetzt 20 Prozent der KFZ-Pendler darüber nach, auf ein anderes Verkehrsmittel umzusteigen. Je nach Energieform (Kraftstoff, Warmwasser, Raumwärme, Strom) hat sich eine Mehrheit von 61 bis 72 Prozent der Befragten vorgenommen, den Energieverbrauch zu senken. Die meisten planen eher geringfügige Absenkungen, aber immerhin 13 bis 19 Prozent aller Befragten haben sich, je nach Energieart, vorgenommen, ihren Verbrauch bedeutend zu reduzieren.

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vg 30.05.2022