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Deutschland droht den Anschluss an die beiden Spitzenreiter zu verlieren - Quelle: EY

Deutschland droht den Anschluss an die beiden Spitzenreiter zu verlieren - Quelle: EY

Investitionsprojekte

Ausländische Investitionen in Deutschland sinken, Produktion wird zurückverlagert

Während die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte in Europa 2021 um fünf Prozent auf 5.877 Investitionsprojekte stieg, ist in Deutschland ein Rückgang um zehn Prozent zu verzeichnen - auf 841. Die beiden wichtigsten Wettbewerber in Europa – Frankreich und Großbritannien – verzeichneten zum Beispiel Zuwächse: In Großbritannien stieg die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte um zwei Prozent auf 993, in Frankreich sogar um 24 Prozent auf 1.222. Besonders hohe Zuwächse verzeichneten die Türkei (plus 27 Prozent) Portugal (plus 30 Prozent) und vor allem Italien (plus 83 Prozent).

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, Stuttgart, zu Investitionsprojekten ausländischer Unternehmen in Europa. Für die Studie werden Investitionsprojekte erfasst, die zur Schaffung neuer Standorte und neuer Arbeitsplätze führen; Portfolio- und M&A-Investitionen werden hingegen nicht berücksichtigt. Zudem wurde für die Studie eine Befragung von 501 Entscheidungsträgern bei international tätigen Unternehmen durchgeführt, die vom 17.02. bis zum 06.04.2022 stattfand.

Die wichtigsten Investoren in Europa sind deutsche und US-Unternehmen

Deutsche Unternehmen erwiesen sich im vergangenen Jahr einmal mehr als Investitionsmotor in Europa: Insgesamt 661 Investitionen führten sie im europäischen Ausland durch, das entspricht einem Anstieg um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mehr Investitionen – insgesamt 1.167 Projekte – führten nur US-Unternehmen durch. Das wichtigste Investitionsziel deutscher Unternehmen war Frankreich: Deutsche Unternehmen kündigten 2021 insgesamt 201 Projekte in Frankreich an, 26 Prozent mehr als im Vorjahr. Umgekehrt lag die Zahl der von französischen Unternehmen in Deutschland angekündigten Investitionen nur bei 40 – ein Rückgang um elf Prozent gegenüber 2020.

"Der deutliche Rückgang bei der Zahl der Projekte in Deutschland sollte zu denken geben", sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. "Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Investitionsprojekte zum vierten Mal in Folge."

Immerhin: In einer für die EY-Studie durchgeführten weltweiten Unternehmensbefragung konnte Deutschland einen deutlichen Attraktivitätszugewinn verbuchen. Der Anteil der Befragten, die Deutschland als einen von drei Top-Standorten in Europa bezeichnen, ist im Vergleich zur Vorjahresbefragung von 28 auf 42 Prozent gestiegen. Frankreich (47 Prozent) und Großbritannien (43 Prozent) liegen damit nur noch knapp vor Deutschland.

"Deutschland ist ohne Zweifel ein sehr starker und wettbewerbsfähiger Standort", betont Ahlers. "Allerdings ist es gerade für kleinere ausländische Unternehmen nicht immer leicht, ihren Platz in den hierzulande sehr dicht besetzten Wertschöpfungs- und Lieferketten zu finden. Mega-Investitionen wie das Tesla-Werk in Grünheide und die unlängst von Intel angekündigte Chip-Fabrik in Magdeburg zeigen allerdings, dass Deutschland für ausländische Unternehmen nach wie vor einer der Top-Standorte in Europa ist – und dass Investoren auch auf politische Unterstützung zählen können. Aber Deutschland hat nach wie vor den Ruf langwieriger Verwaltungs- und Genehmigungsprozesse, hoher bürokratische Hürden sowie im Vergleich hoher Energiekosten. Vor allem aber schläft die Konkurrenz nicht: Gerade das Nachbarland Frankreich hat in den vergangenen Jahren wichtige Reformen umgesetzt und sich einen Ruf als attraktiver Investitionsstandort erarbeitet, der ausländische Unternehmen willkommen heißt."

In Deutschland erschwere zudem die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt den Markteintritt ausländischer Unternehmen, so Ahlers.

Quelle: EY

US-Unternehmen investieren seltener in Deutschland – britische und chinesische häufiger

US-amerikanische und chinesische Unternehmen waren im vergangenen Jahr erneut für die meisten Investitionsprojekte in Deutschland verantwortlich – allerdings zeigt die Tendenz bei der Zahl der US-Projekte seit Jahren nach unten: Im Jahr 2018 waren noch 220 Investitionen von US-Konzernen gezählt worden, im vergangenen Jahr waren es nur noch 157. Die Zahl chinesischer Investitionsprojekte in Deutschland stieg im gleichen Zeitraum von 66 auf 102. Auch britische Unternehmen haben ihr Engagement in Deutschland erhöht: Die Zahl der Investitionen stieg von 58 auf 72, blieb damit aber deutlich unter dem Höchstwert von 110, der im Jahr 2017 erreicht worden war.

Krieg in der Ukraine und Dekarbonisierung verändern Investitionslandschaft

Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine sind zwei Ereignisse, die mittelfristig zu einer spürbaren Um- und Neugestaltung der internationalen Lieferketten führen. In der Unternehmensbefragung gaben 53 Prozent der Manager an, dass sie ihre Lieferketten so umgestalten, dass die Produktion in die Nähe des Absatzmarktes gerückt wird – vor einem Jahr hatten nur 23 Prozent der Unternehmen solche Pläne. Und eine Rückverlagerung von Tätigkeiten auf den Heimatmarkt nehmen 43 Prozent der Unternehmen vor – verglichen mit 20 Prozent vor einem Jahr.

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vg 02.06.2022