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KI wird in deutschen Unternehmen selten genutzt - Quelle: Bitkom Research 2022

KI wird in deutschen Unternehmen selten genutzt - Quelle: Bitkom Research 2022

Digitalisierung

KI als ungenutzte Chance

Deutschlands Unternehmen erkennen die Chancen Künstlicher Intelligenz (KI) und sehen zunehmend Vorteile beim Einsatz dieser Technologie – im praktischen Einsatz kommt KI aber kaum voran. Die Unternehmen beklagen vor allem einen Mangel an Fachkräften und Daten. Das sind Ergebnisse einer für die Gesamtwirtschaft repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, Berlin, für die Bitkom Research 606 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Branchen in Deutschland repräsentativ befragt wurden.

Demnach sehen 65 Prozent KI als Chance für das eigene Unternehmen. Nur jedes fünfte Unternehmen sieht KI als vornehmlich als Risiko (21 Prozent). Allerdings geben nur neun Prozent an, KI auch tatsächlich einzusetzen. Vor einem Jahr waren es laut Bitkom acht Prozent. Weitere 25 Prozent diskutieren oder planen den KI-Einsatz, vor einem Jahr waren es noch 30 Prozent. Der Anteil der Unternehmen, für die KI kein Thema ist, steigt gegenüber dem Vorjahr von 59 auf 64 Prozent.

"Viele Unternehmen sind aktuell gezwungen, in einen Krisenmodus zu schalten: Steigende Energiekosten, hohe Inflationsraten und unterbrochene Lieferketten setzen der Wirtschaft zu. Investitionen in neue Technologien und KI-gestützte Geschäftsmodelle bleiben zu oft auf der Strecke", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. "KI ist eine Schlüsseltechnologie, die praktisch überall zum Einsatz kommen kann – ob in der Automobilbranche, im Maschinenbau oder im Dienstleistungsbereich. Gerade jetzt sollten sich die Unternehmen für die Zeit nach der Krise aufstellen und auch durch KI zukunftsfest machen."

Aktuell ist der KI-Einsatz laut der Bitkom-Meldung auch eine Frage der Unternehmensgröße: Unter den Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten setzen nur fünf Prozent KI ein, bei jenen mit 100 bis 499 sowie 500 bis 1.999 Beschäftigten sind es dagegen 18 Prozent. Und fast jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) mit 2.000 oder mehr Beschäftigten nutzt bereits KI.

Vor allem schnellere und präzisere Problemanalysen (52 Prozent) sowie beschleunigte Prozesse (43 Prozent) und ein geringerer Ressourcenverbrauch (39 Prozent) werden hervorgehoben. Auch im Personalbereich werden Vorteile gesehen, etwa die Vermeidung menschlicher Fehler (38 Prozent) und die Möglichkeit, durch KI Expertenwissen ins Unternehmen zu holen (36 Prozent). 26 Prozent sagen, durch KI könnten sich Beschäftigte auf andere Aufgaben konzentrieren. KI kann aber auch einen Beitrag für das Geschäftsmodell liefern. 46 Prozent sehen allgemein eine gestärkte Wettbewerbsfähigkeit durch KI, 27 Prozent erwarten verbesserte und 21 Prozent völlig neue Produkte oder Dienstleistungen mit Hilfe von KI. Kostensenkungen nennen dagegen nur 11 Prozent als einen Vorteil von KI.

Risiken im Visier

Alle Unternehmen sehen aber auch Risiken beim Einsatz von KI. Am häufigsten genannt werden die Sorge vor neuen IT-Sicherheitsrisiken (79 Prozent), Verstöße gegen Datenschutzvorgaben (61 Prozent) sowie mögliche Anwendungsfehler bei der KI-Nutzung (59 Prozent). Rund die Hälfte der Unternehmen sorgt sich jeweils vor einer mangelnden Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse (49 Prozent), Fehler bei der Programmierung (48 Prozent), einer mangelnden Beherrschbarkeit von KI-Systemen (48 Prozent) sowie davor, dass Fehlerquellen in den Lerndatenbeständen nur schwer erkennbar sind (47 Prozent).

42 Prozent beklagen fehlende Lerndatenbestände, 40 Prozent Haftungsverpflichtungen bei Schäden und 39 Prozent Know-how-Verlust im Unternehmen durch den KI-Einsatz. In jedem dritten Unternehmen (33 Prozent) wird angesichts der kritischen öffentlichen Debatte zu KI ein möglicher Image-Schaden befürchtet. Dagegen spielt Ablehnung in der Belegschaft eine untergeordnete Rolle: 27 Prozent sehen eine Verunsicherung der Beschäftigten als Risiko, ebenso viele einen Kontroll- bzw. Kompetenzverlust bei Führungskräften. Und gerade einmal 16 Prozent befürchten, dass KI die Unmündigkeit der Beschäftigten fördert.

KI-Investitionen steigen langsam

In den kommenden Jahren werden die Investitionen der deutschen Wirtschaft in KI steigen – aber nur langsam. Fünf Prozent der Unternehmen haben bereits vor 2021 investiert, ebenso viele im vergangenen Jahr. Sechs Prozent investieren im laufenden Jahr in KI, zehn Prozent haben das für 2023 vorgesehen. Und 20 Prozent wollen 2024 oder später investieren. Aber rund zwei Drittel (64 Prozent) haben noch nicht in KI investiert und planen dies auch für die Zukunft nicht.

Mit den steigenden Investitionen könnte KI auch in weitere Unternehmensbereiche einziehen. Bislang wird die Technologie von den Unternehmen vor allem im Marketing (81 Prozent) und zur Kundenbindung (61 Prozent) verwendet. Rund die Hälfte setzt KI in der Produktion ein (54 Prozent), im Einkauf (54 Prozent) und in der Buchhaltung (50 Prozent). Eher selten unterstützt KI bei der Strategieerstellung (38 Prozent), in der internen IT und der Logistik (je 35 Prozent) sowie in der Personalabteilung (23 Prozent) und in Forschung und Entwicklung (15 Prozent).

Praktisch kein Unternehmen verwendet KI in der Rechts- und Steuerabteilung. Ganz anders sieht das Bild aus, wenn man die Unternehmen fragt, die derzeit noch keine KI einsetzen. Von ihnen halten 86 Prozent den KI-Einsatz zur Kundenbindung in Zukunft für wahrscheinlich, 82 Prozent in der internen IT, 81 Prozent im Einkauf sowie jeweils 80 Prozent in der Produktion und in der Buchhaltung. Dahinter folgen Marketing (72 Prozent), Strategieentwicklung (71 Prozent), Logistik (70 Prozent) und Personalabteilung (60 Prozent). 40 Prozent halten KI in Forschung und Entwicklung für wahrscheinlich, 37 Prozent in der Steuerabteilung.

Deutschland fällt beim Thema KI im internationalen Vergleich zurück. Nur sechs Prozent der Unternehmen halten Deutschland derzeit für weltweit führend bei KI, vor einem Jahr lag der Anteil noch bei zehn Prozent. Damit liegt Deutschland derzeit in der Einschätzung der Wirtschaft hinter Japan (10 Prozent), China (20 Prozent) und den USA (40 Prozent). Zugleich gehen nur drei Prozent der Unternehmen davon aus, dass Deutschland 2030 beim Thema KI führend sein wird, vor einem Jahr lag der Anteil noch bei acht Prozent. 42 Prozent sehen 2030 die USA als führende KI-Nation, 26 Prozent China und neun Prozent Japan.
 

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sl 23.09.2022