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Gleichstellung

Geschlechter-Ungleichheit in Start-ups

Quelle: Konstantin Gastmann/pixelio.de

Quelle: Konstantin Gastmann/pixelio.de

Frauen sind in deutschen und französischen Start-ups deutlich unterrepräsentiert, vor allem im Technologiebereich. Dies gilt sowohl für Gründerinnen als auch für Mitarbeiterinnen, wie eine Studie der Technischen Universität München (TUM) in Zusammenarbeit mit der Roland Berger Stiftung für europäische Unternehmensführung zeigt. Wurden die Unternehmen von weiblichen Teams gegründet, ist der Frauenanteil der Belegschaft fast doppelt so groß wie bei Gründungen von Männerteams. Zudem werden von Männern gegründete Start-ups weit höher bewertet.

Rund 700 deutsche und rund 1.000 französische Start-ups wurden für die Studie analysiert. Um eine möglichst große Vergleichbarkeit zu gewährleisten, konzentrierten sich die Wissenschaftler:innen auf Unternehmen, die zwischen 2012 und 2016 Venture-Capital-Finanzierungen erhalten hatten. Sie nutzten dabei Informationen aus der Datenbank Dealroom und Angaben von rund 80.000 Mitarbeiter:innen der Start-ups, die diese auf Linkedin veröffentlicht hatten.

Die Analyse zeigte, dass nur rund drei Prozent der untersuchten deutschen und vier Prozent der französischen Start-ups von weiblichen Teams oder einzelnen Frauen gegründet wurden. Rund 83 bzw. 84 Prozent der Unternehmen hatten Männer gegründet, 14 bzw. zwölf Prozent wurden von gemischten Teams gestartet. Auch bei den Beschäftigten der Start-ups beider Länder ist der Männeranteil mit mehr als 60 Prozent deutlich größer. Dabei fällt auf, dass in den Unternehmen, die von weiblichen Teams ins Leben gerufen wurden, der Frauenanteil 62 Prozent beträgt, während er in Start-ups, die von Männerteams gegründet wurden, bei nur 35 Prozent liegt.

Vor allem im Tech-Bereich sind Frauen unterrepräsentiert

Das Forschungsteam wertete auch aus, wie sich der Geschlechteranteil nach Branchen unterscheidet. Vergleichsweise hoch liegt der Gründerinnenanteil in Deutschland im Bereich Partnersuche (50 Prozent) und in der Modebranche (29 Prozent). Kaum Gründerinnen gibt es beispielsweise bei Robotik und Immobilien (je drei Prozent). In Frankreich ist das Bild ähnlich. Hier sind Gründerinnen am stärksten in der Wellness- und Schönheitsbranche (25 Prozent) vertreten, aber selten in Märkten wie etwa Fintech (fünf Prozent).

Auch die Analyse der Mitarbeiter:innen zeigt, dass Frauen in Technologie-Branchen besonders unterrepräsentiert sind. Zu den untersuchten Sektoren mit den niedrigsten Frauenanteilen gehört in Deutschland die Computerspiel-Wirtschaft (19 Prozent), in Frankreich die Halbleiter-Industrie (17 Prozent).

Die Studie unterscheidet nicht nur nach produktbezogenen Branchen, sondern zeigt auch die Geschlechterverteilung je nachdem, welche Technologien in den Start-ups zum Einsatz kommen. Am häufigsten gründeten Frauen in Deutschland Start-ups, die Virtual Reality nutzen (20 Prozent). Start-ups, die Technologien für das Internet der Dinge entwickeln, wurden nur sehr selten von Frauen (drei Prozent) gegründet. Gar keine Gründerinnen fanden sich bei Quantentechnologien, so auch in Frankreich. Dort ist der Gründerinnenanteil in Start-ups mit Nanotechnologie am größten (14 Prozent).

Ungleichheit prägt auch die Bewertung durch Investorinnen und Investoren in beiden Ländern: Während deutsche Start-ups mit männlichen Gründerteams im Median mit 21 Millionen US-Dollar bewertet werden, rangieren Start-ups mit weiblichen Gründungsteams nur bei rund sechs Millionen US-Dollar. In Frankreich werden von Männern gegründete Start-ups im Median mit 14 Millionen US-Dollar bewertet, bei Gründerinnen sind es vier Millionen.

Um die Start-up-Szene vielfältiger und inklusiver zu gestalten, empfiehlt die Studie verschiedene Maßnahmen. Das Wichtigste sei, gegen geschlechtsspezifische Vorurteile und Stereotype vorzugehen, etwa durch die frühzeitige Förderung weiblicher Vorbilder. Gründerinnen müssten gezielt unterstützt werden. Verbesserungsbedarf sieht die Studie auch bei den Gründungs- und Investitionsprozessen, etwa durch geschlechtsneutrale Start-up-Programme sowie einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen von Risikokapitalgebern.

Die vollständige Studie kann online heruntergeladen werden.

Female Founders Monitor: Zahl der Start-up-Gründerinnen steigt

Nicht nur Roland Berger und die TUM beschäftigt das Thema Start-ups und Gründerinnen. Der Startup-Verband hat ebenfalls eine Analyse präsentiert. gründen laut dem Female Founders Monitor 2022 des Startup-Verbands immer mehr Frauen Start-ups, wobei auch diese Studie feststellt, dass die Gender-Gap im Ökosystem weiterhin groß ist. Das zweite Jahr in Folge ist der Anteil der Frauen unter deutschen Start-up-Gründer:innen von 16 auf 20 Prozent gestiegen. Das spiegelt sich auch in der Teamzusammensetzung wider: 37 Prozent der Start-ups haben mittlerweile mindestens eine Frau im Gründungsteam. Gleichzeitig zeigt der langsame Anstieg die immer noch deutliche Schieflage zwischen den Geschlechtern. Strukturelle Hürden sind im Start-up-Ökosystem für Frauen weiterhin hoch.

Gerade beim Thema Wachstum werden Schwierigkeiten für Gründerinnen sichtbar. So haben von Frauen gegründete Start-ups mit durchschnittlich sieben Mitarbeitenden deutlich weniger Beschäftigte als die Männerteams mit 28. Ein Grund dafür, den auch der Startup-Verband feststellt: die Gender-Gap beim Kapital. Während die befragten weiblichen Gründungsteams im Schnitt bisher 1,1 Millionen Euro erhalten haben, liegt das Finanzierungsvolumen unter den Männer-Teams mit 9,7 Millionen Euro um das Neunfache höher. Mehr als vier von fünf Frauen identifizieren dabei ein strukturelles Problem und stimmen der Aussage zu, dass Gründerinnen bei Investmententscheidungen kritischer hinterfragt werden als Gründer. Zudem sind deutlich weniger Frauen als Business Angel aktiv. Nur sechs Prozent der Gründerinnen investieren selbst in Start-ups, bei den Männern sind es 16 Prozent.

Der Female Founders Monitor 2022 kann online heruntergeladen werden.
 

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sl 15.11.2022