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Gründerszene

Frauen bei Existenzgründungen unterrepräsentiert

Quelle: Cristine Lietz/pixelio.de

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Frauen sind bei Gründungen unterrepräsentiert: Im langjährigen Durchschnitt gibt es nur 39 Prozent Gründerinnen bei Existenzgründungen insgesamt und sogar nur 19 Prozent bei innovativen, wachstumsorientierten Start-ups. Das ergibt eine Studie von KfW Research, die sich mit den Herausforderungen für "Female Entrepreneurship" in Deutschland befasst hat. Basis ist der KfW-Gründungsmonitor, eine repräsentative, telefonische Bevölkerungsbefragung mit jährlich rund 50.000 befragten Personen.

Im deutschen VC-Markt besteht ein Gender Funding Gap

Demnach sind zentrale Hürden für die Gründungstätigkeit von Frauen kulturell und gesellschaftlich bedingt. Aber auch die Finanzierung spielt eine wichtige Rolle. Viele Gründungspläne von Frauen wie auch von Männern bleiben mangels Finanzierung unverwirklicht. Speziell der Zugang zu Wagniskapital (Venture Capital, VC) ist für Gründerinnen deutlich schwieriger als für Gründer. Frauengeführte innovative, wachstumsorientierte Start-ups erhalten im Durchschnitt seltener VC und wenn dann niedrigere Summen.

Mit 83 Prozent entfällt die überwiegende Mehrheit der VC-Deals in Deutschland auf rein männlich besetzte Gründungsteams, elf Prozent auf gemischte Teams und nur fünf Prozent auf rein weibliche Gründerinnenteams. An dieser Verteilung hat sich in den vergangenenfünf Jahren nahezu nichts verändert. Dagegen hat sich der Geschlechterunterschied beim Dealvolumen sogar erhöht. Von jedem Euro VC-Investitionen in Deutschland im Jahr 2021 entfielen 91 Cent auf rein männliche Gründerteams, sieben Cent auf gemischte Teams und lediglich zwei Cent auf rein frauengeführte Start-ups.

"Es ist eine unbequeme Wahrheit, aber im deutschen VC-Markt besteht ein ausgeprägtes Gender Funding Gap. Im nach wie vor männlich dominierten VC-Ökosystem erschweren unbewusste Vorurteile und gewachsene Netzwerke VC-Finanzierungen für Gründerinnen deutlich. Dadurch sind die Anreize, überhaupt ein Start-up zu gründen, für Frauen geringer", sagt die Chefvolkwirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib.

Weiche Faktoren beeinflussen die Gründungstätigkeit von Männern und Frauen unterschiedlich

Weitet man den Blick und betrachtet alle Existenzgründungen in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren, so zeigt sich laut der Studie, dass Gründerinnen seltener Finanzmittel einsetzen als Gründer (61 vs. 68 Prozent). Wurde Kapital eingesetzt, dann von Gründerinnen im Schnitt mit gut 13.000 Euro nur halb so viel als von Gründern mit gut 26.000 Euro. Das hat laut KfW strukturelle Gründe: Frauen gründen häufiger im Nebenerwerb, seltener im Gründungsteam oder mit Mitarbeitern, häufiger im Dienstleistungsbereich und seltener mit Wachstumswunsch.

Diese Merkmale sind alle mit weniger Finanzmitteleinsatz verbunden. Sprich: Nicht das Geschlecht ist der bestimmende Faktor, sondern die gewählte Art der Gründung. Gleiches gilt auch für den Zugang zu Fremdkapital: Bereinigt man die Daten um die verzerrenden Merkmale, so zeigt sich kein Unterschied beim Kreditzugang von Gründerinnen und Gründern. Werden abgebrochene Gründungsplanungen mit betrachtet zeigt sich allerdings, dass das Thema Finanzierung für Frauen im Gründungsprozess durchaus eine höhere Hürde darstellt als für Männer. Zum Tragen kommen dabei vor allem fehlende Eigenmittel und eine geringere Neigung unter Gründerinnen, Kredite zu beantragen.

Die Studie ist online abrufbar.
 

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sl 28.11.2022