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Digitalisierung

Unsichere Zukunft bremst Industrie 4.0 in Deutschland

Quelle: Illustration Marcus Stark/pixelio.de

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Lediglich 50 Prozent der Produktionsprozesse sind automatisiert. Mehr als die Hälfte der Unternehmen setzt sich nicht mit den Potenzialen und Möglichkeiten der Industrie 4.0 auseinander oder sieht sie als nicht zielführend an. Das zeigt die Studie Industrie 4.0 Barometer 2023 der Management- und IT-Beratung MHP, Ludwigsburg, für die in Kooperation mit der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München 899 Industrieunternehmen weltweit zum Grad der Automatisierung und Digitalisierung in der Produktion befragt wurden - ein Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Produktionsstandorten.

Für zwei Drittel der von der Porsche-Tochter befragten Unternehmen ist die Unsicherheit beim Return on Investment (ROI) demnach das ausschlaggebende Argument für ein mangelndes Engagement bei der Digitalisierung und Automatisierung. Durch den extremen Fokus auf Wirtschaftlichkeit in allen Belangen werden die Unternehmen gelähmt. Nur die wenigsten von ihnen sind bereit, die notwendigen Ressourcen aufzubringen, um langfristig und zukunftsorientiert zu investieren.

Das gilt insbesondere bei der Digitalisierung des Shopfloors. Eine der größten Hürden bei der Realisierung einer ganzheitlichen Vernetzung des Shopfloors ist laut der Meldung die unklare Rentabilität der in Frage kommenden Industrie-4.0-Technologien. Die größte Wirkungsfähigkeit wird hier vor allem zwei Technologien zugesprochen: dem autonomen Transport (43 Prozent) und der Künstlichen Intelligenz (39 Prozent).

Beim Thema Nachhaltigkeit steht der Effizienzgedanke im Vordergrund

Weitere Erkenntnis: Beim Thema Nachhaltigkeit steht der Effizienzgedanke im Vordergrund. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, Projekte oder Prozesse weiterlaufen zu lassen, auch wenn diese nicht im Einklang mit den unternehmerischen Nachhaltigkeitszielen stehen. Bezüglich der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) Reduce, Reuse, Recycling, Redesign und Refurbish steht bei 67 Prozent das Reduce-Prinzip im Vordergrund - also die Senkung von Energie- und Materialverbrauch sowie von Abfallmengen.

Im internationalen Ländervergleich stehen laut der Meldung das Vereinigte Königreich und die USA an vorderster Position beim Streben nach Nachhaltigkeit. Mit großem Abstand folgt der DACH-Raum. Hier besteht noch wesentlicher Nachholbedarf bei Themen wie der Kreislaufwirtschaft. Weiter abgeschlagen sind die chinesischen Unternehmen. Dennoch kann man auch dort beobachten, dass Unternehmen anfangen, sich für nachhaltige Lösungen zu interessieren.

Das Industrie 4.0 Barometer 2023 hält für alle untersuchten Regionen fest: 46 Prozent aller Unternehmen haben Umwelt- und Klimaschutz als zentrales strategisches Ziel definiert und konkrete Zielvorgaben abgeleitet. Bei mehr als der Hälfte aller Unternehmen gibt es eine Organisationseinheit oder ein Gremium, das sich mit Nachhaltigkeit befasst und dem mindestens ein Mitglied des Top Managements angehört. 40 Prozent der Befragten empfinden die selbst gesteckten Nachhaltigkeitsziele als wirksam. Nur 18 Prozent sagen, dass die Ziele nicht wirksam sind.

Deutschland schneidet bei der Digitalisierung der Produktion schlecht ab

Dass Deutschland, Österreich und die Schweiz bei der Digitalisierung der Produktion schlecht abschneiden, ist laut MHP bekannt. Auch im diesjährigen Industrie 4.0 Barometer liegen sie klar hinter China, Großbritannien und den USA - und die Lücke wächst. Dynamische Unternehmen, vor allem aus dem asiatischen Raum, investieren gewaltige Summen und haben so bereits viele der westlichen Wettbewerber hinter sich gelassen. Beim Thema Shopfloor-Automatisierung wird deutlich, wie groß diese Lücke aktuell ist: So sind bei Unternehmen aus dem DACH-Raum, UK und USA nur rund 44 Prozent der gesamten Produktionsprozesse automatisiert (China: 69 Prozent).

Wenn es um den Einsatz von autonomen Maschinen und Robotern, beispielsweise fahrerlose Transportsysteme geht, hat nur ein Drittel der Unternehmen weltweit diese Technologien überhaupt im Einsatz. Immerhin planen 36 Prozent der Befragten den Einsatz und 28 Prozent testen die Technologie bereits. Ein Viertel der befragten Unternehmen (international) geht sogar davon aus, dass sie besser hinsichtlich teil- und vollautomatisierter Produktionsprozesse dastehen als ihre Konkurrenten. Wenn jedoch erst die Hälfte der Produktionsprozesse automatisiert ist, herrscht hier bei den Verantwortlichen nicht nur ein trügerisches Selbstbild, sondern auch entsprechender Nachholbedarf.

Prof. Dr. Johann Kranz von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München: "Wer den Fokus nur auf bestimmte Technologien aufgrund des ROIs legt, wird den Digitalisierungssprung auf das nächste Level nicht schaffen. Eine ganzheitliche Implementierung von Industrie-4.0-Technologien ist der Schlüssel, um das volle Potenzial - Effizienz und Flexibilität - auszuschöpfen. Nur dann lässt sich auch ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil sichern."

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sl 15.03.2023