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Arbeitsmarkt

Schlechte Fehlerkultur kann Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen

Quelle: S. Hofschlaeger/pixelio.de

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Führungskräfte und Angestellte sind vom großen Wert einer positiven Fehlerkultur in den Unternehmen überzeugt. Dennoch zeigen sich erhebliche Versäumnisse – insbesondere was die Fehlerkompetenz und Vorbildfunktion der Vorgesetzten betrifft. So haben 64 Prozent der in der Studie Fehlerkultur Report 2023 der Unternehmensberatung EY, Stuttgart, befragten Führungskräfte in den vergangenen beiden Jahren eigene Fehler gar nicht oder nur teilweise zugegeben. Besonders alarmierend ist laut EY der Wert in der Finanzbranche: Hier haben 82 Prozent der Führungskräfte ihre Fehlschläge vollständig oder teilweise unter den Teppich gekehrt.

Zum Umgang mit Fehlern in ihrem Unternehmen wurden rund 1.000 Führungskräfte und Angestellte aus den Branchen Maschinenbau, Transport und Logistik, Automobilhersteller und -zulieferer sowie Banken und Versicherungen im Oktober und November 2022 online befragt. Durchgeführt wurde die Studie von EY in Kooperation mit der ESCP Business School und der Hochschule Hamm-Lippstadt.

"Der Hang, eigene Fehler zu verschweigen, ist umso gefährlicher, als Führungskräfte bei der Etablierung einer positiven Fehlerkultur eine Schlüsselrolle spielen", mahnt Nelson Taapken, EY-Partner im Bereich People Advisory Services.

Eine positive Fehlerkultur bedeute für Transformation und Führung, dass Fehler proaktiv und konstruktiv gemanagt werden, anstatt sie zu verschweigen oder zu sanktionieren. Dies habe einen starken Einfluss auf die Profitabilität des Unternehmens, seine Innovationskraft und die Qualität der Produkte und Services.

Sorge, dass Fehler sich zu Skandalen ausweiten

Auch die Befragten wissen um die große Bedeutung einer positiven Fehlerkultur und deren Förderung durch die Führungskräfte: Auf einer Skala von 1 bis 10 vergeben sie hohe Werte von 8,1 bis 9,3 für die Relevanz eines proaktiven und konstruktiven Umgangs mit Fehlern durch Vorgesetzte. Besonders relevant sind aus Sicht der Angestellten das Zugeben eigener Fehler (63 Prozent), das direkte Beheben von Fehlern (52 Prozent) sowie die Ermutigung zu einem regelmäßigen Austausch über Fehlschläge (49 Prozent).

Die Gefahr einer mangelnden Fehlerkultur ist den Befragten laut der Meldung bewusst: Jeweils die Hälfte der Führungskräfte sorgt sich um die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens bzw. befürchtet, dass Fehler sich zu Skandalen ausweiten. 44 Prozent prophezeien eine Demotivation der Mitarbeitenden. Zudem geben die Befragten an, dass eine konstruktive Fehlerkultur als wichtig für die Attraktivität der Arbeitgeber angesehen wird, was in Zeiten des Fachkräftemangels an Bedeutung gewinnt.

Als Hindernisse für den konstruktiven Umgang mit Fehlern sehen Führungskräfte vor allem alte Gewohnheiten (50 Prozent), Angst vor Gesichtsverlust (48 Prozent) und fehlendes unternehmerisches Denken der Mitarbeiter (38 Prozent). Die Hauptgründe, aus denen Führungskräfte nicht zu ihren eigenen Fehler stehen: Sorge vor Karrierenachteilen (68 Prozent) und Angst vor Jobverlust (53 Prozent). Analysiert nach Branchen zeigt sich in der Studie, dass bei Führungskräften und Angestellten die Sorge vor Karrierenachteilen insbesondere in der Finanzwirtschaft und der Fertigung hoch ist (jeweils 58 Prozent).

So kann die Fehlerkultur verbessert werden

Um die Fehlerkultur im eigenen Unternehmen zu verbessern, wünscht sich auch die Hälfte der Befragten laut EY den intensiveren Einsatz innovativer und agiler Methoden bzw. ein Vergütungssystem, das Innovationen fördert und Fehler nicht bestraft. Noch stärker gefragt sind von 53 Prozent der Befragten Innovationsprogramme, die Mitarbeitende ausdrücklich zum Ausprobieren und Experimentieren ermutigen. Ebenfalls gewünscht werden Trainings für Führungskräfte (48 Prozent) und Mitarbeitende (45 Prozent). Nicht besonders beliebt hingegen sind "Fuckup Nights", bei denen über persönliche berufliche Fehlschläge berichtet wird: 54 Prozent der Befragten geben an, dass es in ihrem Unternehmen dieses Format nicht gibt und es auch nicht geben sollte.

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sl 16.03.2023