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Klimaschutz

Das denken Unternehmen über Biodiversität

Quelle: Marco2811/Fotolia

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Theorie vs. Praxis: Biodiversität erachten weltweit fast neun von zehn Entscheidungsträger:innen in der Wirtschaft als wichtig für den Planeten. Dennoch steht der Schutz der biologischen Vielfalt weit unten auf den Agenden der Unternehmen. Mehr Aufmerksamkeit wird derzeit der Eindämmung des Klimawandels zuteil. Das zeigt die Studie Preserving the fabric of life: why biodiversity loss is as urgent as climate change des Capgemini Research Institute. Im Zuge dessen wurden im Mai und Juni 2023 insgesamt 1.812 Führungskräfte aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar aus 15 verschiedenen Branchen und zwölf unterschiedlichen Ländern Nordamerikas, Europas und des asiatisch-pazifischen Raums befragt. Darüber hinaus wurden 15 Tiefeninterviews mit Manager:innen und Expert:innen für Biodiversität und Nachhaltigkeit geführt.

Bislang verfügen demnach nur 24 Prozent der Unternehmen international und 16 Prozent in Deutschland über eine Biodiversitätsstrategie. Erst 16 Prozent haben die Auswirkungen ihrer Lieferkette auf die Biodiversität untersucht und 20 Prozent die Effekte ihrer Geschäftstätigkeit.

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Auch wenn der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt eng miteinander verknüpft sind: Bei den meisten Organisationen liegt der Fokus derzeit auf Klimaschutzfragen - und die Mehrheit der Führungskräfte international (53 Prozent, 48 Prozent der deutschen) glaubt, dass Biodiversitätsschutz im Vergleich zur Dekarbonisierung eine geringere Priorität hat. Mehr als die Hälfte der befragten Manager:innen weltweit sehen es laut Studie nicht als die Aufgabe der Privatunternehmen an, sich für biologische Vielfalt einzusetzen; sie müssten lediglich Regularien zu ihrem Schutz umsetzen.

In Deutschland halten nur sieben Prozent den Biodiversitätsverlust für ein unmittelbares Unternehmensrisiko

International ordnet fast die Hälfte der Entscheidungsträger:innen (47 Prozent) den Verlust von Biodiversität als ein mittelfristiges Risiko für ihr Unternehmen ein; 30 Prozent sehen darin ein langfristiges Risiko (2050), wohingegen nur 17 Prozent den Verlust als unmittelbares Problem betrachten.

Die Risikowahrnehmung unterscheidet sich dabei von Land zu Land erheblich. In Deutschland etwa halten nur sieben Prozent den Biodiversitätsverlust für ein unmittelbares Unternehmensrisiko; 39 Prozent sehen ihn als ein mittel- und 53 Prozent als langfristiges. Das Studienteam schätzt, dass die weltweiten Unternehmensinvestitionen in den Erhalt der biologischen Vielfalt bislang weniger als fünf Prozent dessen betragen, was von allen staatlichen und privaten Stakeholdern innerhalb der nächsten zehn Jahre benötigt wird, um reversible Schäden an der biologischen Vielfalt der Ökosysteme auszugleichen.

Großteil der Unternehmen ohne Strategie zum Schutz biologischer Vielfalt

Obwohl Organisationen sich zunehmend der katastrophalen Folgen des Verlusts der Artenvielfalt und damit verbundener Schädigungen der Ökosysteme bewusst sind, verfügt international nur ein Viertel der Unternehmen über eine Strategie zu ihrem Schutz. Australien (15 Prozent), Deutschland (16 Prozent), Kanada (17 Prozent) und Italien (18 Prozent) liegen dabei am weitesten zurück. Biodiversitätsstrategien können unterschiedlichste Initiativen wie die Entwicklung wissenschaftsbasierter Ziele, Investitionen in Kreislaufwirtschaft oder die Berücksichtigung von Umweltfolgen bei Investitionsentscheidungen umfassen. Aktuell fokussieren sie sich stärker auf die Erhaltung, Renaturierung und Sanierung an Land als auf Süßwasser- und Meeresprojekte.

Im Allgemeinen erkennen Unternehmensverantwortliche an, wie wichtig die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist, doch 59 Prozent der Befragten sehen in der Komplexität von Biodiversität eine Herausforderung: Während sich CO2 eindeutig definieren, messen und dokumentieren lässt, ist es schwieriger, die biologische Vielfalt zu quantifizieren, zu überwachen und konkrete Auswirkungen zu evaluieren. Diese Komplexität führen sie auf das Fehlen weltweit einheitlicher Maßstäbe zur Messung und Analyse von Effekten auf die biologische Vielfalt, auf Unklarheiten bei den Zielsetzungen und auf einen Mangel an Fachkräften rund um Biodiversität zurück.

Viele Unternehmen haben Artenschutzbelange zu einem integralen Bestandteil ihrer Lieferketten gemacht: Laut 58 Prozent der befragten Manager international und 62 Prozent der deutschen hat ihr Unternehmen den Code of Conduct für Lieferanten um Anforderung zum Schutz der Biodiversität erweitert. Etwa die Hälfte der Befragten erklärte, dass ihr Unternehmen in abholzungsfreie Lieferketten investiert und von seinen Lieferanten nachhaltige Waldbewirtschaftung einfordert.

Im Branchenvergleich weist der Konsumgütersektor den höchsten Anteil (26 Prozent) an Unternehmen auf, die die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf die biologische Vielfalt bereits evaluiert haben. Der niedrigste Anteil (14 Prozent) findet sich im öffentlichen Sektor. In Bezug auf die Lieferketten gibt der Einzelhandel die höchste Quote abgeschlossener Folgenabschätzungen (26 Prozent) an, während die Land- und Forstwirtschaft diesbezüglich die niedrigste Quote (10 Prozent) aufweist.

Weitere Informationen und der Report stehen online zur Verfügung.

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sl 27.09.2023