ANZEIGE

ANZEIGE

Quelle: Wogi/Fotolia

Quelle: Wogi/Fotolia

Lebensmittelwerbung an Kinder

ZAW kritisiert geplantes Werbeverbot

Bei der 18. Konferenz der Verbraucherschutzminister:innen sowie Verbraucherschutzsenator:innen der Länder und des Bundes (VSMK) haben die Länder in der vergangenen Woche (17.6.2022) beschlossen, den Bund "um eine zügige Regulierung der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung im Rahmen seiner Zuständigkeiten" zu bitten und wollen Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt, die sich an diese Zielgruppe richtet, verbieten.

Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft e.V. (ZAW), Berlin, kritisiert die Pläne. Die Verlautbarung der Verbraucherschutzministerkonferenz gehe "deutlich über die Vereinbarungen des Koalitionsvertrags der Ampelkoalition hinaus". Dort heiße es lediglich, "an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben". Die Länderminister fordere nun aber vom Bund die Einführung eines medienübergreifenden kompletten Werbeverbots für Lebensmittelwerbung an Kinder und Jugendliche, also alle unter 18 Jahren.

ZAW: Verbote helfen nicht gegen Übergewicht

Der Verbotsansatz sei grundsätzlich kritisch zu hinterfragen, so der ZAW. Es gebe keine Wirksamkeitsstudie, die belege, dass ein Werbeverbot positive Auswirkungen auf die Gewichtsentwicklung von Kindern und Jugendlichen habe und zu weniger Fettleibigkeit führe. Erfahrungen anderer Länder, die Werbeverbote verabschiedet haben, zeigten zum Beispiel, dass diese nicht geeignet seien, Übergewicht bei Kindern effektiv zu verringern. So sei in Schweden oder Südkorea die Zahl übergewichtiger Kinder trotz Werbeverbot gestiegen, in UK und Norwegen sei die Zahl unverändert geblieben.

Um Übergewicht und Adipositas erfolgreich zu bekämpfen, brauche es einen klaren und zielgerichteten übergreifenden Ansatz: Zentrale Handlungsfelder seien Ernährungsbildung, eine ausgewogene Kita- und Schulverpflegung sowie die nachhaltige Förderung von Bewegung. Werbeverbote für vermeintlich ungesunde Lebensmittel lehnt der ZAW ab. Der richtige Ansatz sei, Werbung gegenüber Unter-14-Jährigen, die weder über umfassende Werbe- noch Ernährungskompetenz verfügen, inhaltlich so zu beschränken, dass kein unausgewogener Konsum beworben oder für gut befunden und die fehlende Ernährungskompetenz dieser Altersgruppe nicht ausgenutzt werde. Hier übernehme die Werbewirtschaft mit  den Verhaltensregeln des Deutschen Werberats zur kommerziellen Kommunikation für Lebensmittel die Verantwortung.

Zucker, Fett und Salz: AOK, vzbv und DANK fordern Werbeverboten

Der AOK-Bundesverband, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) hatten erst Anfang des Jahres wieder zum Schutz von Kindern und Jugendlichen umfassende Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel gefordert. Eine Studie der Universität Hamburg im Auftrag von AOK-Bundesverband und DANK hatte im vergangenen Jahr das Ausmaß der Lebensmittelwerbung in Deutschland untersucht. Demnach sieht ein mediennutzendes Kind pro Tag 15 Werbespots oder -anzeigen für ungesunde Lebensmittel. Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft e.V. (ZAW), Berlin, der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI), Bonn, und der Lebensmittelverband Deutschland, Berlin, hatten die Studie indes kritisiert.

zurück

vg 22.06.2022