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Weniger Verschwendung, mehr Obst & Co.

Ernährungsstrategie verabschiedet, Markenverband fordert "evidenzbasierte Politik"

Quelle: RKB by Margot Kessler/Pixelio

Quelle: RKB by Margot Kessler/Pixelio

Das Bundeskabinett hat eine neue Ernährungsstrategie mit dem Titel Gutes Essen für Deutschland beschlossen. Sie wurde federführend vom von Landwirtschafts- und Ernährungsminister Cem Özdemir geleiteten Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erarbeitet. Sie bündelt rund 90 geplante und bestehende ernährungspolitische Maßnahmen. Ziel sei es, "gutes Essen für alle Menschen in Deutschland leichter zu machen", so das BMEL.

Mit der Ernährungsstrategie setzt sich die Bundesregierung insbesondere für vielseitiges Essen in Kitas, Schulen und Kantinen und ein reicheres Angebot an gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln in Supermärkten ein. Die Ernährung mit viel Gemüse und Obst soll gestärkt und die Verschwendung von Lebensmitteln gesenkt werden.

Bundesminister Cem Özdemir: "Ich will, dass jeder eine echte Wahl für gutes Essen bekommt. Leckeres, gesundes und nachhaltiges Essen darf nicht vom Geldbeutel abhängen oder davon, aus welcher Familie man kommt. Mit der Ernährungsstrategie der Bundesregierung schaffen wir Angebote, die allen gutes Essen ermöglichen. Entscheiden muss sich dann jeder selbst, da hat niemand jemandem etwas vorzuschreiben."

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Im Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP vereinbart, eine Ernährungsstrategie insbesondere mit Blick auf Kinder und Jugendliche zu beschließen. Eckpunkte dazu hatte das Kabinett im Dezember 2022 verabschiedet. Die nun präsentierete Strategie formuliert sechs Ziele. Neben der Verbesserung der Gemeinschaftsverpflegung, der Reduzierung der Lebensmittelverschwendung und der Stärkung einer pflanzenbetonten Ernährung sind dies der sozial gerechte Zugang zu gesunder und nachhaltiger Ernährung, die Unterstützung einer angemessenen Nährstoff- und Energieversorgung und Bewegung sowie die Erhöhung des Angebots nachhaltig und ökologisch produzierter Lebensmitteln.

Ein vielseitigeres Essen in Kitas und Schulen soll beispielsweise durch verbindliche Ernährungsstandards und Beratung, die Förderung von Schulküchen und Trinkwasserspendern sowie Ernährungsbildung für Kinder und Erziehende gefördert werden. Um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren werden unter anderem verbindliche Ziele entlang der Lebensmittelkette angestrebt sowie die Information und Unterstützung von Verbraucher:innen. Auch die Forschung soll ausgeweitet werden, etwa durch ein nationales Ernährungsmonitoring und den Aufbau eines modernen, permanenten Lebensmittelmonitorings.

Die Ernährungsstrategie der Bundesregierung finden Sie hier.

Markenverband fordert, Maßnahmen vom Ende her zu denken

Von den Verbänden kamen umgehend Reaktionen auf die Ernährungsstrategie. Christian Köhler, Hauptgeschäftsführer des Markenverbandes in Berlin, betont, dass diese nur mit Ernährungsbildung und fairem Wettbewerb erfolgreich sein könne.

"Die Bundesregierung formuliert mit ihrer Ernährungsstrategie wichtige Ziele", sagt Köhler. "Ein wesentlicher Schlüssel dazu sind verstärkte Aufklärung und Ernährungsbildung von Eltern und Kindern, für die sich der Markenverband bereits seit langem einsetzt, weil Markenunternehmer den heutigen und den zukünftigen Generationen gegenüber verpflichtet sind. Diese Verantwortung führt zu Investitionen in Innovationen, zu neuen Produkte und Angeboten, zu mehr Auswahl für Verbraucher:innen. Damit die Konsument:innen von diesen Innovationen profitieren können, braucht es fairen Wettbewerb."

Der Markenverband setze sich dafür ein, dass auch beim Thema Ernährung ein ganzheitlicher Ansatz gelte. Von der Bundesregierung erwarte man deshalb, dass sie bei den vorgestellten Maßnahmen vom Ende her denke. Der Anspruch der Ernährungsstrategie, wissenschaftlich fundierte und evidenzbasierte Maßnahmen zu entwickeln, müsse am Ende wirklich und nachvollziehbar umgesetzt werden, denn Ausgangspunkt aller Überlegungen müsse immer evidenzbasierte Politik sein.

"Politik, die sich auf Fakten stützt und nicht auf Meinungen", so Köhler. "Nicht zuletzt eine Politik, die es für die Bürger:innen einfach macht, ihre Entscheidungen selbstbestimmt zutreffen, ohne mit Verboten und für die Unternehmen mit überbordender Regulierung eingeschränkt zu werden."

Deutsches Tiefkühlinstitut kritisiert die Ernährungsstrategie

Das Deutsche Tiefkühlinstitut e. V. (dti), Berlin, kritisiert, dass die Ernährungsstrategie der Bundesregierung enttäusche. "Schon jetzt können sich in unserem Land alle Menschen gesund, ausgewogen und nachhaltig ernähren. Unsere Ernährungswirtschaft bietet eine unglaubliche Vielfalt an Lebensmitteln an, für jeden Geschmack, jede Vorliebe, jeden individuellen Ernährungsstil, qualitativ hochwertig und absolut sicher", so dti-Chefin Sabine Eichner. "Statt die Unternehmen und die Mitarbeitenden der Lebensmittelwirtschaft mit dem absurden Frontalangriff vor den Kopf zu stoßen, eine gute Ernährung sei in Deutschland erst in über 25 Jahren möglich, hätten wir uns endlich eine überzeugende ernährungspolitische Strategie für die gesamte Wertschöpfungskette gewünscht, die auch die Perspektive der Produzenten miteinbezieht."

Der Ernährungssektor müsse wettbewerbsfähig sein.

"Davon entfernen wir uns immer mehr, vor allem durch die Flut an Regulierung und Bürokratie sowie die hohen Energiekoste", so Ecihner. "Zu all dem bleibt die Ernährungsstrategie Antworten schuldig. Die Kernfrage bleibt: Wie trägt die Bundesregierung dazu bei, dass unsere Unternehmen weiterhin erfolgreich hochwertige, nachhaltige, sichere und vor allem bezahlbare Lebensmittel produzieren können? Wann kommt es endlich zu einem Gipfel für die Ernährungswirtschaft von Özdemir, Habeck und Wissing?"

Inhaltlich bleibt das Papier aus Sicht der dti-Geschäftsführerin oft noch sehr vage: Statt konkreter neuer Maßnahmen würden Absichtserklärungen vorgenommen, Prüfaufträge für Monitorings angekündigt, Projektgruppen und Netzwerke gebildet.

Lebensmittelverband: Ernährungsstrategie muss sich an Realisierbarkeit messen lassen

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands in Berlin, betont, dass die deutsche Lebensmittelwirtschaft grundsätzlich für Angebotsvielfalt stehe.

"Wenn die Forderung erhoben wird, dass wir mehr pflanzenbetont, mehr saisonal, regional und generell mehr nachhaltig essen sollten, dann sollte zunächst ein gemeinsames, wissenschaftlich fundiertes Verständnis darüber geschaffen werden, was wie nachhaltig ist und welche Dimensionen und Aspekte hier berücksichtigt werden müssen", so Minhiff. "Vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Sachverhalte sind nicht zielführend. Deshalb brauchen wir Realitätschecks und Folgenabschätzungen für alle Maßnahmen. Man kann natürlich ganz einfach vorschlagen, dass die Mehrwertsteuer gesenkt bzw. erhöht wird - aber wie viel bringt das im Endeffekt? Erstmal ersteht dadurch ein hoher bürokratischer Aufwand und die Nachfrage verschiebt sich unter Umständen gar nicht. Die Ernährungsstrategie muss sich am Ende des Tages an ihrer Praktikabilität, Realisierbarkeit und Finanzierbarkeit messen lassen."

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vg 17.01.2024