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Dr. Stephan Dornbusch, Rechtsanwalt bei Meyer-Köring  - Quelle: Meyer-Köring Rechtsanwälte Steuerberater

Dr. Stephan Dornbusch, Rechtsanwalt bei Meyer-Köring - Quelle: Meyer-Köring Rechtsanwälte Steuerberater

Siegel und Zertifizierungen

"Eine beliebige Auswahl von Siegeln wird künftig nicht mehr möglich sein"

Grüner Knopf, Blauer Engel, Fairtrade und Co. Inzwischen gibt es zahlreiche Siegel und Auszeichnungen, mit denen Unternehmen ihr nachhaltiges Handeln belegen wollen. Die Siegelvielfalt steht allerdings oft in der Kritik. Verbraucher:innen bemängeln fehlende Transparenz. Der Durchblick im Siegeldschungel fällt schwer. Unternehmen wird auch Greenwashing, also der Versuch der "Reinwaschung" des Markenimages, durch die Nutzung von Nachhaltigkeitssiegeln vorgeworfen.

Welche Siegel sollten Unternehmen also nutzen, um ihr nachhaltiges Engagement authentisch zu kommunizieren? Welche Veränderungen hat die EU geplant, um die Verwendung von Nachhaltigkeitssiegeln zu regulieren? Und inwiefern ziehen Marken trotz der Debatte um die Siegel Vorteile aus der Nutzung? markenartikel-magazin.de sprach dazu mit Marketing- und Markenverantwortlichen von Tony’s Chocolonely und Everdrop. Der Rechtsanwalt Dr. Stephan Dornbusch teilt in der Online-Serie zudem seine Einschätzung zu der Siegel-Nutzung.  

Sie lasen bereits die Antworten von Eske Tammen, Tony's Chocolonely und David Löwe, Everdrop. Heute äußert sich Dr. Stephan Dornbusch, Rechtsanwalt bei Meyer-Köring Rechtsanwälte:

 

markenartikel: Die EU möchte Greenwashing einen Riegel vorschieben und unter anderem die Verwendung von Nachhaltigkeitssiegeln regulieren. Welche Änderungen sind konkret geplant?

Dr. Stephan Dornbusch: Nachhaltigkeitssiegel sind derzeit Gegenstand zweier europäischer Rechtsakte - der Richtlinie zur Stärkung der Verbraucher für den ökologischen Wandel, kurz: EmpCo-RL, und der Richtlinie über die Begründung ausdrücklicher Umweltaussagen und die diesbezügliche Kommunikation, kurz: Green Claims-RL. Nach der EmpCo-RL, der das Europäische Parlament im Januar 2024 zugestimmt hat, ist zukünftig das Anbringen eines Nachhaltigkeitssiegels, dass nicht auf einem Zertifizierungssystem beruht oder nicht von staatlichen Stellen festgesetzt wurde, immer unzulässig. Nachhaltigkeitssiegel beziehen sich dabei auf ökologische Aspekte aber auch auf soziale Umstände, beispielsweise Arbeitsbedingungen, und auf ethische Aspekte, zum Beispiel den Tierschutz.

 

markenartikel: Was soll durch ein solches System erreicht werden?

Dornbusch: Voraussetzung eines Zertifizierungssystems ist insbesondere, dass die Zertifizierung durch eine vom Gewerbetreibenden und vom Siegelinhaber unabhängige dritte Person erfolgt. Es soll vermieden werden, dass Unternehmen sich eigene Nachhaltigkeitssiegel verleihen. Auch die Green-Claims-Richtlinie sieht Vorgaben für sogenannte Umweltzeichen vor. Letztere ist im Verfahren der europäischen Rechtsetzung allerdings noch nicht so weit fortgeschritten wie die EmpCo-RL, die voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2026 in deutsches Recht umgesetzt werden wird.

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markenartikel: Worauf müssen Unternehmen künftig bei der Wahl ihrer Siegel achten?

Dornbusch: Auch wenn die Umsetzung der genannten Richtlinien in nationales Recht noch etwas Zeit in Anspruch nehmen wird, sollten Unternehmen die Änderungen bereits jetzt im Blick haben. Eine beliebige Auswahl von Nachhaltigkeitssiegeln wird zukünftig nicht mehr möglich sein. Nur von staatlichen Stellen festgesetzte oder auf einem Zertifizierungssystem beruhende Siegel werden erlaubt sein. Die Werbung mit Nachhaltigkeitssiegeln wird in Zukunft vermutlich kostenintensiver sein. Die Auswahl der in Betracht kommenden Siegel sollte daher frühzeitig und im Einklang mit der eigenen unternehmerischen Strategie geplant werden.

 

Bisher in der Online-Serie zu Siegeln und Zertifikaten erschienen:

  1. Everdrop: "Aus kleinen Schritten entstehen große Veränderungen"
  2. Tony’s Chocolonely: "Ethisch und nachhaltig zu handeln, sollte der Standard sein"

 

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se 04.04.2024