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Prof. Dr. Oliver Falck, ifo Institut, zur EU-Digitalstrategie

Prof. Dr. Oliver Falck ist Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien (Foto: CESifo)
Prof. Dr. Oliver Falck ist Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien (Foto: CESifo)

Die Europäische Kommission hat im Februar ihre Digitalstrategie für die EU vorgestellt. Mit Prof. Dr. Oliver Falck, seit 2014 Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien sowie seit 2011 CESifo Professor für Volkswirtschaftslehre, insb. Empirische Innovationsökonomik, an der Ludwig-Maximilians-Universität München, sprachen wir über die EU-Digitalstrategie. Er warnt davor, voreilig regulatorische Fakten zu schaffen und betont die Notwendigkeit, beim Aufbau einer europäischen Dateninfrastruktur eigene Konzepte zu entwickeln – etwa im Cloud-Markt.

markenartikel: Die EU-Kommission hat im Februar einen Aktionsplan für die Digitalisierung vorgestellt. Wie ist Ihre Einschätzung – ist der Entwurf gelungen?

Prof. Dr. Oliver Falck: Es ist sehr sinnvoll, dass wir nun beginnen, über die Ausgestaltung eines klugen Datennutzungsregimes nachzudenken. Das geschieht ja nicht nur in der EU, sondern auch jüngst in den USA, wo die großen Digitalkonzerne in den Fokus der Beobachtung durch verschiedene Behörden gerückt sind. Wir sollten aber nicht voreilig regulatorische Fakten schaffen, denn viele Mechanismen verstehen wir noch nicht ausreichend. Es wird sicherlich auch keine Regulierung geben, die für alle Branchen gleichermaßen geeignet ist.


markenartikel: Wo gibt es denn mit Blick auf Datenschutzprobleme und den Zugang zu Daten noch Klärungsbedarf?

Falck: Sicherlich sollten wir darauf achten, dass durch die Datenhoheit in den Händen von wenigen Unternehmen nicht Machtpositionen entstehen, die nur noch schwer aufzubrechen sind. Man denke beispielsweise nur an die Milliardenstrafen, die die EU-Kommission in den vergangenen Jahren bereits gegen Google verhängt hat, die aber für den US-Giganten wahrscheinlich nicht mehr als laufende Betriebskosten sind. Ein frühes Auge auf Geschäftspraktiken von Digitalkonzernen und auch deren Firmenübernahmen zu werfen, ist sicherlich sinnvoll. Können wir eine europäische Dateninfrastruktur schaffen? Projekte wie Gaia-X haben sich das ja zum Ziel gesetzt. Der Cloud-Markt wird von amerikanischen Anbietern dominiert. Europäischen Wettbewerb hier hinzuzufügen, ist sicherlich grundsätzlich begrüßenswert. Es sollte aber um einen Wettbewerb der Konzepte gehen. Das Gleiche anzubieten und dann in Preiswettbewerb zu treten, scheint mir dagegen bei der US-Dominanz aussichtslos.


markenartikel: Unter anderem soll die Zahl der Unternehmen, die Künstliche Intelligenz einsetzen, bis 2025 verdreifacht werden. Welche Chancen eröffnet das Thema für die Unternehmen in Deutschland?

Falck: Inzwischen sammeln zwar eine Vielzahl an Unternehmen Daten. Nur werden sie noch nicht systematisch analysiert, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Auch stoßen solche Geschäftsmodelle durchaus auf Skepsis bei den Konsumenten, insbesondere in Deutschland. Es steht außer Frage, dass Künstliche Intelligenz viele Potenziale hat. Ich bezweifle allerdings, dass die Veränderungen so schnell gehen werden. n

Das Interview ist in markenartikel 4 erschienen. Zur Bestellung geht es hier.




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(vg) 15.04.2020



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vg 15.04.2020