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Corona-Krise: 26 % der Arbeitnehmer mit Einkommenseinbußen, Sorge um Jobverlust sinkt


Befragte, die über ein Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1500 Euro verfügen, erhalten deutlich seltener eine Aufstockung als Personen, die über ein Haushaltsnettoeinkommen von mindestens 2600 Euro verfügen (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)

Die Corona-Krise in Deutschland verschärft bestehende Ungleichheiten bei Einkommen und beruflichen Möglichkeiten. Erwerbstätige mit ohnehin schon niedrigeren Einkommen haben deutlich mehr unter negativen wirtschaftlichen Folgen zu leiden als Menschen mit höheren Einkommen. Sie haben beispielsweise während der Pandemie spürbar häufiger schon an Einkommen eingebüßt, bei Kurzarbeit erhalten sie deutlich seltener eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und sie fürchten etwa doppelt so häufig, als Folge der Pandemie ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

Das zeigen erste Ergebnisse einer neuen Online-Befragung, für die im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zwischen Mitte und Ende Juni 6.309 Erwerbstätige interviewt worden sind.

Generell bessere Perspektiven in der Krise haben Beschäftigte in Unternehmen mit Tarifvertrag und/oder Mitbestimmung: So erhalten beispielsweise im Fall von Kurzarbeit 54 Prozent der Befragten mit Tarifvertrag eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes, während es ohne Tarifvertrag nur 31 Prozent sind.In Betrieben mit Betriebsrat existieren deutlich häufiger feste Regeln für das Homeoffice als in Betrieben ohne Mitbestimmung. Gibt es eine solche Vereinbarung, empfinden Befragte die Arbeitssituation im Homeoffice als weniger belastend. Zudem finden in Betrieben mit Betriebsrat in allen Qualifikationsgruppen häufiger Weiterbildungen der Beschäftigten statt.

Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement ist hoch

Schaut man auf alle Befragten, ist der Anteil derjenigen, die bereits Einkommenseinbußen erlitten haben, zwischen April und Juni von 20 auf 26 Prozent gestiegen. Dagegen ist die Quote der Menschen, die sich Sorgen um ihre wirtschaftliche Zukunft oder ihren Job machen, etwas zurückgegangen.

Nach wie vor sind insgesamt rund zwei Drittel der Befragten eher oder voll zufrieden mit dem Krisenmanagement, allerdings sind auch hier die Unterschiede erheblich. Die Zustimmungswerte steigen mit dem Einkommen und liegen zwischen 46 Prozent bei Erwerbstätigen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen unter 1.500 Euro und 72 Prozent bei einem Haushaltsnetto über 3.200 Euro. Zudem können sich 39 Prozent aller Befragten auch vorstellen, dass die Pandemie benutzt wird, um die Interessen von Reichen und Mächtigen durchzusetzen. Dieser Verdacht ist unter Menschen mit niedrigen Einkommen ebenfalls überdurchschnittlich verbreitet: Hier stimmen 50 Prozent zu.

"86 Prozent der Befragten äußern Sorgen, dass die soziale Ungleichheit in Deutschland weiter steigt'", sagt Prof. Dr. Bettina Kohlrausch. Die Wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung und Soziologieprofessorin an der Universität Paderborn hat dieneue Befragung ausgewertet. "Wir hätten ein großes Problem, wenn sich der Eindruck festsetzen würde: Der Staat hat die Wirtschaft mit Milliarden gerettet, aber dafür müssen die sprichwörtlichen kleinen Leute zahlen. Wir sehen in unseren Befragungsdaten Anzeichen für solche Narrative, in denen sich nachvollziehbare Ängste und Verschwörungserzählungen vermischen können. Die Politik hat es in der Hand, sie zu entkräften oder zu verstärken."

Sorgen um wirtschaftliche Zukunft: Bei niedrigerem Einkommen deutlich häufiger und hartnäckiger (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung)



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vg 13.07.2020