ANZEIGE

ANZEIGE

Unzufriedenheit mit Krisenpolitik der Regierung, Hilfsmaßnahmen werden zögerlich genutzt

Wirtschaft erteilt Note 3,1 für Krisenpolitik der Bundesregierung (Quelle: Stiftung Familienunternehmen)
Wirtschaft erteilt Note 3,1 für Krisenpolitik der Bundesregierung (Quelle: Stiftung Familienunternehmen)

Die Zustimmung der Wirtschaft zur Krisenreaktion der Bundesregierung nimmt ab. Das zeigen repräsentative Unternehmensbefragungen der Stiftung Familienunternehmen mit Hauptsitz in München, die vom Münchner ifo Institut erhoben worden sind. Die Unternehmen bewerteten die Krisenreaktion der Bundesregierung im Oktober mit der Note 3,1. Bei einer im Frühsommer für den Jahresmonitor der Stiftung Familienunternehmen durchgeführten Befragung hatten die Unternehmen noch die Note 2,9 vergeben.

In zehn von elf abgefragten Kategorien verschlechterten sich die Bewertungen. Die von den Behörden angeordneten Betriebsschließungen werden am schlechtesten benotet (Note 3,9), es folgen Staatsbeteiligungen an notleidende Unternehmen (3,7), die Möglichkeit zur Stundung von Mietzahlungen (3,4). Auch die Zensuren für das Kurzarbeitergeld (1,8) sowie die Möglichkeit zu Steuerstundungen (2,4) haben sich im Jahresverlauf verschlechtert. Die Bewertung der KfW-Kredite blieb stabil bei 3,0.

Hilfsmaßnahmen werden zurückhaltend genutzt

Staatliche Hilfen werden zögerlich genutzt (Quelle: Stiftung Familienunternehmen)

Die meisten der bereits auf den Weg gebrachten staatliche Hilfsmaßnahmen nutzen die Unternehmen zurückhaltend. Auf die Kurzarbeit, die aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung finanziert wird, greift mehr als der Hälfte der Unternehmen zu; Steuerstundungen nehmen 36,4 Prozent in Anspruch. Deutlicher seltener wurden die Soforthilfen (18,7 Prozent) genutzt, Kredite (10 Prozent) sowie Mietstundungen (6,8 Prozent). Staatsgarantien bzw. Bürgschaften akzeptierten sogar nur 0,9 Prozent.

Stattdessen setzen die Unternehmen viel daran, aus eigener Kraft die Resilienz zu erhöhen. 45 Prozent der Unternehmen haben als Reaktion auf die Corona-Pandemie Krisenpläne erstellt. 33 Prozent haben den Vertrieb digitalisiert. Jedes fünfte Unternehmen hat das Produkt- und Dienstleistungsangebots neu ausgerichtet.

Kaum Verlegung der Produktion ins Ausland

Die Corona-Pandemie führt indes nicht zu flächendeckenden Verlagerungen von Produktion ins Ausland oder Inland. Für den bisweilen vermuteten Trend zu einer Deglobalisierung der Lieferketten bietet die Umfrage keine Belege, heißt es in der Studie. Eine Verlagerung von Lieferketten nach Deutschland oder ins Ausland planen nur drei bzw. zwei Prozent der Unternehmen. Wichtiger für die Unternehmen ist hingegen der Ausbau der Lagerhaltung (19 Prozent) oder Anpassungen ihres Zuliefernetztes (13 Prozent).

Familienunternehmen legen einen Wert auf finanzielle Solidität

Die Studie legt offen, welche Maßnahmen aus Sicht der Unternehmen die Resilienz der Volkswirtschaft erhöhen. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur wird an erster Stelle genannt – 94 Prozent der Unternehmen halten die Maßnahme für geeignet. Es folgen die steuerliche Förderung der Eigenkapitalbildung (92 Prozent), Bildung strategischer Reserven an medizinischen Produkten (88 Prozent) sowie eine Konsolidierung der Staatsfinanzen (78 Prozent). Die Einführung von Euro-Bonds erachten 68 Prozent der Unternehmen als nicht geeignet.

Die Hälfte der Familienunternehmen erachtet die steuerliche Förderung der Eigenkapitalbildung als sehr geeignet zur Steigerung der Krisenfestigkeit. Bereits 30 Prozent der Familienunternehmen haben schon Maßnahmen zur Erhöhung des Eigenkapitals eingeleitet. Bei Nicht-Familienunternehmen sind es 14 Prozent.

Familienunternehmen sind auch besonders skeptisch, dass mehr zentrale Bundeskompetenzen den Kampf gegen die Pandemie verbessern. 35 Prozent sehen ein solches Szenario für nicht oder gar nicht geeignet an, um die Krisenfestigkeit zu steigern. Familienunternehmen messen auch der Erhöhung der liquiden Mittel im Unternehmen eine größere Bedeutung bei als Nicht-Familienunternehmen: 40 Prozent der Familienunternehmen haben bereits Maßnahmen zur Steigerung der Liquidität ergriffen. Der Anteil unter den Nicht-Familienunternehmen liegt bei 27 Prozent.

Über den Jahresmonitor der Stiftung Familienunternehmen

Der Schwerpunkt der Erhebung liegt auf der Frage, wie die Resilienz der deutschen Volkswirtschaft gesteigert werden kann. Die Studie wurde im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen gemeinsam vom ifo Institut sowie dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erstellt. Der Jahresmonitor basiert auf einer von Mai bis Juni erfolgten Befragung von 2.452 Unternehmen. 1.104 Unternehmen aus diesem Kreis haben eine zweite Befragung im Oktober zur Krisenreaktion der Bundesregierung beantwortet.

Weitere Artikel zum Thema Familienunternehmen

  1. Welchen Einfluss haben passive Ehepartner in Familienunternehmen?
  2. Wie die Zusammenarbeit von Start-ups und Familienunternehmen gelingt
  3. Warum sich Nachhaltigkeit in Familienunternehmen lohnen kann
  4. Ausstellung zeigt Familienunternehmen in Ostdeutschland von 1945 bis heute


zurück

(vg) 17.11.2020



zurück

vg 17.11.2020