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Lotao: "Das Aufspüren von kulinarischen Geheimnissen ist eine ständige Herausforderung"


Lotao-Gründer Stefan Fak (Foto: Lotao)

Der Österreicher Stefan Fak gründete vor gut zehn Jahren die Lebensmittelmarke Lotao, Berlin. Inzwischen vertreibt das Start-up neben Reisspezialitäten auch Zucker-, Kokos- und Jackfruitprodukte aus Südasien. Das Unternehmen setzt bei der Auswahl seiner Produzenten auf Diversität und nachhaltigen Anbau und beschäftigt heute knapp 28 Mitarbeiter. Mit dem Firmengründer sprach markenartikel-magazin.de über die Vision, alltäglichen Lebensmitteln eine besondere Wertigkeit zu verleihen, soziale und ökologische Verantwortung, bezahltes Lehrgeld und die veränderten Erwartungen und die Vorgaben an das Produkt.

markenartikel: Sie haben 2010 die Marke Lotao gegründet und verkaufen unter dem Label heute vegane, nachhaltige Bio-Produkte. Was hat Sie zur Gründung bewogen?
Stefan Fak: Auf einer Reise quer durch Asien habe ich im Mekong-Delta das Thema Reis für mich entdeckt. Ich merkte, dass Reis ein sehr schönes, spannendes und elementares Produkt ist, das eigentlich zu wenig Beachtung dafür bekommt, was es eigentlich kann. Zurück in Deutschland habe ich recherchiert, mit KöchInnen und Medien gesprochen, von hunderten Reisbauern Produktproben eingeholt und die sechs hochwertigsten Reisprodukte ausgewählt. So entstand Lotao – zumindest von der Produktseite her. Marketingtechnisch war es noch eine andere, große Herausforderung, Reis so zu positionieren, dass dieses tendenziell alltägliche Produkt etwas Besonderes wird.

markenartikel: Welche Meilensteine sind besonders wichtig für das Unternehmen?
Fak: Meilensteine gibt es viele: Neben der Gründung im Jahr 2010 war das sicherlich der Umzug ins erste Büro 2012, der auch mit der Schaffung effizienter Unternehmensstrukturen einherging. Produktseitig waren es vor allem die Launches unserer Linien: angefangen mit Reisspezialitäten 'Lotao Deli', über die Zuckerspezialitäten 'Lotao Kiss' bis hin zum neuen Jackfruit-Sortiment 'Lotao Green'. Während wir anfangs in erster Linie mit Behindertenwerkstätten und externen Lagern gearbeitet haben, konnten wir 2015 in unsere eigene Produktions- und Lagerstätte in Ludwigslust einziehen. Auch dies kann definitiv als Milestone gewertet werden.

markenartikel: Was zeichnet die Produkte aus? Was ist das Besondere bzw. was ist die Idee dahinter?
Fak: Unsere Vision ist es, alltäglichen Lebensmitteln eine besondere Wertigkeit zu verleihen. Wir entdecken unbekannte und überraschende Seiten an ihnen und veredeln sie zu wahren Schätzen. Das Aufspüren von kulinarischen Geheimnissen aus aller Welt ist eine ständige Herausforderung, der wir uns täglich stellen. Aber nicht nur die Einzigartigkeit und die Qualität der Produkte und die sehr ansprechende Verpackung sind wichtige Faktoren – hinter Lotao steckt noch viel mehr: Die gesamte Wertschöpfungskette orientiert sich am Thema Nachhaltigkeit, das heißt für uns ist sowohl soziale als auch ökologische Verantwortung ein sehr wichtiges Thema. Aktuell arbeiten wir auf Hochtouren daran, unsere Produkte klimaneutral auf den Markt zu bringen.

markenartikel: Sie engagieren sich auch vor Ort. Warum ist es so wichtig, die Marke mit Leben zu fülle und
ihre Werte zu leben?
Fak: Eine große Motivation sind natürlich die Menschen, mit denen wir zusammen arbeiten. Sowohl im Team als auch vor- und nachgelagert. Die Bauern, mit denen wir zusammenarbeiten, sind Menschen, die von dem Produkt leben. Unser Entwicklungshilfeprojekt im Bereich Jackfruit hat diesen Aspekt nochmals sehr transparent gemacht: Lotao hat keine klassischen Industrieprodukte vom Band. Wenn wir unsere Produkte auf den europäischen Markt bringen, ernähren wir letztendlich Familien damit. Dieser Gedanke ist in den Produkten und in der Marke sicherlich spürbar.

markenartikel: Welche Probleme hat man als Newcomer, wenn man hierzulande gelistet werden will?
Fak: Als Newcomer bezahlt man viel Lehrgeld und wird auch die Härte dieses Marktes zu spüren bekommen. Wir hatten und haben sehr großes Glück, dass wir mit besonders tollen und fairen Handelspartnern zusammenarbeiten durften. Aktuell bekommen Sie Lotao-Markenprodukte unter anderem im Biomarkt, zum Beispiel Denns Biomärkten, in ausgewählten Supermärkten, zum Beispiel bei Hit Dohle, Kaufland, Rewe, V-Markt und Edeka sowie auch in unserem eigenen Online Shop.

markenartikel: Sie haben es angesprochen: Inzwischen gehört nicht nur Reis zum Portfolio, sondern auch weitere vegane Bio-Produkte. Wwie haben sich der Absatz und der Umsatz entwickelt?
Fak: Der Umsatz bei Lotao ist jedes Jahr zwei-, im vergangenen Jahr sogar dreistellig gewachsen. Wir konnten dank hoher Flexiblität und dank des enormen Einsatzes des Lotao-Teams diese schwere Krise doch recht gut für uns nutzen. Vor allem die Nachfrage nach Reis ist geradezu explodiert, dicht gefolgt von unseren Jackfruit- und Zuckerprodukten. Aktuelle Beststeller sind unser Veggie Hack, das gerade im Vorfeld der Foodex Messe in Japan mit einem Digital Award ausgezeichnet wurde, sowie die Jackpot-Serie 'Lotao Green'.

markenartikel: Inwieweit haben sich die Verbrauchervorlieben gewandelt – und wie profitiert Lotao davon?
Fak: Gerade die Jackpot-Serie steht stark im Zeichen der Zeit und des Snackification-Trends: gesundes, schnelles, veganes Bio-Convenience-Food. Einfach heißes Wasser aufgießen, fünf Minuten warten und fertig ist der 'Jackpot'. Auch bei den Jackfruit-Chips, fruchtigen Snacks ohne Zuckerzusatz, sehen wir enorme Zuwächse. Beim stark wachsenden Reis-Umsatz hingegen sieht man deutlich die Auswirkungen der Pandemie: Nahezu alle Studien gehen ja davon aus, dass zu 30 bis 40 Prozent mehr im Haushalt gekocht wird als vor der Pandemie. Inwiefern dies allerdings ein anhaltender Verbrauchertrend ist, bleibt abzuwarten.

markenartikel: Welche Rolle spielt das Marketing, um hier wieter Akzente zu setzen?
Fak: Ich liebe Marketing und würde mich geradezu als 'Marketing-Freak' bezeichnen. Marketing und Werbung kann man ja nie genug haben. Im Marketing setzen wir stark auf Kooperationen mit dem Handel - zum Beispiel Flugblatt-Werbung, Rezept-Tipps und POS-Promotions- und auf Pressearbeit. Auch an Messen und Events nehmen wir regelmäßig teil. Zwar ist auch das Online-Marketing ein Schwerpunkt, doch haben wir hier in vielen Bereichen enormen Aufholbedarf, zum Beispiel mit BLick auf die Kooperation mit InfluencerInnen. Hier setzen wir seit vergangenem Jahr aber neue Akzente und bauen diesen Bereich aus.

markenartikel: Was ist unter der Marke noch denkbar – und vielleicht schon geplant?
Fak: In 2021 werden wir definitiv unsere Jackpot-Linie 'Lotao Green' sowie den Snackbereich ausbauen. Aber auch eine Süße Reislinie ist in Planung.

markenartikel: Das heißt, was werden dann die entscheidenden Aufgaben für die Zukunft sein?
Fak: Lotao setzt sehr stark auf Nischenprodukte, bei denen der Beschaffungsmarkt meist überschaubar ist. Insofern sind die Auswahl und der Ausbau des Lieferantennetzwerkes ein wichtiger Punkt. Direkt damit verbunden sind die Qualitätskriterien: Innovative, neue Nischenprodukte, die eventuell bei Konsumenten noch nicht so bekannt sind, haben auch meist keine klar definierten Qualitätsparameter. Es liegt an uns, diese anfangs zu definieren. Wenn sich diese Produkte dann aber im Laufe der Zeit etablieren, konkretisieren sich auch die Erwartungen und die Vorgaben an das Produkt ändern sich. Das ist eine enorme Herausforderung. Immer neue Parameter kommen dazu und stehen im Fokus. Ob das nun Erdölmineralstoffe, Weichmacher oder Schwermetall-Rückstände sind. Die Suche nach geeigneten, nachhaltigen Verpackungen sowie das Thema Klimaschutz runden das Aufgabenpaket ab.



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vg 09.03.2021