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Allianz Trade Studie

Einzelhandel in Europa erweist sich als widerstandsfähig

Quelle: Erwin Lorenzen/pixelio.de

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Die Einzelhandelsumsätze in Europa sind trotz Rekordinflation widerstandfähiger als erwartet. Das zeigt eine Studie von dem Kreditversicherer Allianz Trade. Ein Jahr nach der russischen Invasion in der Ukraine hat ein höheres Einkommensniveau den Inflationsschock teilweise abgefedert. Die Studienautoren von Allianz Trade erwarten jedoch, dass der Konsum erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 wieder Fahrt aufnimmt.

Aurélien Duthoit, Senior Sector Advisor bei Allianz: "Die Kaufabsichten der Verbraucher für große langlebige Güter sind angesichts der angespannten Kreditbedingungen und der hohen Zinssätze gering. Außerdem dürften höhere Zinsen die Haushalte zunehmend dazu veranlassen, ihre Ersparnisse auf höhere, aber weniger liquide Konten umzuschichten und/oder ihre Sparquote hoch zu halten."

Phänomen des "Kaufparadoxons"

Im Gegensatz zu vergangenen wirtschaftlichen Abschwüngen sind die Ausgaben für nicht dauerhafte Güter (hauptsächlich Lebensmittel, aber auch Strom und Kraftstoff) am stärksten gesunken (von minus zwei Prozent in Italien bis minus sieben Prozent in Deutschland). Hingegen sind größere Anschaffungen wie langlebige Güter (Autos, Unterhaltungselektronik, Möbel, Haushaltsgeräte) oder halblanglebige Güter (Kleidung, Spielzeug, Kulturgüter) trotz der steigenden Lebenshaltungskosten im niedrigen einstelligen Bereich gewachsen. Auch Dienstleistungen wie Luftverkehr (+ 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), Gastronomie (+13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und Unterkunft (+ 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) florieren.

Eine mögliche Erklärung liegt laut der Meldung in der asymmetrischen Natur des Inflationsschocks auf die Haushalte: Haushalte mit geringeren Einkommen und Vermögen besonders stark von den dynamischen Preissteigerungen bei Lebensmitteln und beim Wohnen betroffen sind, sind sie gezwungen, bei lebensnotwendigen Gütern zu sparen. Vermögendere Haushalte hingegen verfügen weiterhin über frei verfügbares Einkommen. Berechnungen zeigen, dass der durchschnittliche Haushalt in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 zusätzlich etwa 290 Euro für den gleichen Warenkorb an Gütern und Dienstleistungen ausgegeben hat.

Geringe Wachstumsraten, hohe Zinssätze und strengere Finanzierungen

Die Studie von Allianz Trade betrachtet auch die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für den Einzelhandel: Die geringere Wachstumsrate, höhere Zinssätze und eine strengere Finanzierung stellen demnach insbesondere Modegeschäfte, Warenhäuser und E-Commerce-Spezialisten vor große Risiken. Mit dem Rückgang staatlicher Unterstützungsprogramme im Rahmen der Covid-19-Maßnahmen verlangsamt sich der Konsum und Kredite werden knapper. Dies kann laut Studie zu einer Zunahme von Insolvenzen großer Einzelhandelsunternehmen führen. Denn bereits im ersten Quartal 2023 hat das Tempo bei den Insolvenzen angezogen mit elf Fällen und einem Gesamtumsatz von 2,4 Milliarden Euro. Das deutet auf die Rückkehr zum Niveau von 2019 hin.

Die englische Studie ist online abrufbar.
 

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sl 19.07.2023