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Neuwagenkäufer mit 52,2 Jahre so alt wie nie

Der Trend, daß sich immer weniger Junge für Neuwagen entscheiden, hat sich auch im Jahr 2013 fortgesetzt. Nur noch 27,4 Prozent der Neuwagenkäufer waren im Jahr 2013 unter 45 Jahre alt. Mehr taktische Zulassungen, weniger Interesse am Auto in Großstädten, weniger Fahrzeugmodelle, die Lebenseinstellungen zum Ausdruck bringen, sind wichtige Gründe. Den Autobauern sterben die jungen Käufer weg. Nur durch eine größere Zuwanderungswelle kann der deutschen Automarkt in den nächsten zehn Jahren auf seinem heutigen Niveau bleiben. Insgesamt betrug im Jahr 2013 das Durchschnittsalter der privaten Neuwagenkäufer in Deutschland 52,2 Jahre: erneut ein Altersrekord. Damit ist das Durchschnittsalter im Jahre um 0,3 Jahre gestiegen und hat sein höchstes Niveau erreicht.

Dies ist das Ergebnis der Auswertung der Pkw-Zulassungen auf Privatpersonen in Deutschland des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. Autobauer brauchen deshalb laut Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen sowie Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, ein neues Konzept, um junge Menschen zu gewinnen.

Neuwagenkäufer im deutschen Markt werden immer grauer

Wenn jüngere Menschen Neuwagen kaufen, dann immer stärker als Tageszulassungen und junge Dienstwagen, so das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen. 30 Prozent der Neuwagen seien im Jahr 2013 durch sogenannte taktische Zulassungen in den Markt gebracht worden. Auch das war neuer Rekord. Taktische Zulassungen sind Neuwagenzulassungen der Autohändler und Autobauer. Diese Fahrzeuge kommen nach kurzer Zeit als junge Gebrauchtwagen mit hohen Preisabschlägen in den Markt.

Junge Käufer bedienen sich aus diesem Pool deutlich stärker als ältere, so eine Ergebnis des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. Der Trend, immer mehr taktische Zulassungen zu produzieren habe damit auch zur Folge, dass sich jüngere weniger für Neuwagen interessieren. Die Autobauer selbst fördern also den Trend, dass sich junge Menschen weniger für Neuwagen interessieren, dass die Emotion des individuellen Autos verloren geht, und dass man statt auf Emotion auf Schnäppchen schaut, heißt es in einer Mitteilung.

2013 waren 32,2 Prozent der Neuwagenkäufer über 60 Jahre alt

Die Autobauer lenken junge Käufer durch ihre intensiven Verkaufsaktionen immer stärker auf junge Gebrauchtwagen, so ein Fazi von Prof. Dudenhöffer. Die Ergebnisse werden an der Altersstruktur der Neuwagen-Käufer deutlich. So wurden 32,2 Prozent aller Neuwagen im Jahre 3013 von Käufer der Altersgruppe 60 Jahre plus gekauft. Fünf Jahre zuvor stellte die Gruppe der 60 Plus-Jährigen nur 26,5 der Neuwagenkäufer.

Personen unter 45 Jahren stellen 27,4 Prozent der Neuwagenkäufer

Noch sichtbarer wird der Wandel im deutschen Automarkt, wenn die Gruppe der Käufer unter 45 Jahre betrachtet wird. Lediglich 27,4 Prozent der Neuwagenkäufer im deutschen Automarkt waren im Jahre 2013 unter 45 Jahre alt. Einen so kleinen Anteil hatte die Gruppe der unter 45-Jährigen unter den Neuwagenkäufern noch nie, so Dudenhöffer.

Das Alterungsphänomen scheint laut der Untersuchung dabei nicht mit den höheren Preisen der Neuwagen zusammen zu hängen. Sonst müsste der Dacia- Neuwagenkäufer jünger sein. Der Neuwagenkäufer eines Dacia war im Jahre 2013 im Durchschnitt 50,7 Jahre alt. Die bisherigen Konzepte der Autobauer, noch mehr PS, noch mehr Hochwertigkeit, noch mehr Perfektion und SUV scheinen an den potentiellen jungen Autokäufer vorbeizugehen, so Dudenhöffer. Die Autobauer brauchten ein neues Konzept, um Jüngere stärker anzusprechen.

Automatisiertes Fahren spricht älteren Personen an

Automatisiertes Fahren ist ein Megatrend der Branche. Dieser passt laut CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen eher zu älteren Menschen, denn sie reagieren langsamer oder haben eher Handicaps beim Hören und Sehen. Die immer älter werdenden Neuwagenkäufer scheinen die ideale Zielgruppe für automatisches Fahren.

Was offenbar fehlt, so die Forscher, ist ein stärkerer Anreiz für die jungen Menschen. Mehr PS, noch mehr Hochwertigkeit, Komfort und elektrische Sitzversteller, noch mehr SUV scheinen ihre Wirkung auf junge Menschen zu verfehlen. Seit 1995 steigt das Alter der Neuwagenkäufer kontinuierlich, jüngere Käufer werden zur Mangelware.

In Großstädten ist der Wunsch zum eigenen Auto am geringsten

Der Trend, dass weniger Junge sich einen Neuwagen leisten, wird durch ein weiteres Phänomen unterstützt. In den Großstädten sinkt kontinuierlich der Anteil der Bewohner mit eigenem Auto, so das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen. Da in den Großstädten die gesellschaftlichen Trends geprägt würden, könne davon ausgegangen werden, dass sich die Entwicklung mit einigen Jahren Zeitverzug auch auf die ländlichen Gebiete übertrage. Zwar sei man in ländlichen Gebieten stärker auf das eigene Auto angewiesen, aber CarSharing springe von den Großstädten in der Zukunft auf das Umland um.

Der Trend zu weniger Neuwagen und weniger jungen Neuwagenkäufer setzt sich damit laut Prof. Dudenhöffer auch in der Zukunft fort. Nur eine größere Zuwanderungswelle nach Deutschland könne den Autobauern helfen, in den nächsten zehn Jahren das Verlaufsniveau im deutschen Automarkt bei den heutigen 3,1 Millionen Neuwagen zu halten.

Mercedes konnte mit neuer A-Klasse Trendumkehr einleiten

Unter den deutschen Autobauern – also Audi, BMW, Ford, Mercedes, Opel, Porsche, VW - konnte nur Mercedes seine Käufergruppe verjüngen, so ein Ergebnis des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. Gegenüber dem Jahr 2012 sank das Durchschnittsalter der Mercedes-Neuwagenkäufer um ein Jahr und beträgt jetzt 55,2 Jahre. Damit hat zwar Mercedes unter den deutschen Autobauern weiterhin die ältesten Neuwagenkäufer, aber mit der Mercedes A-Klasse ist es gelungen, die Käuferstruktur etwas zu verjüngen. Der Mercedes A-Klasse Neuwagenkäufer ist 50,8 Jahre alt. Im Jahr 2012 betrug das Durchschnittsalter der A-Klasse Neuwagenkäufer noch 57,1 Jahre.

Interessant im Gegensatz zu VW ist Opel. Trotz des neuen Opel Adam ist das Durchschnittsalter der Opel-Neuwagenkäufer auf 54,1 Jahre gestiegen, so das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen. Opel bleibe damit unter den deutschen Massenherstellern die Marke mit den ältesten Kunden. Und selbst das Alter der Opel Adam Neuwagenkäufer ist mit 46,7 Jahren weniger jugendlich. Die Marke ist scheinbar wenig spannend für junge Menschen, so Prof. Dudenhöffer.

Den größten Zuwachs bei Neuwagenkäuferalter musste VW verbuchen. Gleich umzwei Jahre auf jetzt 53,5 Jahre ist das Durchschnittsalter des VW-Käufers gestiegen. Zu den Marken mit etwa höheren Anteil jüngerer Käufer zählen Mini und Smart. Der Käufer eines neuen Minis war in den ersten sieben Monaten 45,7 Jahre alt.

Autoindustrie muß sich neu erfinden
Das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen kommt zu dem Fazit, dass in Summe vier Gründe für das Fehlen der jungen Käufer verantwortlich sind:

Erstens: Der demographische Wandel spiegelt sich im Neuwagenmarkt.

Zweitens: Die Autobauer lenken mit ihren hohen Anteilen an taktischen Zulassungen junge Käufer auf junge Gebrauchtwagen.

Dirttens: In Großstädten wird das Auto als Statussymbol für junge Menschen unbedeutender. Das Auto hat für Großstadtbewohner wesentlich an Emotion und Notwendigkeit verloren.

Viertens: Es fehlt an Produkten und Systemen, die die Jugend ansprechen und eine Lebenseinstellung für junge Menschen verkörpern. Gab es noch in den sechziger Jahren Fahrzeuge, wie etwa einen Renault R4 oder einen Citroen 2CV, die eine Art Lebenseinstellung verkörperten, sind heute alle Marken im Mainstream. Mainstream kleistert laut Prof. Dudenhöffer Nischen zu und führt zu weniger Käufergruppen. Nur eine stärkere Zuwanderung nach Deutschland kann damit den deutschen Automarkt auf seinem heutigen Niveau halten.


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vg 11.02.2014