ANZEIGE

ANZEIGE

Studie: Aufsichtsräte haben kein gutes Image

Aufsichtsräte haben in Deutschland kein gutes Image: Jeder zweite Bundesbürger lehnt es ab, mit einem Aufsichtsrat befreundet zu sein. Auch das hat die Vertrauen in ihre Kompetenzen ist gering. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Universität Hohenheim zum Image von Aufsichtsräten. Das schlechte Bild der Aufsichträte würde gefördert durch eine vorwiegend negative Berichterstattung der Medien, so Prof. Dr. Markus Voeth, Leiter des Fachgebiets Marketing I der Universität Hohenheim: "Die Institution Aufsichtsrat hat in Deutschland ein Marketing-Problem. Das negative Image erschwert es, geeignete Personen als Aufsichtsräte zu gewinnen. Auch kann sich das Negativ-Image auf die zugehörigen Unternehmen und deren Marken negativ auswirken. Daher besteht Handlungsbedarf."

Für die Studie im Rahmen der Masterarbeit von Stephanie Goeser, die Prof. Dr. Voeth gemeinsam mit ihr durchführte, wurde eine repräsentative Bevölkerungsgruppe von 533 Personen über 18 Jahren anhand eines standardisierten Fragebogens befragt. Das Ergebnis ist wenig schmeichelhaft: Was das Gesamtimage von Aufsichtsräten in Deutschland angeht, weisen die Befragten Aufsichtsräten auf einer Skala von 1 (sehr negativ) bis 7 (sehr positiv) im Durchschnitt eine 3,61 und damit einen unterdurchschnittlichen Imagewert zu. Das negative Image zeigt sich auch daran, dass mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) zudem angibt, dass sie nicht gerne mit einer Person befreundet sei, die in einem Aufsichtsrat tätig ist.

Aufsichtsräten wird wenig Kompetenz zugeschrieben

Weitere Details erhob die Studie über das Kompetenzprofil von Aufsichtsräten: Dabei bekamen die Teilnehmer eine Liste von Fähigkeiten und Charaktereigenschaften vorgelegt. Auf einer weiteren Skala von 1 bis 7 sollten sie angeben wie weit diese Eigenschaften für einen Aufsichtsrat wichtig seien. In einem zweiten Schritt sollten die Befragten dann angeben, ob Deutschlands Aufsichtsräte diese Fähigkeiten ihrer Meinung nach tatsächlich besitzen.

Fachkompetenz:  An erster Stelle erwarten die Teilnehmer von Aufsichtsräten einen hohen kaufmännischen Sachverstand, so die Studie. Die tatsächlichen kaufmännischen Fähigkeiten von Aufsichtsräten sieht Deutschlands Bevölkerung allerdings – wenn überhaupt – im Mittelfeld. Ähnlich hoch schätzen sie den notwendigen juristischen Sachverstand ein, auch hier wird den Aufsichtsräten jedoch kaum mehr als mittelmäßige Kenntnisse zugestanden. Am weitesten klaffen Anspruch und Image beim Thema Ethik auseinander: Auf der Liste der notwendigen Eigenschaften steht ethischer Sachverstand an dritter Stelle. Nach Meinung der Befragten liegt der ethische Sachverstand deutscher Aufsichtsräte aber eher im unteren Mittelfeld.

Persönlichkeitskompetenz: Im öffentlichen Bild sind Aufsichtsräte vor allem autoritär und wenig kooperationsbereit. Idealerweise sollte es sich gegenteilig verhalten, so der Anspruch der Bevölkerung.

Führungskompetenz: Laut Meinung der Befragten sind Aufsichtsräte nur wenig kreativ und kaum charismatisch. Auch beim Thema Unbestechlichkeit sieht die Bevölkerung große Unterschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Sozialkompetenz: Teamfähigkeit, Loyalität oder auch Fairness sind Eigenschaften, die nach Meinung der Befragten bei Aufsichtsräten maximal mittelmäßig ausgeprägt sind. Im Vergleich mit den anderen drei Kompetenzen entspricht das Image der Aufsichtsräte im Sozialen am wenigsten den Erwartungen der Bürger.

Große Vorurteile, aber wenig Ahnung

Dass die Meinung der Bevölkerung über Aufsichtsräte laut der Studie weitgehend negativ ist, liegt möglicherweise auch daran, dass relativ wenig Wissen in der Bevölkerung über die Tätigkeit von Aufsichtsräten vorliegt. "Zwar wussten 433 der 533 Befragten und damit über 80 Prozent, dass der Aufsichtsrat den Vorstand des Unternehmens zu kontrollieren hat", sagt Stephanie Goeser. "Die übrigen Aufgaben eines Aufsichtsrates waren jedoch über der Hälfte der Befragten unbekannt. Stattdessen wurden dem Aufsichtsrat auch andere als seine tatsächlichen Aufgaben zugeordnet."

"Unzweifelhaft wird in den Aufsichtsräten vieler deutscher Unternehmen exzellente Arbeit verrichtet", so die Einschätzung von Prof. Dr. Voeth. "Allerdings wird die hohe Qualität dieser Arbeit in der Öffentlichkeit offensichtlich nicht entsprechend wahrgenommen."

Frauenquote: Frauen überwiegend dafür, Männern stark dagegen

Eine weitere Information liefert die Studie zum aktuellen politischen Thema der Einführung einer verbindlichen Frauenquote für Aufsichtsräte bei deutschen Unternehmen. Dass nur 42 Prozent der Befragten für die Einführung der Quote sind, liegt an einem stark ausgeprägten Gendereffekt: Während die Frauen zu 57 Prozent für die Quote sind, wird die Quote von rund 73 Prozent der männlichen Befragten abgelehnt.


zurück

vg 28.02.2014