ANZEIGE

ANZEIGE

Modemarkt: Männer werden vernachlässigt

Der deutsche Textilmarkt steht unter Druck: Seit einigen Jahren sieht sich der Handel mit einer wachsenden Konkurrenz aus dem Netz und sinkenden Umsätzen konfrontiert. Die Strategieberatung Oliver Wyman hat nun in ihrer Studie 'Textilmarkt 2020' die Gründe für die verschlechterte Situation analysiert. Eines der Ergebnisse: Kaufkräftige Männer werden von den Modehändlern als Zielgruppe stark vernachlässigt.

Laut dem Dienstleister könnten Hersteller und Händler zusätzlich zwei Milliarden Euro Umsatz bis zum Jahr 2020 erzielen, wenn sie ihre Angebote stärker geschlechtsspezifisch ausrichten. Der Wert entspricht zusätzliche Einnahmen von mehr als zehn Prozent. Im Jahr 2016 kauften Männer in Deutschland für rund 19 Milliarden Euro Bekleidung ein – das ist knapp ein Drittel des Gesamtvolumens.

Besonders junge Männer sind mit Mode-Angebot unzufrieden

Besonders männliche Stadtbewohner zwischen 18 und 34 Jahren zeigen sich unzufrieden mit dem Angebot deutscher Monolabels (Einzelhandelsgeschäft, das nur Waren einer Marke bzw. eines Herstellers verkauft). Befragte aus dieser Zielgruppe bewerten das Angebot rund ein Fünftel schlechter als Frauen desselben Alters. Nachholbedarf besteht den Studienautoren zufolge beim Produkt selbst – sie bemängeln zum Beispiel, dass es an abwechslungsreichen Schnitten und Passgenauigkeit fehlt – und bei dessen Präsentation – das gilt sowohl stationär im Laden als auch im Onlineshop.

Demnach fühlen sich Männer am Point of Sale nicht ausreichend genug angesprochen. Als Grund führen die Studienautoren eine oft auf Frauen ausgerichtete Ladengestaltung an. Zudem sind Angebote deutscher Monolabels sowohl im stationären Handel als online nicht altersgerecht konzipiert: Laut der Analyse beträgt der Anteil der jüngeren Käufer unter 35 Jahren bei deutschen Anbietern wie s.Oliver, Esprit, Hugo Boss und Gerry Weber bestenfalls ein Drittel, teilweise nur unter zehn Prozent. Spanische Marken wie Mango oder Zara erreichen hingegen zum Großteil Käufer aus dieser Altersgruppe.

Modekollektionen deutscher Händler nicht modisch und abwechslungsreich genug

Zudem nennen die Berater noch weitere Fehler von Unternehmen im Textilhandel, die den Umsatz verringern. Demnach sind Kollektion im Mittelpreissegment häufig sehr ähnlich, was vor allem jüngere Kunden abschreckt. Wie die Studie herausfand, wirken für viele Kunden die Kollektionen ausländischer Anbieter modischer und abwechslungsreicher.

Von Problemen bei der Kundenansprache und der Bereitstellung passender Angebote bleiben auch hiesige Premium-Marken nicht verschont. Nach Angaben der Oliver-Wyman-Berater gelingt es ihnen bisher nicht, online ein überzeugendes Einkaufserlebnis zu bieten und die Exklusivität und Begehrlichkeit ihrer Marke in ihren Web-Shops aufrechtzuerhalten. Die Studienautoren sehen hier dringenden Handlungsbedarf etwa durch eine stärkere Emotionalisierung der Produkte im Netz. Denn das Online-Geschäft im Modebereich wird nach Einschätzung der Agentur Oliver Wyman an Bedeutung zunehmen: In Deutschland prognostizieren die Experten einen Anteil des Online-Geschäfts von knapp 30 Prozent bis zum Jahr 2025.



zurück

mak 05.01.2018