ANZEIGE

ANZEIGE

'Emissionsfreies Fahren ab 2030': Skepsis bei Konsumenten

Der deutsche Bundesrat spricht sich dafür aus, ab dem Jahr 2030 keine Fahrzeuge mit Diesel- und Benzinmotoren mehr zuzulassen. Dies sei ein notwendiger Schritt, um das Ende 2015 geschlossene Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Doch wie überzeugt ist die Bevölkerung von dem Plan des Bundesrats? Wird das Vorhaben begrüßt oder steht man der Initiative eher kritisch gegenüber? Welche Auswirkungen auf die Wahl des Antriebs beim nächsten Autokauf ergeben sich? Hierzu hat Harris Interactive am 13. Oktober insgesamt 500 Personen zwischen 18 und 72 Jahren in Deutschland befragt.

Bisher stehen die Befragten der Initiative des Bundesrats demnach eher kritisch gegenüber – ein erheblicher Teil bewertet sie als nicht realistisch und vermisst attraktive Angebote im Bereich E-Mobilität. Ein Großteil kann sich nicht mit der Idee anfreunden, ganz und gar auf den Verbrennungsmotor zu verzichten.

Entwurf bei Jüngeren größeren Anklang als bei Älteren
 
60 Prozent der Befragten finden die Vorstellung befremdlich, dass ab 2030 nur noch Elektroautos zum Kauf angeboten werden sollen, wobei die innere Distanz zum E-Antrieb bei den Jüngeren wesentlich geringer ist. Auch findet der Entwurf bei den jüngeren Teilnehmern größeren Anklang. Während 61 Prozent der 18- bis 35-jährigen das Vorhabens des Bundesrats begrüßen und für zukunftsweisend halten, sind es in der Gruppe der über 55-jährigen nur noch 39 Prozent.

Verschiebung vom Auspuff zum Schornstein

Bezüglich der Infrastruktur von Elektroautos können sich 37 Prozent zwar vorstellen, dass diese bis 2030 ausreicht, d.h. höhere Reichweiten, ausreichend Lademöglichkeiten und auch Schnell-Lademöglichkeiten vorhanden sind. 

Bezweifelt wird, dass der elektrische Antrieb emissionsfreies Fahren ermöglicht, weil die Stromerzeugung noch Emissionen freisetzt, also lediglich eine Verschiebung vom Auspuff zum Schornstein stattfindet. Derzeit können sich lediglich 27 Prozent der Befragten vorstellen, dass der Strom für Elektroautos bis 2030 emissionsfrei hergestellt werden kann. Das führt dazu, dass nur 30 Prozent die Umsetzung des Vorhabens für realistisch halten und 45 Prozent diesen Vorschlag des Bundesrates sogar für unsinnig ansehen.
 
Abgasskandal von VW verstärkt das Interesse an alternativen Antrieben

Erhebliche Bedenken gibt es auch bezüglich der Jobs in der Automobilindustrie: 51 Prozent glauben, dass das Vorhaben Jobs kosten wird, da Elektroautos aus deutlich weniger Einzelteilen für den Antrieb bestehen und die Batterieherstellung meist nicht in Deutschland ansässig ist. In der jüngeren Generation ist die Angst mit 42 Prozent deutlich geringer als bei den älteren Teilnehmern mit 62 Prozent.
 
Die Entscheidung für einen Elektroantrieb wird weniger getrieben durch die erwartete Attraktivität des Angebots als durch administrativen Zwang – so geben von den 24 Prozent, die sich beim nächsten Kauf für einen emissionsfreien Antrieb entscheiden würden, 41Prozent an, dass sie für Diesel und Benziner höhere Steuern und Abgaben befürchten und 35 Prozent vermuten, dass sie einen niedrigeren Wiederverkaufswert für ihr Fahrzeug mit Verbrennungsmotor erzielen. Bei weiteren 35 Prozent fällt die Entscheidung zugunsten der emissionsfreien Antriebe, weil sie eine Mobilitätseinschränkung befürchten, da sie eventuell mit ihrem Benziner und Diesel nicht mehr in die Umweltzonen der Innenstädte fahren dürfen.

Relevanz von Hybrid- und Elektroantrieb nimmt zu
 
Diese allgemeine Skepsis gegenüber dem aktuellen Plan darf jedoch nicht mit mangelndem Akzeptanz gegenüber alternativen Antrieben gleichgesetzt werden, so die Studienautoren. Diese werden durchaus beliebter und werden voraussichtlich ihren Marktanteil in den nächsten Jahren schrittweise ausbauen können – wenn das Angebot stimmt.

Auch wenn der Verbrennungsmotor noch den Ton angibt und sich 52 Prozent beim nächsten Autokauf für einen Benziner oder Diesel entscheiden würden, nimmt die Relevanz von Hybrid- (20 %) und Elektroantrieb (16 %) im Gegensatz zu den jetzigen Zahlen zu. Im zeitlichen Verlauf wird das noch deutlicher: Unter den Befragten mit Kaufabsicht in den nächsten zwei Jahren planen knapp 20 Prozent die Anschaffung eines Modells mit emissionsfreiem Antrieb. Unter denjenigen, die erst innerhalb der nächsten sechs Jahre ein Auto kaufen wollen, sind es bereits knapp 40 Prozent.

Automobilhersteller müssen interessantere Angebote entwickeln
 
Ob diese Intention auch tatsächlich in Käufe umgemünzt wird, hängt wohl auch mit der Preisentwicklung der alternativen Antriebe zusammen. Denn derzeit erwarten 78 Prozent, dass Elektroautos bis 2030 zum selben Preis wie Benziner/Diesel angeboten werden, was durchaus eine Herausforderung für die deutschen Automobilhersteller werden könnte, heißt es in der Studie. Diese liegen – nach Meinung der Deutschen – in der Entwicklung von alternativen Antrieben noch deutlich zurück. 86 Prozent finden, dass das Angebot der deutschen Hersteller im Bereich Elektroantrieb noch interessanter werden muss. Dies findet vor allem auch die Altersgruppe ab 55 Jahre, die der Aussage sogar mit 93 Prozent zustimmt.


zurück

vg 24.10.2016