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Digitale Transformation kann Wertschöpfung erhöhen

Europas Industrie steht vor einem radikalen Strukturwandel, denn die digitale Transformation bietet enorme Chancen – bringt aber auch große Herausforderungen mit sich. Die Roland Berger-Studie "Die digitale Transformation der Industrie" in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) untersucht Ursachen und Auswirkungen der Digitalisierung auf die Industrie in Deutschland und Europa und errechnet ihren wirtschaftlichen Gesamteffekt.

So gehen die Experten davon aus, dass die Digitalisierung der Industrie allein für Deutschland bis 2025 ein zusätzliches kumuliertes Wertschöpfungspotenzial von 425 Milliarden Euro eröffnet. Für Europa sind es sogar 1,25 Billionen Euro. Gelingt es nicht, die digitale Transformation zum Vorteil Europas zu gestalten, wird die europäische Industrie allerdings in diesem Zeitraum bis zu 605 Milliarden Euro einbüßen.

Europa sollte daher schnell handeln, heißt es in der Studie: Europäische Unternehmen müssten ein tieferes Verständnis der digitalen Transformation entwickeln und neue, tragfähige Geschäftsmodelle erarbeiten. Sonst könnten branchenfremde Marktteilnehmer, die über eine hohe Digitalisierungskompetenz verfügen, sie aus lukrativen Teilen der Wertschöpfung verdrängen. "Ebenso notwendig ist es, digitale Industriestandards im Sinne der europäischen Wirtschaft mitzugestalten und die Infrastruktur entsprechend auszubauen", empfiehlt Stefan Schaible, CEO für Deutschland und Central Europe von Roland Berger Strategy Consultants. "Wir brauchen ein Digital Valley für Europa, um eine bessere Vernetzung der europäischen Digitalwirtschaft zu ermöglichen."

Digitalisierung verändert Wertschöpfung grundlegend

Mithilfe digitaler Systeme werden Unternehmen in Zukunft in der Lage sein, große Datenmengen über Produktionsprozesse, Lieferanten und Kunden zu erheben, zu verarbeiten und auszuwerten, schreiben die Autoren. Dadurch könnten Firmen Marktentwicklungen präziser vorwegnehmen und noch zielführender Entscheidungen treffen. Produktionsprozesse würden durch die fortschreitende Entwicklung und mit Einsatz künstlicher Intelligenz einen neuen Grad der Automatisierung erreichen. Dank einer leistungsstärkeren Vernetzung der Wertschöpfungsschritte lassen sich Lieferketten besser synchronisieren, Produktionszeiten kürzen und Innovationszyklen beschleunigen, so die Studie. Auch werden demnach die spezifischen Kundenbedürfnisse transparenter. So lassen sich völlig neuartige Produkte und Leistungen entwickeln und anbieten.

Diese Faktoren werden laut der Studie die Wertschöpfungsketten in der Industrie grundlegend ändern. Aus den klassischen, zeitversetzten Wertschöpfungsketten entstehen dynamische Wertschöpfungsnetzwerke. Kommunikation und ständiger Austausch zwischen Produktionseinheiten, Unternehmensabteilungen und externen Lieferanten flexibilisieren die Wertschöpfungsketten.

Gefahr "ge-ubert" zu werden

Damit eröffnen sich neue Chancen für die existierenden Marktteilnehmer, aber auch für branchenfremde Akteure etwa aus der IT-Industrie, heißt es in der Studie. Etablierte Firmen mit großem Know-how in ihrer Branche könnten so schnell ins Hintertreffen geraten. Bisherige Branchenführer drohten "ge-ubert" zu werden – in Anspielung auf den digitalen Dienstleister "Uber", der mit seiner Applikation international den etablierten Fahrdienst- und Taximarkt herausfordert.

"Ob vor einigen Jahren durch Amazon oder zuletzt Uber – diese Beispiele zeigen, wie radikal Marktumbrüche durch die digitale Transformation ausfallen können", sagt Schaible. "Auf dieses neue Wettbewerbsumfeld müssen sich Dienstleister und Industrie zügig einstellen. Neue, unternehmensübergreifende Kooperationen sind hierfür nötig – durchaus auch mit Wettbewerbern, zum Beispiel bei der Pilotierung und beim Aufbau gemeinsamer digitaler Plattformen und Geschäftsmodelle."

Verschiedenen Branchen unterschiedlich betroffen

Die Digitalisierung wird laut Studie die verschiedenen Branchen der europäischen Industrie zeitversetzt und unterschiedlich intensiv treffen. So erfasst die Digitalisierung schon mit großer Wucht die Branchen Automobil und Logistik. Ihnen eröffnet sie bis zum Jahr 2025 ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial von 445 Milliarden Euro. Die zweite Digitalisierungswelle wird Maschinen- und Anlagenbau, Elektroindustrie sowie Medizintechnik betreffen und bis 2025 ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial von 630 Milliarden Euro bieten.

Die dritte Welle der Digitalisierung erfasst schließlich Chemieindustrie und Luftfahrttechnik, die durch sie bis 2025 ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial von 175 Milliarden Euro erschließen könnten.

Industrie und Politik müssen handeln

"Europa hat gute Chancen, gestärkt aus der digitalen Transformation hervorzugehen. Für das ambitionierte Ziel der EU-Kommission, den Industrieanteil an der Wirtschaftsleistung der Union bis 2020 von 16 auf 20 Prozent zu erhöhen, ist dies ein wesentlicher Handlungspunkt", sagt Schaible. Handeln müssten dabei sowohl die europäischen Unternehmen als auch die Politik.

So müssen die Unternehmen dringend ihre digitale Reife erhöhen, schreiben die Autoren der Studie: Oft sehen Firmen in der Digitalisierung nur ein Mittel, ihre Effizienz zu steigern. Doch das ist nur ein Teilaspekt: Wichtiger, so die Roland Berger-Studie, ist die Erschließung neuer Wertschöpfungspotenziale. Dafür sollten sich die Unternehmen ein tieferes Verständnis für die digitale Thematik und ihre Marktfolgen aneignen.

Zudem muss die europäische Wirtschaft ihre Kräfte bündeln, um die Definition von gemeinsamen Standards mitzugestalten. Denn Europas Industriestärke liegt in der Software, die in ihren Produkten eingebettet ist. Industriestandards, die etwa allein in den USA global gesetzt werden und keinen Gestaltungsfreiraum für die spezifischen Konfigurationen der europäischen Industrie lassen, gefährden die industrielle Zukunft Europas.

Insbesondere an die Akteure der europäischen Politik adressiert die Studie die Forderung nach dem Ausbau einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur. Flächendeckende Breitbandnetze bilden das Rückgrat einer Digitalisierung der Wirtschaft. Dabei spielt Datensicherheit eine wesentliche Rolle.

Das analytische Fundament der Studie bilden Workshops mit Industrieexperten, eine Umfrage unter mehr als 300 deutschen Entscheidern sowie 30 Interviews mit Vorständen und Technologieverantwortlichen in DAX-Konzernen und bei führenden Mittelständlern.


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vg 17.03.2015