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Unternehmen nutzen Industrie 4.0, aber wenig Investition

Das Thema Industrie 4.0 hat die deutschen Fabriken erreicht. Bei den Investitionen in digitale Technologien für die vernetzte Produktion sind die Unternehmen allerdings noch zurückhaltend. Das ist ein Kernergebnis einer repräsentativen Befragung von 559 Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern, die der Bitkom im Vorfeld der diesjährigen Hannover Messe beauftragt hat.

Demnach nutzt fast jedes zweite Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe (46 %) Industrie-4.0-Anwendungen, weitere 19 Prozent haben konkrete Pläne für den Einsatz. Das heißt: Fast zwei Drittel der deutschen Industrieunternehmen (65 %) sind bereits im Bereich Industrie 4.0 aktiv. Ein Viertel der Befragten (23 %) hat noch keine konkreten Pläne für den Einsatz von Industrie 4.0, kann sich aber vorstellen, künftig entsprechende Anwendungen zu nutzen. Nur zwölf Prozent sagen, dass Industrie 4.0 für sie kein Thema ist oder sein wird.

Investitionsbereitschaft mit vier Prozent noch eher gering

Die Studie zeigt allerdings auch, dass die Unternehmer in puncto Investitionen noch eher vorsichtig agieren. So haben zwar 57 Prozent der Betriebe, die Industrie 4.0 anwenden oder dies planen, in diesem Jahr Gelder dafür eingeplant – das Budget macht aber im Schnitt nur vier Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Ziele: Prozesse optimieren und Kapazitätsauslastung verbessern

Laut der Bitkom-Befragung verfolgen die Anwender und Planer von Industrie 4.0 vor allem das Ziel, ihre Prozesse zu optimieren und die Kapazitätsauslastung in ihren Fabriken zu verbessern. 69 bzw. 57 Prozent nennen diese Punkte unter den drei wichtigsten Zielen. Rund die Hälfte (50 %) erhofft sich von dem Einsatz vor allem eine schnellere Umsetzung von individuellen Kundenwünschen. 44 Prozent wollen durch Industrie 4.0 vor allem ihre Produktionskosten senken und 19 Prozent ihre Personalkosten. Eine bessere Planung von Wartungsfenstern hat für 17 Prozent der Anwender und Planer hohe Priorität.

Nur 14 Prozent verfolgen mit Industrie 4.0 zuvorderst das Ziel, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder bestehende Geschäftsmodelle zu verändern. Lediglich 13 Prozent zielen mit Industrie 4.0 vor allem darauf ab, neue Kundengruppen anzusprechen.

Strategien werden größtenteils mit internen Mitarbeitern entwickelt

Bei der Umsetzung von Industrie 4.0 gehen die Anwender und Planer fast alle (97 %) strategisch vor, wobei die Ansätze unterschiedlich weit reichen: 59 Prozent haben eine Strategie für das Gesamtunternehmen, 38 Prozent nur für einzelne Bereiche des Unternehmens.

Laut der Befragung werden die Industrie-4.0-Strategien derzeit größtenteils mit internen Mitarbeitern wie dem Produktionsleiter entwickelt, wie 91 Prozent der Befragten erklären. 39 Prozent haben externe Berater herangezogen, zum Beispiel von Unternehmensberatungen oder Industrie- und Handelskammern. 28 Prozent haben ihre Strategie in Kooperation mit mittelständischen oder großen Unternehmen aus der Digitalbranche entwickelt. Elf Prozent haben dafür mit Wettbewerbern kooperiert, acht Prozent mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Lediglich sechs Prozent haben Start-ups in den Strategieprozess miteinbezogen.

Größte Hürde ist der nötige Mitteleinsatz

Die größte Hürde beim Einsatz von Industrie 4.0 ist der hierfür nötige Mitteleinsatz. 75 Prozent aller Industrieunternehmen sagen, dass hohe Investitionskosten den Einsatz von Industrie 4.0 in ihrem Unternehmen hemmen. Anforderungen an den Datenschutz und an die Datensicherheit gehören mit 55 bzw. 51 Prozent ebenfalls zu den Haupthemmnissen. Der Mangel an Fachkräften wird von 53 Prozent als Problem genannt. Weitere Hemmnisse sind: die Komplexität des Themas (50 %), der fehlende Rechtsrahmen (40 %), eine befürchtete Störanfälligkeit der Systeme (38 %) sowie fehlende Standards (36 %).

Viele Unternehmen planen Neueinstellungen für Industrie 4.0

Industrie 4.0 hat auch Auswirkungen auf die Arbeit in der vernetzten Fabrik. So haben elf Prozent der Unternehmen, die Industrie 4.0 anwenden oder dies planen, im vergangenen Jahr neue Mitarbeiter für diesen Bereich eingestellt, 15 Prozent planen das für dieses Jahr.

Am gefragtesten aus der Gruppe der IT-Berufe sind dabei Datenanalysten: 36 Prozent der Unternehmen, die Mitarbeiter für Industrie 4.0 eingestellt haben oder dies planen, nennen diese Berufsgruppe. IT-Sicherheitsexperten stehen mit 21 Prozent an zweiter Stelle. Eingestellt wurden oder werden zudem Software-Entwickler bzw. Programmierer (17 %), IT-Service Manager (15 %), Systemarchitekten (13 %) und Qualitätsmanager/Tester (10 %). Zudem will jedes zweite Unternehmen (51 %), das bereits Industrie 4.0 nutzt oder dies plant, in diesem Jahr Mitarbeiter weiterbilden. 43 Prozent haben das im vergangenen Jahr getan.

Entlassungen infolge von Industrie 4.0 sind dagegen kaum geplant: Nur sechs Prozent der Anwender und Planer haben im vergangenen Jahr Stellen abgebaut, sieben Prozent wollen das dieses Jahr tun.

Industrie 4.0 ist Voraussetzung für Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit

Laut der Umfrage unterschreiben zudem drei Viertel der Unternehmen (75 %) den Satz: Industrie 4.0 ist die Voraussetzung für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie – und damit auch für die Sicherung von Arbeitsplätzen.

Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 559 Produktionsleiter, Vorstände oder Geschäftsführer von Industrieunternehmen ab 100 Mitarbeitern befragt.


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vg 21.04.2016