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Studie: So sehen Bürger den Wert der Freiheit

In einer Studie, bestehend aus einer tiefenpsychologischen und statistisch-repräsentativen Befragung, hat der Rheingold Salon, Köln im Auftrag der Direktbank Barclaycard Deutschland, Hamburg, untersucht, welche Bedeutung Freiheit hat. Zunächst wurden 44 Personen in zwei- bis vierstündigen Tiefeninterviews bzw. Gruppendiskussionen befragt. Darüber hinaus wurden mehr als 1.000 Frauen und Männern mittels vorfumulierter Thesen befragt.

Die Ergebnisse: Deutsche fühlen sich frei – zu frei, denn Freiheit macht ihnen Angst. Sie sind bereit, ihre "große Freiheit" wie Wahlfreiheit gegen die kleine, persönliche zu tauschen. Ein nicht geringer Teil würde seine Freiheit auch verkaufen. Männer eher als Frauen. Der Preis liegt zwischen 1.000.000 und 10.000.000 Euro. Dennoch ist ihnen am Ende die Freiheit wichtiger als die Sicherheit.

Senioren genießen die meiste Freiheit

Die Deutschen fühlen sich generell frei, und gerade im Vergleich zu anderen Ländern berufen sie sich darauf, dass man sich frei bewegen und frei denken kann. Am freiesten fühlen sich dabei die älteren Menschen in Rente. Während hier 86 Prozent von Freiheit sprechen, sind es bei den 30- bis 45-Jährigen nur rund 62 Prozent. Männer fühlen sich viel freier als Frauen. Nur 2,9 Prozent der Befragten glauben, dass Frauen freier sind als Männer.

Blickt man in den tiefenpsychologischen Interviews hinter die Kulissen, dann erfährt man sehr schnell, dass ein Zuviel an Freiheit den Menschen Angst macht. Man findet, dass Deutschland insgesamt zu tolerant geworden ist und wünscht sich verbindliche Grenzen, Gesetze und Regeln. So sind 77 Prozent der Deutschen für eine stärkere Durchsetzung der Gesetze.
Dabei ist am erstaunlichsten, dass die Regeln und Gesetze nicht in jeder Hinsicht sinnvoll sein müssen. Entscheidend ist, dass sie unumstößlich sind. Grenzenlosigkeit gefährdet die Freiheit.

Freiheit als persönliches Gut

In den Befragungen zeigte sich, dass die Menschen Freiheit nicht als Allgemeingut, sondern als ein sehr persönliches Gut sehen. Es wird stark differenziert zwischen den großen, allgemeinen Freiheiten wie Wahlfreiheit, Demokratie- oder Pressefreiheit und den eigenen, kleinen, persönlichen Freiheiten wie der freien Partnerwahl, Bekleidungsfreiheit oder die Meinungsfreiheit im privaten Kreis.

Erst hier wird es für die Menschen wirklich bedeutsam. Sie sind nicht bereit, Einschränkungen auf der persönlichen Ebene in Kauf zu nehmen. Mehr noch: Sie sind sogar bereit, Freiheiten anderer einzuschränken, wenn ihnen dadurch selbst solche Einschränkungen erspart bleiben.

So sind knapp 40 Prozent der Befragten der Meinung, dass Pressefreiheit nicht so wichtig ist wie die eigene, persönliche Sicherheit. Man gibt sich als Verfechter der Presse- und Meinungsfreiheit. Wenn das aber in der Konsequenz bedeutet, sich persönlich beschränken zu müssen, dann sieht man lieber die Presse zensiert.

Freiheit und Sicherheit bedingen sich gegenseitig

Letztlich ist Freiheit für die Menschen auch ein Geschäft, für das man einen Preis bezahlen muss. Freiheit ist nicht umsonst zu haben – das finden 54 Prozent aller Befragten. Sie verlangen Sicherheit als Basis, um sich frei fühlen zu können, wie zum Beispiel Kontrollen am Flughafen oder verstärkte Videoüberwachung. Etwa 62 Prozent der bis 30-jährigen Befragten gaben an, dass ihnen durchaus bewusst ist, dass der Preis für ihre günstige Kleidung zu Lasten von Kindern in Entwicklungsländern geht.

Dennoch: Der Sicherheit opfern die Menschen die Freiheit nicht. 96,4 Prozent finden Freiheit wichtig. Die Sicherheit kommt mit 95 Prozent auf einen geringfügig geringeren Wert.

Freiheit braucht Gemeinschaft


Die Menschen brauchen Freunde, Liebe und Gemeinschaft, um Freiheit überhaupt empfinden zu können. Auf die Frage, welche Aspekte die Freiheit fördern, wurden Freunde (79,6 %), Familie (70,6 %) und der eigene Partner (67,4 %) am häufigsten genannt. Die enge Bindung zu sozialen Kontakten gibt Sicherheit in der als unsicher wahrgenommenen Welt.

Jeder dritte würde sein Wahlrecht verkaufen

Wenn unter verschiedenen Freiheiten nur eine einzige Freiheit ausgewählt werden dürfte, wählten nur 1,2 Prozent der Befragten die Wahlfreiheit als wichtigste Freiheit und nur 1,6 Prozent die Pressefreiheit. Persönliche Freiheiten wie die freie Partnerwahl sind den Menschen wichtiger.

Ausßerdem wurden die Teilnehmer gefragt, für welche Summe sie welche Freiheit verkaufen würden. So sind rund 34 Prozent bereit, für zehn Millionen Euro auch die Meinungsfreiheit zu verkaufen, solange sie im Privaten noch ihre Meinung sagen dürfen.

Andere Freiheiten werden noch schneller und eher verkauft. Das Wahlrecht würden 32 Prozent für zehn Millionen Euro verkaufen – wenn sie noch ein letztes Mal wählen dürften. Die Partnerwahl lassen sich vor allem die Männer abkaufen, wenn sie vorher einen kurzen Blick auf die Partnerin werfen dürften (knapp 20 %). 60 Prozent würden sich das Recht auf freie Kleiderwahl schon für eine Million Euro abkaufen lassen.


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rh 09.08.2017