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Mobilität: Vielfalt Europas als Wettbewerbsvorteil nutzen

Wenn die europäische Automobilindustrie ihre Erfolgsgeschichte fortschreiben will, muss sie sich klar zur nachhaltigen Mobilität bekennen und die Technologieführerschaft bei E-Mobilität, Brennstoffzelle und alternativen Kraftstoffen anstreben – und die Kunden viel stärker als bisher in den Mittelpunkt stellen. Dies geht aus einer Studie 'Race 2050 – A Vision for the European Automotive Industry' von McKinsey & Company hervor. 

Die Branche könne die Vielfalt des Kontinents als Wettbewerbsvorteil nutzen, um neue Lösungen und Angebote lokal zu pilotieren und dann global auszurollen. Der Binnenmarkt von 500 Millionen Menschen, die Handels- und Wirtschaftskraft, die globalen Champions im Mittelstand und die Innovationsfähigkeit könnten Europa "zu einem Brutkasten für die Mobilität der Zukunft machen".

Von der Auto- zur Mobilitätsindustrie

"Trotz der aktuellen Diskussion um schwindendes Kundenvertrauen und den Aufstieg Chinas: Die Autoindustrie ist eine europäische Erfolgsgeschichte und weltweit führend", sagt Andreas Tschiesner, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey und Co-Autor der Studie. Die Autoindustrie stehe für sieben Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts, beschäftige direkt und indirekt über 13 Millionen Menschen und trage mit 410 Milliarden Euro in der EU-15 rund sechs Prozent der Gesamtsteuereinnahmen bei.

"Doch diese Position – und damit der Wohlstand Europas – ist in Gefahr. Chinas Aufstieg und neue Geschäftsmodelle wie Carsharing und Robo-Taxis erfordern ganz andere Fähigkeiten, als nur exzellente Fahrzeuge zu produzieren", so Tschiesner. Datenbasierte Dienstleistungen und Shared Mobility werden laut der Studie 2030 für ein Viertel der Industrieumsätze stehen; heute liegt der Wert erst bei 0,2 Prozent. In der Folge wird Software künftig 30 Prozent des Werts eines Fahrzeugs ausmachen (heute 10 %); elektronische und elektrische Komponenten weitere 25 Prozent.   

"Der bisherige Erfolg der europäischen Autoindustrie beruht auf drei Säulen: der Kundenorientierung, dem Fokus auf Nachhaltigkeit sowie der fein austarierten Wertschöpfungskette", erläutert Andreas Cornet, Leiter der deutschen Automobil- und Industrieberatung bei McKinsey und ebenfalls Co-Autor der Studie. "Diese Stärken gilt es, in die Zukunft zu übertragen – als radikale Kundenzentrierung, als wirklich nachhaltige Mobilität und als ein europäisches Ökosystem für Mobilität."

Fünf Initiativen für zukünftigen Erfolg

Die Autoren der Studie schlagen fünf Initiativen vor:

  1. Europäisches Mobility Valley und Wandel der Beschäftigung: Anstrengungen in einem Mobility Fund aus privatem und öffentlichem Kapital zum Aufbau eines Mobility Valley nach dem Modell der US-Westküste bündeln – ein starkes Netzwerk aus Weltklasse-Forschung, Unternehmen, Start-ups und Kapitelgebern. Ein solches Projekt sollte auch den Wandel in der Beschäftigung begleiten: Denn während  200.000 Jobs in der europäischen Autoproduktion netto durch Automatisierung und den Umstieg auf die weniger arbeitsintensive Elektromobilität wegfallen werden, entstehen gleichzeitig in der Autoindustrie und in angrenzenden Branchen zahlreiche neue Arbeitsplätze in softwarebasierten Bereichen.
  2. Dekarbonisierung von Personen- und Güterverkehr: Um den Verkehr bis spätestens zum Jahr 2050 CO2-neutral zu machen, muss Europas Industrie die gesamte Kette der Energiebereitstellung und -nutzung in den Blick nehmen. Dazu gehört auch, die notwendige Infrastruktur zu schaffen und erforderlichen Rohstoffe zu sichern. 
  3. Neue Formen der Zusammenarbeit: Ein Wandel dieses Ausmaßes ist für kein Unternehmen alleine zu stemmen. Neue Formen der Kooperation zwischen Autoherstellern werden nötig sein. Im Einklang mit dem Wettbewerbsrecht könnte beispielsweise ein gemeinsamer Daten- und Software-Pool geschaffen werden, auf dessen Basis alle Stakeholder neue Angebote entwickeln könnten.
  4. Regulatorisches Forum zur künftigen Mobilität: Zukünftige Regulierung – für Emissionen, Fahrzeugsicherheit, Recycling, Rechtsfragen beim autonomen und vernetzten Fahren, Datenschutz – wird nicht nur die Autoindustrie, sondern auch Telekommunikationsunternehmen, Versicherer und Energieversorger betreffen. Ein gemeinsames Forum sowie ein einheitlicher Ansprechpartner auf Seiten der EU-Kommission – z.B. ein EU-Kommissar für Mobilität – kann den notwendigen Dialog initiieren.
  5. Unterstützung für Städte und Kreise: Europas Städte haben eine gewachsene Struktur und spezifische Anforderungen an die künftige Mobilität. Trotz ihrer Einzigartigkeit können gemeinsame Standards für Mobilitätslösungen entwickelt und erprobt werden, die ein schnelles Ausrollen für ähnliche Städtetypen und Landkreise in ganz Europa ermöglichen. Diesen Standardisierungsprozess sollten Städte gemeinsam mit der Industrie vorantreiben.  




Zur Studie geht es hier.


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vg 15.01.2019