Wertewandel: Unternehmen müssen ihre Rolle hinterfragen

Während sich in der Reihenfolge im Ranking der wichtigsten Werte nur wenige Veränderungen seit Beginn der gegenwärtigen Krise zeigen, hat das Volumen der Diskussionen insbesondere zu Gesundheit und Familie stark zugenommen (Quelle: Werte-Index 2020)

Werte wie Freiheit und Transparenz gewinnen in Zeiten der Corona-Pandemie an Bedeutung. Das zeigen das Corona-Update des Werte-Index 2020. Dafür hat das Trendbüro zusammen mit Bonsai, Measury und Kantar die aktuelle Wertediskussion im deutschsprachigen Internet erfasst. Das Ranking wurde aus 3,3 Mio. Posts aus deutschsprachigen Social-Media-Kanälen erstellt, die zunächst quantitativ, dann qualitativ gesichtet wurden.

Das Ergebnis: Auf den ersten Blick hat sich von März bis Mai nicht viel geändert. Zu den Top 7 der meistdiskutierten Werte gehören noch immer Gesundheit, Familie, Freiheit, Erfolg, Sicherheit, Natur und Gemeinschaft. Neu ist, dass Ehrlichkeit den Wert Nachhaltigkeit aus den Top 10 verdrängt. Zudem ist vor allem auffällig, dass der Wert Freiheit nach seinem Abstieg von Platz eins zu Beginn der Langzeitstudie auf Rang 4 im Jahr 2018 nun wieder unter den Top 3 ist.

Ehrlichkeit und Transparenz steigen seit Jahren erstmals wieder im Werte-Ranking

Mit Blick auf Trends wie Digitalisierung, Automatisierung, Hyper-Individualisierung, Selbstermächtigung, Purpose-Orientierung und Systemreflexion zeigt sich ein verändertes Werteverständnis voller Polaritäten und offener Fragen. Digitale Produkte und Dienstleistungen werden laut den Studienautoren langfristig nur dann angenommen, wenn sie die Interessen der Nutzer in den Mittelpunkt stellen – momentan vor allem Sicherheit im Alltag. Mehr denn je wollen die Menschen Aufgaben und Entscheidungen an Technologien delegieren. Das Ohnmachtsgefühl der aktuellen Krise führt dazu, dass sie dem gefühlten Kontrollverlust entgegenwirken wollen. Dazu gehört auch, die Mündigkeit im digitalisierten Alltag zu behalten und im Zweifel auch kurzfristig Lösungen zu ändern oder gar wieder abzuschaffen.

Im Lockdown haben Konsumenten gelernt, sich selbst und ihren Bedürfnissen mehr Raum zu geben. Gleichzeitig wächst der Wunsch, Gemeinschaft bewusst zu gestalten und zu feiern. Der Wert Ehrlichkeit – insbesondere in Bezug auf mehr Transparenz - bekommt in einem sachlich geführten Diskurs eine neue Qualität und steigt seit Jahren erstmals wieder im Werte-Ranking.

Die Entwicklung geht weg vom Shareholder Value hin zu Creating Shared Value

Mit dem gestiegenen gesellschaftlichen Bewusstsein werden die großen Fragen gestellt und auch Unternehmen als prägende Akteure wahrgenommen. Ihnen wird daher zunehmend Handlungskompetenz bezüglich sozial-politischer Fragestellungen zugeschrieben und sie werden auch dazu aufgefordert, ihren Sinn zu definieren, heißt es im Corona-Update des Werte-Index: Wofür gibt es das Unternehmen? Wozu leistet dieses Unternehmen einen Beitrag?

Die Entwicklung geht weg vom Shareholder Value hin zu Creating Shared Value und Strategien, die das Wachstum für Unternehmen und Wirtschaft neu definieren. Letztendlich geht es für Unternehmen darum, die eigenen Werte, die Rolle und den Beitrag zu hinterfragen und aktiv Verantwortung zu übernehmen.

Die Krise wird zum Katalysator bereits beobachtbarer Trends

Das Zusammentreffen von sozialer Distanz und beschleunigter Digitalisierung hat der Individualisierung eine erhebliche Dynamik verliehen – die Krise wird zum Katalysator bereits beobachtbarer Trends, schreiben die Studienautoren. Das beflügelt digitale Produkte und Services, die einen echten Konsumentenmehrwert versprechen und halten.

Das Whitepaper Werte-Index Corona Update 2020 können Sie hier downloaden.

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