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Deutsche Modeindustrie im Krisenmodus

Die hiesigen Modehersteller und der Modehandel in Deutschland steht schon seit längerem unter Druck. Die Corona-Pandemie hat die deutsche Bekleidungsindustrie nun zusätzlich schwer getroffen. Umso mehr gilt: Unternehmen benötigen eine strategische Neuausrichtung, die aktuelle Trends wie Digitalisierung, aber auch Individualisierung und ein wachsendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit berücksichtigt. Und: Kurzfristige Maßnahmen müssen in mittel- und langfristige Transformationsprogramme übergeleitet werden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Analyse der Beratungsgesellschaft PwC Deutschland zu den Trends, Herausforderungen und Lösungsansätzen im deutschen Fashionmarkt.

5 Prozent der Konsumausgaben für Bekleidung

Der internationale Markt für Bekleidung war bis 2019 von solidem Wachstum gekennzeichnet. Zwischen 2016 und 2023 kann die globale Bekleidungsindustrie Prognosen zufolge um durchschnittlich 3,7 Prozent pro Jahr zulegen. Diese Entwicklung hat die Branche in erster Linie der weltweit wachsenden Mittelschicht zu verdanken, die unbegrenzten Zugriff auf E-Commerce, Social Media und Kreditkarten hat.

In Deutschland entfielen 2019 immerhin rund 5 Prozent der privaten Konsumausgaben auf Mode und Schuhe. Damit gaben die Deutschen im vergangenen Jahr fünf Mal mehr für Bekleidung aus als für Bildung. Vom Interesse der Deutschen an Mode profitierten in der Vergangenheit vor allem die Anbieter von Fast Fashion und Onlinehändler. Am globalen Wachstum konnte der deutsche Modehandel jedoch kaum partizipieren. 2019 sank der Umsatz der deutschen Bekleidungshersteller um 2,6 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro und auch der durchschnittliche Umsatz pro Kunde ist hierzulande seit Jahren rückläufig.

Entsprechend lassen sich bereits seit einigen Jahren Konsolidierungstendenzen in der deutschen Modebranche beobachten. Die Anzahl der Betriebe in der Bekleidungsbranche ist zwischen 2010 und 2019 um fast ein Drittel (31 Prozent) zurückgegangen. Die Konsolidierung der Modebranche vollzieht sich dabei vor allem bei kleineren Betrieben mit weniger als 100 Beschäftigten.

April-Umsatz bricht um 76 Prozent ein

Covid-19 hat die strauchelnde Modebranche nun mit voller Wucht getroffen: Im Frühjahr 2020 musste der stationäre Handel im Rahmen des Lockdowns über Wochen schließen – und auch seit der Wiedereröffnung gelten zum Teil strenge Auflagen in den Geschäften, die den Umsatz ausbremsen.
Im März und April 2020 ist der Umsatz im stationären Einzelhandel für Textil im Vergleich zum Vorjahr um 42 bzw. 76 Prozent eingebrochen. Auch im Mai und Juni 2020, nach der Aufhebung des Lockdowns, lagen die Erlöse um 29 beziehungsweise 22 Prozent unter dem Vorjahr. Das Onlinegeschäft konnte nur einen Teil dieser Einbußen auffangen.

Neben einer Fokussierung auf die digitale Transformation sei es laut der PwC-Experten nun insbesondere wichtig, das Konsumverhalten der jungen Generation genau zu beobachten: Die Verbraucher unter 30 Jahren legten beispielsweise großen Wert darauf, das stationäre Einkaufserlebnis optimal mit dem mobilen Internet zu verknüpfen und wollten sich mit personalisierten Produkten von der Masse abheben. Zudem erwarte die junge Generation, dass Modeunternehmen sich ihrer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft stellen und auch zu sozialen und politischen Fragen Stellung zu beziehen.

Die Studie kombiniert PwC-Analysen mit aktuellen Ergebnissen aus Desk Research.






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tor 12.01.2021