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"Es geht eben nichts über die echte Begegnung!"

Simone Waller-Klink und Heinrich Fischer sind geschäftsführende Gesellschafter der Succeet GmbH in Waiblingen - Quelle: Succeet GmbH
Simone Waller-Klink und Heinrich Fischer sind geschäftsführende Gesellschafter der Succeet GmbH in Waiblingen - Quelle: Succeet GmbH

Der Neustart des Messe-Business ist derzeit in vollem Gang. Auch die Marktforschungsbranche trifft sich wieder. Automation, Digitalisierung, Skalierbarkeit und der andauernde Preiskampf sind dabei die großen Themen, die die Institute umtreiben. Heinrich Fischer und Simone Waller-Klink, Veranstalter der Fachmesse Succeet, sagen, vor welchen Herausforderungen sie während der Planungen standen, wieso digitale Events Face-to-Face-Treffen nicht ersetzen können und wie der Mix aus digitalen und Präsenzveranstaltungen gelingen kann.

markenartikel: Sie haben mit Succeet eine neue Fachmesse für die Marktforschungsbranche gestartet – mitten in Zeiten von Corona. Was war Ihre Motivation dahinter?
Heinrich Fischer: Nach dem Aus der Marktforschungsmesse Research & Results möchten wir mit der Fachmesse Succeet der Insights Industry wieder ein Gesicht geben, eine Plattform für Information, Inspiration und vor allem für den Austausch. Wir freuen uns, dass uns das mit unserer ersten Veranstaltung im Oktober 2021 gelungen ist.

markenartikel: Sie sind also zufrieden?
Fischer: Die Resonanz war groß. Um den besonderen Umständen dieser Zeit gerecht zu werden, haben wir mit der diesjährigen Succeet21 auf ein hybrides Messekonzept gesetzt und sind im April mit einer virtuellen Messe gestartet. Im Oktober folgte die Präsenzmesse in München – das erste große Face-to-Face-Event der Branche nach fast zweijähriger Pause.

markenartikel: Welche Schwierigkeiten galt es in der Vorbereitung zu überwinden?
Simone Waller-Klink: Lange war es spannend, ob die Fachmesse als Großveranstaltung überhaupt stattfinden können würde. Erst im August war klar, dass Messen wieder erlaubt sind. Das war einerseits für uns ein fantastisches Signal, aber auch mit vielen Einschränkungen verbunden. So mussten wir zunächst mit einer Beschränkung der Besucherzahlen rechnen und haben das gesamte Besuchermarketing darauf abgestellt. Ein paar Wochen später wurde die Begrenzung der Besucherzahlen aufgehoben und wir mussten kurzfristig unser Werbekonzept anpassen. Auch die Corona-bedingten Regelungen zu Sicherheit und Hygiene änderten sich bis zuletzt laufend.

markenartikel: Es gab sicher viel Unsicherheit.
Waller-Klink: Das beschäftigte uns als Veranstalter in den vergangenen Wochen stark. Da ging es nicht nur um Zugangsvoraussetzungen wie 3G. Auch die Bestimmungen um das Stand-Catering oder Maskenpflicht am Stand waren zum Beispiel große Themen und nicht nur für uns, sondern auch für unsere Aussteller eine große Herausforderung.

markenartikel: Die erste Succeet fand ja aufgrund von Corona im April noch virtuell statt. Wie war die Resonanz?
Waller-Klink: Sie war gut! Wir waren sogar selbst wirklich überrascht. Wir hatten bei der virtuellen Succeet21 im April auf etwa 50 Aussteller gehofft. Es waren schließlich über 80! Und 60 digitale Vorträge, die sehr gut besucht waren. Honoriert wurden besonders Formate wie unser virtuelles Networking-Café: Dort konnten sich Teilnehmende per Klick an einen Tisch setzen und sich unterhalten. Das kam als innovative Idee prima an. Die virtuelle Succeet21 war funktional auch so eine Art Backup für den Fall, dass die Präsenzmesse im Herbst abgesagt worden wäre. Dennoch ist ein virtueller Event – ungeachtet seiner Stärken und Vorteile – nicht mit einer Präsenzveranstaltung zu vergleichen. Unsere Aussteller haben klar den Wunsch nach einer Präsenzmesse an uns adressiert.

markenartikel: Was bedeutet das für die Zukunft des digitalen Formats?
Waller-Klink: Die positiven Erfahrungen mit der virtuellen Messe bestärken uns, auch für das kommende Jahr beide Formate anzubieten. So werden wir schon im Mai 2022 die digitale Woche der Marktforschung (WdM22) ausrichten und am 5. und 6. Oktober 2022 wieder die Präsenzmesse Succeet22.

markenartikel: Die Planungen sind dann hoffentlich wieder mit weniger Unsicherheiten verbunden. Was für Signale gab es in diesem Jahr aus dem Markt?
Fischer: Ganz unterschiedliche: Einige Aussteller buchten ihre Messestände und Präsentationen für die Präsenzmesse schon sehr früh – mitten in der Pandemie. Sie sagten sich: ‚Wenn die Messe stattfinden kann, wollen wir wieder dabei sein.‘ Andere waren zunächst eher abwartend, aber wir konnten sie mit unserem hybriden Konzept überzeugen. Wir haben es geschafft, auf der Messe viele relevante Aussteller aus Insights, Data und Analytics zu versammeln – bekannte Branchen-Player genauso wie Start-ups. Im Vergleich zur früheren Marktforschungsmesse in München haben wir allerdings unseren Neustart bescheidener geplant, den besonderen Bedingungen angemessen

markenartikel: Heißt konkret?
Fischer: Nur eine Messehalle statt zwei, vier parallele Präsentations-Tracks statt acht. Halbiert hat sich auch die Aussteller- und die Teilnehmerzahl. Aber dennoch waren die Reaktionen von Ausstellern und Besuchern gleichermaßen sehr positiv. Es waren offensichtlich die richtigen Personen vor Ort. Und es überwog die Freude aller, sich wieder persönlich begegnen zu können.

markenartikel:  Der persönliche Austausch fehlte demnach vielen Playern im Markt?
Fischer: Oft erhielten wir von Ausstellern und Besuchern das Feedback: "Endlich geht es wieder los! Ein Neustart ist so wichtig für die Branche." Die Menschen wollen sich einfach treffen und austauschen, sich dabei in die Augen sehen, direkt und ohne Bildschirm. Es geht eben nichts über die echte Begegnung! Auch und vor allem im geschäftlichen Bereich. Durchweg hörten wir von qualitativ hochwertigen Gesprächen, für die man sich Zeit nehmen konnte, von alten Bekannten, die unsere Aussteller hier trafen, aber auch von neuen Gesichtern, von Zufallsbegegnungen, die idealerweise künftig zu Geschäftsbeziehungen führen. Und gerade das ist es ja, was eine Präsenzmesse ausmacht.

markenartikel: Stimmt Sie das positiv für 2022?
Fischer: Ja! Insgesamt haben wir ein sehr positives Signal in Richtung 2022 bekommen. Ich würde sagen, unsere Planung ging auf. Fürs nächste Jahr sind wir zuversichtlich und rechnen fest mit einer größeren Aussteller- und Besucherzahl. Die ersten Anfragen sind schon da.

markenartikel: Wie ist dabei Ihr Eindruck: Welche Themen und Trends sind in der Marktforschungsbranche derzeit besonders aktuell?
Fischer: Was bei uns als Veranstalter ankommt: Automation ist weiterhin ein großes Thema – Prozesse und Methoden rationalisieren und effizienter gestalten. Generell erlebt alles Digitale eine enorme Nachfrage. Methoden entwickelten sich gerade in den vergangenen Monaten in diesem Bereich weiter – auch in Geschäftsfeldern, in denen man das vorher nicht unbedingt erwartet hätte, etwa in der qualitativen Forschung. Dass man allerdings künftig komplett und ausschließlich auf Online-Methoden umsteigt, das sehen wir nicht! Der Bedarf an Face-to-Face ist nach wie vor da – das ist in der Marktforschung genauso wie im Event-Business.

markenartikel: Spannende Zeiten also.
Fischer: Definitiv. Auch Themen wie die Grenzen der Skalierbarkeit und Standardisierung in der Marktforschung oder der Preiskampf in der Marktforschungsbranche waren Themen, die auf unserer Messe in Podiumsdiskussionen intensiv diskutiert wurden. Interessant war es auch zu beobachten, dass Programmangebote, die über die herkömmliche Marktforschung hinausgehen — wie unser Spezialthema Customer Experience — beim Publikum großen Zuspruch fanden.

Über die Interviewpartner:

Heinrich Fischer ist geschäftsführender Gesellschafter der 2020 neu gegründeten Succeet GmbH, Waiblingen. Der empirische Kommunikationsforscher hat jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Marktforschung, Mediasales, Marketing, Werbung, Unternehmensführung, Verlagswesen und Messeveranstaltung. Zuletzt war er Managing Partner und Mitbegründer der früheren Marktforschungsmesse Research & Results.

Simone Waller-Klink ist geschäftsführende Gesellschafterin der Succeet GmbH, Waiblingen. Sie zeichnete 30 Jahre in Konzernen und als Unternehmerin in den Bereichen Design, Kommunikation und Event-/Messemanagement verantwortlich und war über zehn Jahre lang für die Fachmesse Research & Results im Bereich Sales, Konzeptentwicklung, Planung und Messeorganisation tätig.


 



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(vg) 09.11.2021



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vg 09.11.2021