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DAX40-Unternehmen sind beim Corporate Citizenship zu wenig strategisch

Obwohl DAX-Konzerne 2020 in Summe fast 900 Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke gespendet haben, nutzen sie beim gesellschaftlichen Engagement bei weitem nicht ihr Potenzial aus. Sie agieren zu wenig strategisch, verknüpfen ihre Millionen-Investitionen kaum mit Projekten, die auch einen positiven Einfluss auf den sozialen oder ökologischen Fußabdruck ihres Kerngeschäfts haben, setzen auf zu viele unterschiedliche Themen und berichten kaum darüber, was ihre Millionen bewirken. Das ist das Ergebnis der Studie Vergebene Chancen: Zu wenige DAX40-Konzerne nutzen Corporate Citizenship zur Stärkung ihrer Nachhaltigkeit zum Corporate Citizenship der DAX40 von den Beratungshäusern Wider Sense, Berlin, und Goetzpartners, München.

Die Folgestudie der Ersterhebung von 2017 nimmt das gesellschaftliche Engagement der DAX-Konzerne in ihrer neuen Zusammensetzung mit 40 Unternehmen unter die Lupe. Untersucht wurde unter anderem, wie strategisch die DAX-Unternehmen in ihrem Corporate Citizenship sind. Für die Studie führten die Autor*innen Hintergrundgespräche mit DAX-Verantwortlichen und analysierten tausende Seiten von Nachhaltigkeitsberichten.

Kaum Verknüpfung von Engagement und Kerngeschäft

Statt nur im Sport oder in der Region Gutes zu tun, spenden inzwischen 75 Prozent der DAX-Unternehmen zumindest teilweise an Organisationen, die sich für die Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen einsetzen, die die Konzerne selbst mitverursachen. Kooperationen mit sogenannten Social Businesses beispielsweise gibt es aber nur selten. Dabei entsteht die größte positive Wirkung genau durch solche Formen strategischen Engagements, so die Studienautoren. Ein Beispiel: Konzerne fördern mit Spendengeldern den Aufbau von Sozialunternehmen in anderen Ländern, die vor Ort fair arbeiten und später sogar potenziell als Lieferanten nachhaltige Ressourcen für das eigene Kerngeschäft bereitstellen können.

Die neue Studie bestätigt, dass die meisten DAX-Konzerne von solch einem weitsichtigen gesellschaftlichen Engagement noch weit entfernt sind, meinen die Autoren. Engagement in der eigenen Wertschöpfungskette, zum Beispiel zur Reduktion von Plastik, zur Wiederaufforstung von Wäldern oder für die Einhaltung von Menschenrechten entlang der Lieferkette, bleibe eine Seltenheit.

"Bei zahlreichen der DAX40 hat in den vergangenen Jahren zwar eine Professionalisierung des Corporate Citizenship stattgefunden. Wirklich strategisch gehen das aber nur wenige Vorreiter an – die deutschen Konzerne vergeben so viele Chancen für positive ökologische und gesellschaftliche Wirkung", sagt Michael Alberg-Seberich, Geschäftsführer von Wider Sense zusammen.

Nur acht Prozent im DAX berichten über Wirkung

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Es mangelt an Wirkungsmessung bei den DAX-Konzernen. Nur 44 Prozent berichten aggregiert darüber, was sie konkret für welchen guten Zweck unternehmen. Sogar nur acht Prozent berichten darüber, welche Wirkung sie damit insgesamt tatsächlich erzielt haben.

"Der Druck auf die Unternehmen steigt, das merken auch die DAX-Unternehmen seit Jahren. Das reicht von Verbraucher*innen-Erwartungen bis hin zu neuen gesetzlichen Vorschriften für mehr Nachhaltigkeit wie dem Lieferkettengesetz", so Armin Raffalski, Partner des Beratungshauses Goetzpartners. "Trotzdem fehlt oft noch der Wille, Corporate Citizenship und Kerngeschäft konsequent zusammen zu denken."

Studie zeigt Potenzial und Erfolgsbeispiele auf

Obwohl nach wie vor zu viele Chancen vergeben würden, blicken die Herausgeber optimistisch auf eine Konzernwelt im Wandel: So verfügen zum Beispiel 77 Prozent der DAX-Unternehmen mittlerweile über globale Spendenrichtlinien. Darüber hinaus zeigten die fünf am besten bewerteten Konzerne der Studie, welches Potenzial in strategisch ausgerichtetem Corporate Citizenship stecke, so die Autor*innen der Studie. So hat sich zum Beispiel Merck zum Ziel gesetzt, eine ganze Krankheit auszurotten, Bayer will bis 2030 100 Millionen Frauen mit Verhütungsmitteln versorgen und SAP rüstet über zwei Millionen Menschen im Jahr mit digitalem Wissen und Programmierkenntnissen aus. Weitere Vorreiter sind Deutsche Post und Deutsche Telekom.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.
 



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vg 09.12.2021