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Lebensmittel

Ja zum Wegwerfverbot für Lebensmittel, nein zu eigenen Pflichten

Quelle: Schnappschuss/pixelio.de

Quelle: Schnappschuss/pixelio.de

Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland wirft Lebensmittel mindestens einmal im Monat weg, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten wurde. Das zeigt eine repräsentative Befragung des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM). Im Auftrag vom NIM wurden mit dem GfK eBUS im Januar 1.003 Personen im Alter von 18 bis 74 Jahren befragt.

Nur 20 Prozent der Befragten geben demnach an, nie Nahrungsmittel aus diesem Grund zu entsorgen. Jeder Siebte wirft in diesem Kontext sogar wöchentlich Lebensmittel weg. Zwar ist der individuelle wirtschaftliche Schaden im Schnitt überschaubar: 65 Prozent derjenigen, die Lebensmittel aufgrund überschrittenen MHD wegwerfen, schätzen ein, dass auf diese Weise weniger als zehn Euro pro Monat im Abfall landen. Bei fast jedem Vierten liegt dieser Betrag aber dann doch bei über elf Euro monatlich. Zur Einordnung: Die durchschnittlichen Ausgaben für Nahrungsmittel pro Haushalt liegen in Deutschland nach amtlicher Statistik bei 402 Euro.

Haushaltseinkommen oder die Größe des Wohnorts haben keinen Einfluss auf das Wegwerfverhalten

Insbesondere Personen unter 40 Jahren werfen überdurchschnittlich häufig Lebensmittel weg, weil das MHD überschritten ist. Knapp 60 Prozent geben an, dies mindestens ein Mal im Monat zu tun. Ähnlich häufig werfen ansonsten nur noch Personen mit Kindern im Haushalt weg. Anders sieht das bei Personen über 60 Jahren aus: Hier gibt lediglich jede fünfte Person an, Lebensmittel regelmäßig aufgrund des MHD auszusortieren.

Dass das Wegwerfen von Lebensmitteln prinzipiell ein Problem darstellt, darin sind sich die Befragten trotzdem einig: Vier von fünf stimmen dieser Aussage zu.

Strategien gegen Lebensmittelverschwendung

Die NIM-Daten offenbaren große Unterschiede zwischen den Generationen bei der Frage, wie Lebensmittelabfälle vermieden werden. So sind es die älteren Personen ab 60, die durch bessere Planung auffallen, sowohl beim Einkauf selbst als auch beim Verbrauch. Drei Viertel der Befragten dieses Alters geben an, zuerst die Lebensmittel zu essen, deren MHD als erstes ablaufen. Und die Hälfte achtet beim Einkauf darauf, dass der Stichtag weit in der Zukunft liegt. Ein Anteil von immerhin 40 Prozent lässt sich von Angeboten nicht dazu verlocken, mehr zu kaufen als benötigt wird. Jüngere ergreifen diese Maßnahmen deutlich seltener. Sie nutzen stärker technische und organisatorische Infrastruktur wie Apps und Sammelstellen. Jeder Siebte unter 40 Jahren gibt etwa an, übriggebliebene Lebensmittel bei Anlaufstellen abzugeben, an denen Essen geteilt werden kann.

Auch auf politischer Ebene werden derzeit wieder Vorschläge diskutiert, mit denen das Müllaufkommen verringert werden soll. Laut NIM-Daten halten das MHD 63 Prozent nach wie vor für wichtig. Höhere Preise, die einen Anreiz bieten würden, Lebensmittelabfälle zu vermeiden, werden aber ebenso abgelehnt wie Verbote für Privatpersonen, verpackte noch verzehrfähige Lebensmittel wegzuwerfen. Vielmehr sehen die Menschen in Deutschland Hersteller, Handel und Gewerbe in der Pflicht. Eine große Mehrheit wünscht sich eine Auflage für diese, unverkaufte Lebensmittel an Tafeln oder andere gemeinnützige Organisationen zu spenden. Auch die geplante Legalisierung des Containerns wird begrüßt.

Weniger Lebensmittelabfall durch Produktlabel?

Ergänzungen zum MHD stehen bei einer Mehrheit hoch im Kurs - etwa in Form von Informationen, in welchen Fällen ein Lebensmittel nach Ablauf noch gegessen werden kann oder in Form eines Hinweises, das Produkt vor dem Wegwerfen zu überprüfen.

Schon heute existiert eine Reihe solcher Produktlabel. Sie sollen dazu anregen, Lebensmittel vor dem Wegwerfen mit den eigenen Sinnen zu untersuchen. Die NIM-Befragung zeigt: Solche Label werden gerade in den Zielgruppen, die viel wegwerfen, überdurchschnittlich stark wahrgenommen. So gibt jeweils ein gutes Drittel der unter 40-Jährigen und der Menschen mit Kindern im Haushalt an, dass ihnen eine entsprechende Kennzeichnung schon einmal aufgefallen ist. Das liegt deutlich über dem Durchschnitt.

Auf die Frage, ob eine solche Kennzeichnung sie schon einmal bei der Entscheidung beeinflusst hat, ein Lebensmittel noch zu verbrauchen, anstatt es wegzuwerfen, antworteten überdurchschnittlich viele Personen aus den beiden Zielgruppen mit "Ja".
 

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sl 28.02.2023