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Bernd Draser lehrt seit 2004 an der Ecosign Akademie in Köln. Als Hochschullehrer verantwortet er den Bereich 'Nachhaltiges Design' - Quelle: Nola Bunke

Bernd Draser lehrt seit 2004 an der Ecosign Akademie in Köln. Als Hochschullehrer verantwortet er den Bereich 'Nachhaltiges Design' - Quelle: Nola Bunke

Packaging

Nachhaltig verpacken und klug kommunizieren

Es ist ein seltsames Ding mit den Verpackungen. Kaum ein anderes Artefakt unserer industriellen Kultur ist gerade im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit so schlecht beleumundet. Insbesondere dann, wenn eine Verpackung aus erdölbasierten Kunststoffen besteht. Die negative Assoziationskette besteht meist aus folgenden Gliedern: Erstens sind wir alltäglich mit einer Unzahl von Kunststoffverpackungen konfrontiert und kennen Phänomene von Überverpackung. Zweitens wissen wir, dass Kunststoffe meist aus Erdöl gefertigt werden, was ja irgendwie mit dem Klima zu tun hat. Drittens kennen wir die Bilder von Plastikmüll und geschädigten Tieren in den Meeren.

Da sind die harten ökologischen Fakten weniger emotional: Siedlungsabfälle machen gerade einmal zwölf Prozent unseres jährlichen Abfalls aus, Kunststoffe haben daran wiederum etwa zwölf Prozent Anteil. Gerade bei Kunststoffverpackungen ist die Verwertungsquote mit über 90 Prozent erfreulich hoch. Das heißt aber auch, es sind in der Regel nicht deutsche oder europäische Abfälle, aus denen sich die ozeanischen Müllstrudel speisen. Der Schwerpunkt ökologischer Auswirkungen liegt stets beim Verpackten, nicht bei der Verpackung. Und häufig erfüllen Verpackungen neben ihren klassischen kommunikativen und informativen Funktionen die zentrale Aufgabe, das Verpackte zu schützen und frühzeitigen Verderb zu verhindern.

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Kosten und Nutzen

Was also ist eine nachhaltige Verpackung? Sie ist dann nachhaltig, wenn erstens ihr ökologischer Nutzen die ökologischen Kosten übersteigt, zweitens die bestmögliche verfügbare (und wirtschaftlich realisierbare) Verpackungslösung gewählt wurde und sie drittens ihren Schutzzweck optimal erfüllt. Die Nachhaltigkeit bemisst sich an der gesamten Wertschöpfungskette von der Extraktion der benötigten Rohstoffe über Produktion und Transport bis hin zur Gebrauchsphase und der Entsorgung danach. Erst dann haben wir den vollständigen Blick auf das, was eine Verpackung in der Welt tatsächlich verursacht — und verhindert.

Ein Beispiel: Ein Joghurt mit Mango enthält die komplexen Auswirkungen der Milchwirtschaft und des Mango-Anbaus irgendwo in tropischen Gegenden samt langem Transport der Früchte. Der Polystyrolbecher oder das Glas sind da vergleichsweise bedeutungslos in der Ökobilanz. Durch die deutlich einfachere Verarbeitung und Rezyklierung und das geringere Eigengewicht wird der Polystyrolbecher das Glas in vielen Fällen ökologisch übertreffen. Ähnlich ist es bei der berüchtigten eingeschweißten Gurke: Das bisschen Folie senkt die Transport- und Lagerungsschäden deutlich und erhöht gleichzeitig die Haltbarkeit erheblich. Auch hier gilt: Die ökologischen Auswirkungen stecken wesentlich im Lebensmittel, nicht in dessen Verpackung. Und wenn die Verpackung die Lebensmittelverschwendung reduziert, dann ist sie ökologisch günstig.

Um die passende Verpackungslösung zu finden, sind letztlich viele Aspekte zu beachten. Denn nicht alles, was auf den ersten Blick richtig erscheint, hält der genauen Analyse auch stand. Bernd Draser, der seit 2004 an der Ecosign Akademie in Köln lehrt, erläutert in seinem Gastbeitrag in markenartikel 3/23 die Vor- und Nachteile von erdöl- vs. biobasierten Materialen und sagt, wie es gelingt, ästhetisch und funktional zu überzeugen. Inseinem Artikel skizziert er auch Leitfragen für nachhaltiges Packaging. Das Heft kann hier bestellt werden.

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vg 30.03.2023