Stifterverband-Präsident: "Der Staat sollte Freiräume für Innovation schaffen"

Michael Kaschke, Präsident des Stifterverbandes, über Forschung und Entwicklung in Deutschland, die Notwendigkeit eines politischen Strategiewechsels, mehr Kooperation der Ministerien, Freiräume bei Investitionen in Zukunftsthemen und Innovation als Chefsache.

markenartikel: Die Unsicherheit aufgrund der aktuellen Krisen wirkt sich in vielen Bereichen aus. Auch die Forschung und Entwicklung – kurz FuE – ist in diesen unsicheren Zeiten betroffen. Dabei sind Investitionen in Erfindungen ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Welche Rolle spielen Unternehmen beim Thema FuE für Deutschland?

Michael Kaschke: Unternehmen haben in Deutschland im Jahr 2021 allein für ihre interne Forschung und Entwicklung mehr als 75 Milliarden Euro ausgegeben. Damit ist die FuE-Entwicklung in den Unternehmen bestimmend für das Gesamtvolumen und das Wachstum der FuE-Aufwendungen. Dabei wird vor allem in Großkonzernen geforscht und entwickelt. Gerade in Zeiten der Transformation ist das enorm wichtig. Denn der Wandel durch Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsanforderungen verändert nicht nur Technologien, sondern ganze Geschäftsmodelle der deutschen Wirtschaft. Bisher sind vor allem traditionelle Industriebranchen in Deutschland die Schwergewichte im FuE-Geschehen. Allein aus der Automobilindustrie stammen fast 40 Prozent der Aufwendungen, die der Wirtschaftssektor in Deutschland in Forschung und Entwicklung investiert. In der letzten Zeit hat allerdings die stark wachsende Informations- und Kommunikationsbranche die Rolle des Wachstumstreibers übernommen.

markenartikel: Wie wirken sich die derzeitigen geopolitischen Herausforderungen auf Innovationen aus?

Kaschke: Aufgrund des Ukraine-Krieges, der damit verbundenen Energiekrise und anderer negativ wirkender Faktoren stehen die Unternehmen unter erheblichen Zusatzbelastungen. Die komplexen Herausforderungen können nur mit neuem Wissen und neuen Methoden bewältigt werden. Dazu sind massive Investitionen notwendig. Deshalb ist es wichtig, forschungsintensive Unternehmen zu entlasten und deren Investitionen in FuE zu fördern.

markenartikel: Was muss die Politik tun, um bei dem Thema die Unternehmen zu unterstützen und Impulse zu geben?

Kaschke: Damit in Deutschland aus Spitzenleistungen in Forschung und Entwicklung auch Innovationen entstehen, die nachhaltige Wertschöpfung und damit auch den gesellschaftlichen Wandel befördern, braucht es einen politischen Strategiewechsel.

Wie dieser gelingen kann, wieso dabei auch das Etablieren und Skalieren von Innovationen im Markt unterstützt werden muss, warum es wichtig ist, die Innovationsorientierung in der Wissenschaft zu stärken, und vor welchen Herausforderungen die Forschungs- und Innovationspolitik hierzulande insgesamt steht, lesen Sie im vollständigen Interview in in markenartikel 3/23. Das Heft kann hier bestellt werden.