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Prof. Dr. Henning Wilts leitet die Abteilung Circular Economy am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und beschäftigt sich mit Transformationsprozessen zur Kreislaufwirtschaft - Quelle: Riesenweber/Wuppertal Institut

Prof. Dr. Henning Wilts leitet die Abteilung Circular Economy am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und beschäftigt sich mit Transformationsprozessen zur Kreislaufwirtschaft - Quelle: Riesenweber/Wuppertal Institut

Circular Economy

Zero Waste zwischen Anspruch und Umsetzung

Wie kann es gelingen, Verschwendung zu vermeiden und Produkte so zu kreieren, damit man die enthaltenen Rohstoffe zurückgewinnen kann? Gesucht ist ein konsistentes, durchdachtes Gesamtkonzept, das alle Partner der Wertschöpfungskette einbezieht, betont Prof. Dr. Henning Wilts, Leiter der Abteilung Circular Economy am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Wie das aussehen kann, erläutert er in markenartikel 8/23:

"Zero Waste als Gegenentwurf zu unserer ressourcenverschwendenden Wegwerfgesellschaft findet immer mehr Anklang – sowohl in der Zivilgesellschaft als auch in der Politik und in Unternehmensstrategien. Tatsächlich wird immer deutlich, dass unsere 'lineare' Vorstellung von Konsum immer weniger zukunftsfähig ist. Das klassische Produzieren-Nutzen-Wegwerfen führt in Deutschland jährlich zu über 400 Millionen Tonnen Abfall. Als eines der reichsten Länder der Welt können wir es uns leisten, diesen hochwertig zu entsorgen – global gesehen landen Abfälle noch immer überwiegend auf Mülldeponien. Damit verbunden war in der Vergangenheit ein steiler Anstieg der weltweiteten Ressourceninanspruchnahme, die 2021 erstmals die Grenze von 100 Milliarden Tonnen überschritten hat. Ohne eine Idee, wie wir zukünftig Wohlstand für irgendwann zehn Milliarden Menschen sicherstellen und gleichzeitig den Ressourcenverbrauch wieder auf ein verträgliches Maß reduzieren können, scheint das Überleben der Menschheit tatsächlich gefährdet. Die jetzt beginnende Klimakatastrophe ist zu über 50 Prozent auf unseren Rohstoffverbrauch zurückzuführen; der mindestens genauso gefährliche, aktuell dramatische Verlust an Artenvielfalt zu über 90 Prozent.

Vor diesem Hintergrund will der Zero-Waste-Gedanke unsere Produktions- und Konsummuster grundsätzlich hinterfragen: Wie schaffen wir es, unsere Produkte deutlich länger zu nutzen – etwa durch Reparatur oder Upgrades? Wie muss das Design von Produkten aussehen, damit man am Ende die enthaltenen Rohstoffe tatsächlich zurückgewinnen kann? Und was brauchen Unternehmen, damit sich daraus auch profitable Geschäftsmodelle entwickeln lassen? Ein Irrtum ist dabei die Übersetzung von Zero Waste in 'Null Abfall' – das ist weder realistisch noch unbedingt ökologisch sinnvoll. Es geht vielmehr darum, Verschwendung zu vermeiden – jede Ressource soll möglichst effizient genutzt werden, das heißt möglichst in geschlossenen Stoffkreisläufen, so dass sie nicht nach einmaliger Nutzung in der Müllverbrennungsanlage landen.

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Von der Theorie in die Praxis

Ein so fundamentaler Wandel braucht konkrete Schritte und Vorbilder, an dem man sich orientieren kann. Sonst droht angesichts der Größe der Aufgabe schnell die Frustration. Und genau hier setzen immer mehr Städte an, die auf der lokalen Ebene Zero Waste von der Theorie in die Praxis bringen wollen. Kiel hatte es sich zum Ziel gesetzt, die erste zertifizierte Zero Waste City in Deutschland zu werden, und für die Unterstützung bei der Erarbeitung des Konzepts ein Projektteam koordiniert vom Wuppertal Institut beauftragt. Über einen Zeitraum von 18 Monaten wurde unter anderem erhoben, wo welche Mengen an Abfall anfallen, und welche Akteure schon Ideen entwickelt haben, wie sie reduziert werden könnten. Dabei wurde allen Kielern die Möglichkeit gegeben, sich in den Entwicklungsprozess für ihr Zero-Waste-Konzept einzubringen. In verschiedenen Workshops wurden so über 600 Vorschläge entwickelt, wie Zero Waste in Kiel konkret aussehen könnte.

Am Ende stand ein einstimmig im Kieler Stadtrat angenommenes Konzept mit ausgewählten Maßnahmen, zum Beispiel die Entwicklung von Zero-Waste-Kriterien für die öffentliche Beschaffung, die Entwicklung eines Zero-Waste-Programms für Schulen und die Verpflichtung des Handels, Rabatte für selbst mitgebrachte Gefäße anzubieten. So soll zu das entsorgende Abfallaufkommen pro Kopf und Jahr bis 2035 halbiert werden, was dann auch einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz darstellen wird. (...)"

Auch Unternehmen müssen Umdenken und Zero-Waste-Projekte angehen. Weshalb es dabei bei allen zirkulären Maßnahmen auf das 'Wie' ankommt und wieso es gilt, ein sehr gutes Verständnis der Kundenwünsche aufzubauen, lesen Sie im vollständigen Gastbeitrag von Prof. Dr. Henning Wilts, Wuppertal Institut, in der aktuellen Print-Ausgabe 8/2023 des markenartikel - zur Heftbestellung geht es hier.

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vg 07.09.2023