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Dr. Reiner Klingholz hat von 2003 bis 2019 das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung geleitet - Quelle: Sabine Sütterlin

Dr. Reiner Klingholz hat von 2003 bis 2019 das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung geleitet - Quelle: Sabine Sütterlin

Reiner Klingholz

Bevölkerungsforscher über die Herausforderungen der doppelten Überbevölkerung

Bevölkerungsforscher Reiner Klingholz spricht in Ausgabe 11/23 des markenartikel über die Herausforderung der doppelten Überbevölkerung, die Gefahr, dass Entwicklungs- und Schwellenländer die gleichen Fehler machen wie die Industrienationen, und die Rolle der Wirtschaft bei der Problemlösung.

markenartikel: Die politischen, wirtschaftlichen und sozioökonomischen Herausforderungen einer stetig wachsenden Weltbevölkerung sind immens. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Krisen, die es anzugehen gilt?

Reiner Klingholz: Wir leben auf einem begrenzten Planeten und können als Weltbevölkerung nicht endlos weiterwachsen. Tatsächlich aber kommen seit etwa einem halben Jahrhundert in jedem Jahr rund 80 Millionen neue Erdenbürger hinzu, das entspricht ungefähr der Einwohnerschaft Deutschlands. Diese Menschen müssen versorgt werden – mit Nahrung, Trinkwasser, einem Dach über dem Kopf, Gesundheitsdiensten, Schulen und vor allem mit Jobs. Das fällt, gerade in armen Ländern, wo die Bevölkerung stark wächst, sehr schwer. Wenn die Menschen arm bleiben, wenn die sozioökonomische Entwicklung nicht vorankommt, hält das Bevölkerungswachstum an, was die Lösung der vielfältigen Probleme weiter erschwert. Das ist die eine große Herausforderung. Die andere resultiert aus der Überforderung der Ökosysteme, von denen unser aller Überleben abhängt.

markenartikel: Der Überforderung der Ökosysteme?

Klingholz: Die über acht Milliarden Menschen auf Erden verbrauchen mehr Ressourcen als im gleichen Zeitraum nachgeliefert werden können. Und sie hinterlassen mehr Müll in jeder Form, als die natürlichen Kreisläufe aufnehmen können. Daraus resultieren alle globalen Umweltprobleme, der Klimawandel, das Artensterben, die Ozeanvermüllung oder die Übernutzung der Ackerböden. Wir steuern momentan von einem Zeitalter mit ökologisch weitgehend stabilen Verhältnissen, unter denen die menschliche Zivilisation überhaupt erst möglich wurde, in ein neues Zeitalter, das von hoher Instabilität gezeichnet ist und in dem menschliches Überleben nicht mehr überall wie gewohnt möglich sein wird. Die Verantwortung für diese konsumbedingte Überbevölkerung tragen vor allem die Menschen in den wohlhabenden Ländern, denn dort ist der Verbrauch von Rohstoffen bei Weitem am höchsten. Aber auch die Bewohner der wenig entwickelten Länder brauchen und wollen mehr Wohlstand, um bessere Lebensperspektiven zu bekommen.

markenartikel: Das ist kaum verwunderlich ...

Klingholz: Richtig. Damit folgen sie aber in Sachen Ressourcenverbrauch und Schadstoffemissionen weitgehend den früh entwickelten Ländern. Das beste Beispiel hierfür ist China, das sich binnen 50 Jahren von einem armen, rückständigen Land zu einer Industrienation mit dem weltweit größten Ausstoß von Treibhausgasen entwickelt hat. Wir haben es also mit einer "doppelten Überbevölkerung" zu tun. Sie lässt sich auf einen kurzen Nenner bringen: Immer mehr Menschen wollen immer mehr.

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Weshalb er aufgrund der aktuellen Entwicklungen ein "zukunftsorientierteres Handeln" fordert, was auch Unternehmen tun können, um Antworten auf die Herausforderungen der "doppelten Überbevölkerung" zu finden und den Problemen erfolgreich zu begegnen, und inwieweit es überhaupt gelingen kann, dass sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen und sich die negativen Folgen des Bevölkerungswachstums doch noch stoppen oder sogar in etwas Positives verwandeln lassen, lesen Sie im vollständigen Interview mit Dr. Reiner Klingholz in markenartikel 11/2023. Zur Bestellung geht es hier.

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vg 14.11.2023