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Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeitskriterien gewinnen bei der Vorstandsvergütung an Relevanz

Quelle: Thorben Wengert/pixelio.de

Quelle: Thorben Wengert/pixelio.de

Soziale und ökologische Kriterien haben bei der Vorstandsvergütung erheblich an Bedeutung gewonnen, zeigt eine Studie, die das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat. Die Analyse konzentriert sich auf soziale und ökologische Aspekte. Hierzu wurden die Vergütungsberichte aller DAX- und MDAX-Unternehmen im Geschäftsjahr 2021 ausgewertet und Aufsichtsratsmitglieder verschiedener Unternehmen befragt. Insgesamt haben sich 34 Vertreter:innen der Beschäftigten in Aufsichtsräten beteiligt.

Zahl der Unternehmen mit sozialen und ökologischen Kriterien in der Vorstandsvergütung steigt

Im Geschäftsjahr 2021 hatten alle Unternehmen im DAX und 41 von 50 MDAX-Unternehmen "nichtfinanzielle beziehungsweise nachhaltige Kriterien in ihre Vergütungssysteme integriert oder die Einführung für das Geschäftsjahr 2022 angekündigt". Eine frühere Untersuchung aus dem Jahr 2013 kam lediglich auf zehn Unternehmen im DAX und sechs im MDAX.

Die Vergütung der Vorstandsmitglieder orientierte sich bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich an "klassischen finanziellen Kennzahlen" wie dem operativen Gewinn oder dem Aktienkurs, so Dr. Judith Beile und Katrin Schmid, die die Vergütungspraxis in großen deutschen Kapitalgesellschaften untersucht haben. Noch immer stünden solche Faktoren im Mittelpunkt, wenn es darum gehe, die Leistung des Managements zu bewerten. Doch die Expertinnen betonen, dass andere Faktoren heute "kein Nischendasein mehr fristen". Soziale Themen wie die Zufriedenheit der Belegschaft, Personalentwicklung, Diversity oder Frauenförderung kommen bei den Vergütungskriterien ebenso vor wie CO2-Emissionen, der Einsatz erneuerbarer Energien und Umweltschutz. Zudem gibt es weitere Kriterien nichtfinanzieller Art, zum Beispiel Kundenzufriedenheit, Investitionen oder der Aufbau neuer Geschäftsfelder.

Die gewachsene Bedeutung von Nachhaltigkeitsindikatoren hat verschiedene Gründe. Einer deutete sich bereits in der Vorgängeruntersuchung von 2013 an: "In fast allen der damals befragten Unternehmen ging die Initiative zur Implementierung von der Arbeitnehmerseite aus." Die gesellschaftliche Debatte hat inzwischen jedoch auch zu neuen Richtlinien der EU geführt, die die Unternehmen verpflichten, über nichtfinanzielle Tatbestände Auskunft zu geben, sowie zu Änderungen im Aktienrecht und im Corporate-Governance-Kodex.

Erreichung sozialer und ökologischer Ziele hat quantitativen Einfluss auf die Gehälter

Im nächsten Schritt analysierten die Forscherinnen, welchen quantitativen Einfluss die Erreichung sozialer und ökologischer Ziele auf die Gehälter des Top-Managements hat. Im Durchschnitt hängen der Auswertung zufolge im DAX etwa 22 Prozent der variablen Vorstandsvergütung von nachhaltigen Kriterien ab, im MDAX sind es 20 Prozent. Wobei der variable Anteil im Schnitt gut die Hälfte der Vergütung von Vorstandsmitgliedern ausmacht.

Am häufigsten ist ein fester Bestandteil der variablen Vorstandsbezüge von nichtfinanziellen Indikatoren abhängig. Andere Unternehmen arbeiten mit Multiplikatoren. Dann wird die anhand betriebswirtschaftlicher Indikatoren ermittelte Vergütung mit einem Faktor multipliziert, der sich nach der sozialen und ökologischen Performance richtet. In wieder anderen Fällen stecken Nachhaltigkeitskriterien in individuellen Zielvereinbarungen mit Vorständen – ein vergleichsweise intransparentes Vorgehen, dessen Steuerungswirkung begrenzt sein dürfte, so die Studie. Bei zwei Unternehmen im DAX und vier im MDAX sind die Aussagen zum Einfluss nachhaltiger Kriterien so vage, dass die Expertinnen keine Systematik angeben können.


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sl 13.03.2023