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Vermächtnisstudie

Das sind Hürden für die Gleichstellung in der Arbeitswelt

Quelle: Nobilior/Fotolia

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Was sind die unbekannten Hürden für die Gleichstellung in der Arbeitswelt? Dieser Frage geht die 4. Auflage der Vermächtnisstudie nach, ein gemeinsames Projekt von Zeit, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften. Die Ergebnisse der Vermächtnisstudie bestätigen, dass Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Putzen, Waschen und Einkaufen ausschließlich oder überwiegend von Frauen übernommen werden.

Darüber hinaus hat die Untersuchung erstmals auch die unsichtbare kognitive Arbeit erfasst, die als 'Mental Load' bezeichnet wird: Von insgesamt 21 Aufgaben, die Haushalt, Familienorganisation und Freizeitaktivitäten betreffen und die geplant und im Auge behalten werden müssen, liegen nur drei überwiegend oder ausschließlich in der Verantwortung von Männern: Reparaturen, Handwerkertätigkeiten und Finanzen. Die befragten Männer gehen dabei häufiger als Frauen davon aus, dass die mentale Arbeit fair verteilt ist, also von beiden im gleichen Umfang übernommen wird. Frauen hingegen sehen die Last klar bei sich.

Berufliche Nachteile durch Elternzeit

Nach den beruflichen Konsequenzen einer zwölfmonatigen Elternzeit gefragt, erwarten in etwa die Hälfte der Personen im Alter von 23 bis 65 Jahren in Deutschland negative Karriereauswirkungen für Väter. Frauen sehen Männer durch Elternzeit dabei stärker benachteiligt als sich selbst und sie schätzen die negativen Folgen für die Karriere von Frauen niedriger ein, als dies männliche Befragte tun: Nach den beruflichen Konsequenzen einer zwölfmonatigen Elternzeit gefragt, nehmen von den Frauen 52 Prozent negative Folgen einer Elternzeit auf die Karriere für Männer an und 31 Prozent gehen von negativen Auswirkungen auf die Karriere von Frauen aus. Unter den männlichen Befragten gehen 47 Prozent davon aus, dass sich eine Elternzeit negativ auf die Karriere von Männern auswirkt, 34 Prozent sehen negative Konsequenzen für die Karriere von Frauen.

Unbeabsichtigte Folgen von Frauenquote und Mentoring

Geschlechtsspezifische Förderprogramme wie Frauenquoten oder Mentoringprogramme können unbeabsichtigte Folgen haben: So zeigen die Ergebnisse der Vermächtnisstudie, dass der Erfolg von Frauen in Unternehmen, die Wert auf Frauenförderung legen, weniger auf Intelligenz und Fleiß zurückgeführt wird, als in Unternehmen, in denen ausschließlich Leistung und einheitliche Bewertungsstandards gelten.

Auch zutiefst private und eigentlich für das Erwerbsleben irrelevante Entscheidungen wirken sich darauf aus, wie berufsorientiert Männer und Frauen wahrgenommen werden. So zeigt sich am Beispiel der Namenswahl bei Eheschließung: Die Befragten gehen davon aus, dass Männern und Frauen, die den Nachnamen ihrer Partnerin oder ihres Partners annehmen, ihre Beziehung wichtiger ist als denjenigen, die ihren Nachnamen behalten. Dies spielt im Arbeitskontext eine besondere Rolle: Männer, die den Nachnamen ihrer Partnerin annehmen, werden als weniger berufsorientiert wahrgenommen als Männer, die ihren Nachnamen behalten. Bei Frauen finden sich hingegen keine signifikanten Unterschiede: ihnen wird generell eine geringere Berufsorientierung zugeschrieben als Männern, egal für welchen Umgang mit dem Nachnamen sie sich entscheiden.

Wunsch nach eigenen Kindern geht zurück

Die Norm, dass eigene Kinder wichtig sein sollten, verliert deutlich an Kraft, und zwar über Bildungsstand, Erwerbstätigkeit oder Einkommen der Befragten hinweg. Allerdings gibt es auch Unterschiede: Für Eltern und Verheiratete bleibt die Bedeutung von Kindern unverändert hoch. Dagegen raten Frauen deutlich seltener als Männer anderen Menschen oder künftigen Generationen dazu, Kindern eine besondere Wichtigkeit zu geben.

Für die Vermächtnisstudie wurden im Januar und Februar 2023 insgesamt 4.211 Personen im Alter von 23 bis 65 Jahren befragt.

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vg 25.05.2023