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Werbeverbote

Markenverband und Co. kritisieren geplante Werbeverbote

Nachdem Bundesernährungsminister Cem Özdemir gestern (27.2.) angekündigt hat, dass er an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt verbieten will, bringen sich die Verbände hierzuland ein Position. So kommt zum Beispiel vom Berliner Markenverband Kritik. Hauptgeschäftsführer Christian Köhler betont, dass dieser das Problem von Fehlernährung bei Kindern nicht löse. Die Markenwirtschaft stehe bereit, einen umfassenden Lösungsansatz zu erarbeiten.

"Das grundsätzliche Ansinnen des BMEL, dem krankhaften Übergewicht von Kindern entgegenzuwirken, ist richtig", so Köhler. "Die Wahl der Mittel ist falsch. Alle beteiligten politisch Verantwortlichen wissen ganz genau, dass Werbeverbote nachweislich keine Auswirkungen auf die tatsächliche Ursache von Fehlernährung bei Kindern haben. Es gibt wissenschaftlich keinerlei Evidenz, dass wir durch die Einschränkung von Werbung an Kinder ein verändertes Essverhalten erreichen würden."

Wichtig sei ein ganzheitlichen Ansatz anzutreten, "der weniger ideologischer Symbolik folgt, sondern das Problem bei den Wurzeln packt", sagt Köhler. Eine Vielzahl an Faktoren führe zu krankhaftem Übergewicht, unter anderem unzureichender Aufklärung der Eltern oder Bewegungsmangel.

"Die bei uns organisierten Unternehmen der deutschen Markenwirtschaft setzen sich dafür ein, gemeinsam mit allen relevanten Akteuren wie Pädagogen, Ernährungsphysiologen, Ärzten oder Vertretern von Sportvereinen eine Initiative für unsere Kinder zu starten", erklärt der Geschäftsführer des Markenverbandes. "Wir brauchen einen Kindergesundheits-Pakt für Deutschland, keine Werbeverbote."

ZAW kritisiert: Keine evidenzbasierte Politik

Auch der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft e.V. (ZAW) in Berlin fand deutliche Worte. Die untaugliche Verbotspolitik nehme in Kauf, die Refinanzierung von Medien und Sport weitgehend zu beschädigen und den Wettbewerb auszuschalten.

"Die Behauptung des BMEL, es gehe um zielgerichtete Vorschläge, ist irreführend", so Bernd Nauen, Hauptgeschäftsführer ZAW. "Tatsächlich ist eine massive Überregulierung geplant. Hierfür gibt es jedoch keine tragfähige Grundlage. Weder politisch, noch rechtlich und auch ernährungs- bzw. medienwissenschaftlich. Lebensmittel sind nicht per se gesund oder ungesund. Vielmehr finden alle Lebensmittel in einer ausgewogenen Ernährung ihren Platz", so Bernd Nauen, Hauptgeschäftsführer ZAW. "Werbung für Lebensmittel hat Einfluss auf die Marktanteile beworbener Produkte. Sie ist erwiesenermaßen aber nicht in der Lage, das Ernährungsverhalten von Kindern ungünstig in Richtung Übergewicht zu beherrschen."

Besonders kritikwürdig aus der Sicht des ZAW ist, dass das Ministerium nicht nur Reality-Checks und Folgeabschätzungen ausgeklammere, sondern seine Pläne schlichtweg irreführend beschrieben habe, so der Verband. Mit der WHO-Bezugnahme würden zum Beispiel rund 80 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel produktseitig erfasst.

Lebensmittelverband fürchtet generelles Werbeverbot für Lebensmittel

Der Lebensmittelverband Deutschland, Berlin, reagierte ebenfalls kritisch. Man weise die Unterstellung von Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, zurück, dass die Lebensmittelwirtschaft "Geld damit verdient, in dem man die Gesundheit der Kinder ruiniert".

Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands: "Eine solche bösartige Aussage, die eine ganze Branche diffamiert, die über fünf Millionen Erwerbstätige beschäftigt und täglich die Bevölkerung versorgt, ist eines Bundesministers nicht würdig. Dies stellt Cem Özdemir zudem ein erschreckendes Zeugnis über seine Einstellung zu Grundwerten und Grundlagen einer sozialen Marktwirtschaft aus."

Der Minister habe nicht schlüssig darlegen können, was denn für ihn überhaupt "an Kinder gerichtete Werbung" darstelle und wie sich dieser Terminus genau definiere. Vielmehr habe man den Eindruck, als plane er ein fast generelles Werbeverbot für Lebensmittel, so der Verband.

"Cem Özdemir scheint sich über die Tragweite seiner Eckpunkte noch gar nicht im Klaren zu sein. Wenn zwischen sechs Uhr morgens und 23 Uhr abends für Lebensmittel, die den völlig intransparent festgelegten WHO-Kriterien nicht entsprechen, nicht mehr geworben werden darf, betrifft das mehr als 70 Prozent der Produkte. Wenn auch Sport-Sponsering, Social-Media-Aktivitäten und Samstagabendshows impliziert sind, wird das weitreichende Folgen für die Medien-, Sport- und Kulturlandschaft in Deutschland haben", erläutert Minhoff.
 

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vg 28.02.2023